Hat Oliver Burke womöglich doch eine Zukunft beim SV Werder Bremen? Und das nicht als Stürmer, sondern als Außenverteidiger? Jedenfalls war der Schotte die große Überraschung beim 5:2-Testspielsieg am Sonnabend gegen den FC Toulouse im Trainingslager in Zell am Ziller. Im Anschluss daran gab es für Burke Lob von Ole Werner, aber auch eine deutliche Ansage. Der Trainer hält nämliche eine Menge von dem 26-Jährigen, ärgert sich aber sogleich, dass dieser sich zu schnell hängen lässt, wenn es mal nicht für ihn läuft.
Die Zuschauer staunten nicht schlecht, als Burke gegen Toulouse auf der rechten Seite begann – und zwar als Außenverteidiger oder Schienenspieler, wie das inzwischen genannt wird. Normalerweise ist der Schotte viel weiter vorne unterwegs, glänzte vor einem Jahr bei seiner Werder-Premiere im Zillertal gleich als Torschütze. Diesmal waren es seine schnellen Antritte auf der rechten Seite, einmal überholte er sogar Mitspieler Justin Njinmah, der selbst pfeilschnell ist.
„Oliver hat es sehr gut, sehr diszipliniert gemacht und kann heute mit seiner Leistung zufrieden sein“, lobte Werner. Wegen eines Überangebots im Angriff und einer Unterversorgung auf der rechten Seite hatte sich der Coach für Burke auf dieser Position entschieden. Ob das so bleibe, werde sich zeigen, so Werner: „Von den Fähigkeiten her ist Oliver ein schneller, wuchtiger Spieler, der auch auf der Außenbahn eine Option sein kann – wenn auch eine sehr offensive.“
Ole Werner fordert mehr von Oliver Burke
Apropos Fähigkeiten. Da musste Werner etwas Grundsätzliches loswerden zu Burke, der im Vorjahr nach einem fulminanten Saisonstart mit dem historischen Siegtreffer beim 3:2 in Dortmund mit seiner Jokerrolle unglücklich gewesen ist und sich im Winter zum englischen Zweitligisten FC Millwall ausleihen ließ. „Von den Anlagen her ist Oliver für fast alle Positionen geeignet. Das ist nicht sein großes Problem. Diese unheimliche Geschwindigkeit gepaart mit diesem Körper – das ist eine Gabe, die man selten findet. Das muss man einfach mal sagen. Deswegen ist er ja auch immer wieder für Vereine interessant“, meinte der Coach und war damit noch nicht fertig: „Die Frage ist, wie konstant bringt er das auf den Platz. Und wie sehr hält er an seinen Stärken fest, wenn auch mal Widerstände kommen. Das ist eher sein Thema. Diese Frage beantwortet nur er.“ Ähnlich hatte sich der Werder-Trainer auch schon mal im vergangenen Herbst geäußert und Burke aufgefordert, dauerhaft Gas zu geben.
In der bisherigen Vorbereitung zieht Burke voll mit und hat offenbar auch mit seiner neuen, ungewohnten Rolle kein Problem. „Aktuell lässt er sich darauf ein“, sagt Werner, traut dem Braten aber noch nicht: „Wir werden sehen, wie das in Zukunft sein wird.“ Wegen dieser Unsicherheit bleibt Burke ganz sicher ein Verkaufskandidat, zumal Werder vorne in Niclas Füllkrug, Marvin Ducksch, Dawid Kownacki, Justin Njinmah und Nick Woltemade schon fünf Angreifer hat und mindestens noch einen abgeben will.