Die einen warten seit vier Bundesligapartien, die anderen sogar schon seit elf auf einen Sieg, was aus dem Heimspiel des Tabellenzehnten SV Werder Bremen gegen den 14. VfL Wolfsburg (Samstag, 15.30 Uhr) durchaus so etwas wie einen Krisengipfel macht. Zumal beide Mannschaften zuletzt drei Niederlagen in Serie hinnehmen mussten. In Wolfsburg hat das dazu geführt, dass Trainer Niko Kovac seinen Hut nehmen musste und durch Ralph Hasenhüttl ersetzt wurde, was wiederum direkten Einfluss auf Werder hat: Schließlich gilt die Vorbereitung auf einen Gegner, bei dem erstmals ein neuer Mann an der Linie stehen wird, als besonders knifflig.
"Meistens ist es nach einem Trainerwechsel so, dass viel Feuer und Engagement auf dem Platz ist. Davon gehe ich auch jetzt aus", sagt Werders Chefcoach Ole Werner, der in seiner Laufbahn am Samstag zum ersten Mal auf Hasenhüttl trifft. Der Österreicher war in Deutschland bereits für Unterhaching, Ingolstadt und Leipzig tätig und machte sich von 2018 bis 2022 als Trainer des FC Southampton auch international einen Namen. In 151 Premier-League-Spielen hat er die "Saints" betreut und vier Mal in Folge vor dem Abstieg bewahrt. Im ersten Jahr nach Hasenhüttls Abgang musste das Team dann als Schlusslicht runter.
Um sich bestmöglich auf die Spielweise des neuen Wolfsburger Trainers einzustellen, dürfte sich Werner gemeinsam mit seinem Team Szenen aus dessen Southampton-Zeit angesehen haben. Werders Trainer weiß jedenfalls: "Er steht für ein hohes, aktives Anlaufen und im Ballbesitz für ein zielstrebiges Spiel." Grundsätzlich müsse in der Vorbereitung aber auch viel antizipiert werden, wenn ein neuer Mann beim Gegner auf der Bank sitzt. Komplett im Trüben fischt Werder deshalb aber nicht. "Man weiß schon, wie ein Trainer spielen lassen will, welche Grundordnung er bevorzugt, und auch, welche Spieler beim Gegner gerade zur Verfügung stehen", sagt Werner - und erklärt: "Aus all dem bekommt man ein Bild zusammengesetzt."
Hasenhüttl wiederum dürfte ziemlich genau wissen, was ihn in Bremen erwartet - sowohl sportlich als auch atmosphärisch. Drei Mal war der 56-Jährige an der Weser bereits als Gäste-Trainer im Einsatz, seine Bilanz: ausgeglichen. Einem Sieg mit Ingolstadt (Saison 2015/16) stehen eine Niederlage (2016/17) und ein Remis (2017/18) mit RB Leipzig gegenüber. "Es wird ein superschweres Spiel für uns. In Bremen ist immer eine gute Atmosphäre und wir brauchen eine absolute Topleistung, um dort zu bestehen", sagt er.
Wenn Werder das verhindern möchte, muss sich die Mannschaft im Vergleich zur jüngsten Niederlage bei Union Berlin mächtig steigern. Das ist auch Ole Werner bewusst. Nach den Spielen gegen Hoffenheim und Dortmund, in denen die Leistungen deutlich ansprechender gewesen waren, setzte es in Köpenick bereits die dritte 1:2-Pleite in Folge. "Wir waren in den letzten Wochen trotz einer speziell in Berlin nicht guten Leistung immer dran, zu punkten. Das zeigen die knappen Ergebnisse", hält Werner fest, betont aber auch: "Wenn am Ende drei Mal keine Punkte unter dem Strich stehen, siehst du, dass immer irgendetwas gefehlt hat. Und wenn es nur ein Tor Unterschied ist, geht es häufig um Effektivität und Konsequenz und nicht um Grundsätzliches, denn sonst verlierst du die Spiele deutlicher." Gegen die Wölfe will Werder diese Eigenschaften nun wieder auf den Platz bringen.