Die Zuschauer in den beiden Kurven waren wirklich nicht zu beneiden. Die Sonne knallte am Sonntagnachmittag gnadenlos vom Himmel, im Verdener Stadion am Berliner Ring waren Schattenplätze rar gesät. Wer beim ersten Testspiel der Saisonvorbereitung des SV Werder Bremen nicht auf der Haupttribüne oder unter dem schützenden Dach der Gegengerade saß, der musste noch ein wenig mehr schwitzen als die restlichen Fans. Und natürlich waren auch die Werder-Profis ebenso wie die Akteure des gegnerischen Regionalligisten SV Drochtersen/Assel aufgrund der sengenden Hitze nicht unbedingt zu beneiden. Am Ende gab es für den Favoriten nach einigen Anlaufschwierigkeiten doch noch einen 2:1 (0:1)-Erfolg – weil sich ein besonderes Sturmduo in Szene setzte.
Die Bremer wurden von Beginn an ordentlich gefordert, Torhüter Michael Zetterer musste hellwach sein, um die gegnerischen Angriffsbemühungen oder verunglückte Rückpässe der eigenen Vorderleute zu entschärfen. Drochtersens Nico von der Reith prüfte den Werder-Keeper per Freistoß (10.), auch beim anschließenden Nachschuss musste Zetterer eingreifen. Erst danach wurde der Erstligist auch selbst gefährlich. Niklas Schmidt hatte Justin Njinmah bedient, der Angreifer scheiterte mit einem Schuss aus der Drehung aber am Torhüter des Außenseiters (13.).
- Lesen Sie auch: Diese Rückennummern bekommen die Werder-Profis um Naby Keita
Weitere Werder-Höhepunkte gab es kaum, die Zuschauer wurden nicht gerade mit fußballerischer Feinkost verwöhnt. „In der ersten Halbzeit hat es mir vom Tempo und der ganzen Aggressivität her nicht gefallen. Da hatten wir einige Probleme mit der Ordnung“, bilanzierte Cheftrainer Ole Werner, während sich hinter ihm die jungen Autogrammjäger tummelten und lautstark bemerkbar machten. Doch der 35-Jährige blieb ganz cool und arbeitete sich noch einmal durch die Partie. „Die drei Youngster haben sich auf ihrer Seite auch ein bisschen schwergetan. In der zweiten Halbzeit fand ich die Leistung ordentlich. Es war Zug drin und wir haben wenig zugelassen“, sagte Werner, der von Beginn an die U 23-Spieler Ethan Kohler, Leon Opitz und Till Winkelmann aufgeboten und in der Pause dann einmal komplett durchgewechselt hatte. „Hier und da hat noch etwas Genauigkeit gefehlt, aber insgesamt war ich mit der zweiten Halbzeit sehr zufrieden“, sagte der Chefcoach.
Zuvor hatte es aber noch das 0:1 gesetzt. Nach einem Ballverlust von Milos Veljkovic hatte Moritz Göttel abermals Zetterer geprüft (32.), zwei Minuten später war dann der nicht unverdiente Rückstand da. Nach einer Flanke von der linken Seite stieg Göttel völlig unbedrängt zum Kopfball hoch und traf. „Sicherlich war es so, dass die Temperaturen nicht zum schnellen Spiel beigetragen haben, aber das ist ja für beide Mannschaften so. Vielleicht war der Gegner noch ein paar Tage weiter, aber wir hätten den Ball trotzdem hier und da schneller machen müssen“, monierte Ole Werner.
Neue Elf zur zweiten Hälfte
Doch es gelang noch die Wende, nachdem Werder das Personal ausgetauscht hatte. Im Sturm sollten unter anderem Neuzugang Dawid Kownacki und Rückkehrer Oliver Burke für Gefahr sorgen – und das taten sie nur wenige Sekunden nach Wiederanpfiff. Burke erspurtete einen weiten Ball, stocherte ihn im letzten Moment am gegnerischen Keeper vorbei, sodass der anrauschende Kownacki mit voller Wucht zum Ausgleich treffen konnte (48.). Ein perfekter Einstand für den polnischen Angreifer.
Werders Spiel war im weiteren Verlauf wesentlich lebhafter als noch zuvor. Das Geschehen spielte sich mittlerweile fast nur noch in der gegnerischen Hälfte ab. Die nächste gute Chance gab es durch Manuel Mbom, dessen Distanzschuss am Tor vorbeistreifte (63.). Auf der Gegenseite wurde von der Reith nach einem Freistoß gefährlich, doch Schlussmann Eduardo Dos Santos Haesler war rechtzeitig ins Eck abgetaucht (68.). Dann war wieder Werder an der Reihe, erneut war das Sturmduo mittendrin. Nach einem herrlichen Steilpass von Kownacki lief Burke allein auf den gegnerischen Schlussmann zu, der Schotte setzte den Ball aber deutlich drüber (75.). Drei Minuten danach machte es der Offensivmann besser, als er nach feiner Vorarbeit von Nick Woltemade kontrolliert zum 2:1 traf (79.).
Die unter der Hitze ächzenden Fans waren begeistert, das Spiel hatte doch noch den von ihnen gewünschten Verlauf genommen. „Es war uns anzumerken, dass wir einige Abstimmungsprobleme hatten. Das lag auch daran, dass bei uns einige Jungspunde mit dabei waren, die sonst auf einem ähnlichen Niveau spielen wie der Gegner“, meinte Werner mit Blick auf den Viertligisten, der sich richtig teuer verkauft hatte. Und Werder so alles abverlangte. Wie auch das Wetter. Aber am Ende hatten sich die Strapazen ja gelohnt.
Neue Elf zur zweiten Hälfte
SV Werder Bremen (1. Halbzeit): Zetterer - Kohler, Veljkovic, Friedl - Opitz, Stage, Buchanan - Winkelmann, Schmidt - Njinmah, Ducksch
SV Werder Bremen (2. Halbzeit): Dos Santos Haesler - Rapp, Stark, Ihendu - Brandt, Groß, Jung, Mbom, Woltemade - Kownacki, Burke
Tore: 0:1 Göttel (32.), 1:1 Kownacki (48.), 2:1 Burke (79.)