Es gab am Montagabend kaum einen Redebeitrag auf der Mitgliederversammlung des SV Werder Bremen, in dem der etwas sperrige Begriff nicht auftauchte: "Regionales Bündnis strategischer Partner". Gemeint ist damit im offiziellen Vereinssprech die Investorengruppe, die zu Jahresbeginn 18 Prozent der Anteile an der SV Werder Bremen GmbH & Co KG Aa erworben und dafür 38 Millionen Euro auf den Tisch gelegt hat. Geld, das Werder dringend benötigt, um im wirtschaftlichen Haifischbecken Bundesliga weiterhin bestehen zu können. So wiesen die Geschäftsführer Klaus Filbry und Sportchef Clemens Fritz am Montag jeweils ausdrücklich darauf hin, dass ohne das Investorenbündnis die kostspieligen Vertragsverlängerungen mit gleich sechs Leistungsträgern (Stage, Weiser, Zetterer, Njinmah, Schmid, Agu) nicht möglich gewesen wären. So betrachtet, ist es kein Wunder, dass Werder in diese Richtung weiterdenkt. Wie Vereinspräsident Hubertus Hess-Grunewald im Nachgang der Mitgliederversammlung erklärte, plant der SV Werder Bremen e. V. als Mehrheitsgesellschafter, weitere Anteile an der GmbH abzutreten.
"Wir haben uns damit im Präsidium schon sehr intensiv auseinandergesetzt", sagte der 64-Jährige auf Nachfrage - und betonte: "Das Präsidium ist bereit dazu, weitere Anteile zu veräußern. Wir haben festgelegt, es zunächst auf maximal 25 Prozent zu deckeln." Bedeutet demnach: Bis zu sieben Prozent der Anteile sollen in Zukunft noch zu Geld gemacht werden. Am Montagabend stellte Hess-Grunewald folgendes Rechenbeispiel auf: "Wenn wir jetzt nochmal zehn Millionen Euro einsammeln würden, dann würden wir nach aktuellem Unternehmenswert bei ungefähr 22 Prozent verkaufter Anteile insgesamt landen. Das könnte eine realistische Größenordnung sein, auch wenn sie schwer zu erreichen ist. Die Geschäftsführung hat das grüne Licht bekommen, in diese Richtung zu agieren." Was den zeitlichen Rahmen der Pläne angeht, hielt sich der Präsident bedeckt, wies aber darauf hin, dass es sich eher um einen Marathon, denn um einen Sprint handele: "So viel Geld sammeln Sie nicht über Nacht ein."
Fest steht bereits, dass Werder die bestehende Investorengruppe, der aktuell acht Personen um den ehemaligen Sportchef Frank Baumann angehören, um weitere Köpfe vergrößern möchte und nicht etwa einen neuen, dann dritten Gesellschafter ins Boot holen will. "Es geht um eine Erweiterung des Bündnisses. Das ist der Weg, auf den wir uns festgelegt haben", sagte Hess-Grunewald - und hob hervor: "Jetzt noch einen weiteren Minderheitsgesellschafter mit einer rechtlichen Eigenständigkeit dazu zu holen, ist nicht unser Weg. Wir brauchen die bestehende Struktur und das klare Bekenntnis zu unseren Regularien."
Denen hatte die jetzige Investorengruppe vor dem Einstieg zugestimmt. Sie legen unter anderem fest, dass der Verkauf der Anteile an strenge Auflagen geknüpft ist und dass es eine langjährige Haltefrist gibt. Ein externer Weiterverkauf der Anteile ist zudem nur an Personen und Unternehmen möglich, die im Einklang mit einer Sanktionsliste stehen, auf der vom Verein etwa Investoren aus Russland oder China ausgeschlossen werden. Grundsätzlich besitzt der SV Werder Bremen e. V. zudem ein Vorkaufsrecht, falls dem Club ein Interessent nicht zusagt. Sogar beim Thema Erbe hat sich Werder entsprechend abgesichert, damit die Anteile nicht in falsche Hände geraten können. All diesen Mechanismen, mit denen sich der Verein vor ungewünschter Einflussnahme schützt, müssten auch die neuen Geldgeber zustimmen.
"Entscheidend ist, dass die Kriterien, die wir formuliert haben, weiterhin Gültigkeit haben", betonte Hess-Grunewald. Bei der Suche nach neuen Investoren setzt Werder vor allem darauf, dass die bisherigen Mitglieder des Bündnisses, die allesamt aus der Region um Bremen stammen und/oder einen engen Bezug zum Verein haben, Menschen aus ihren jeweiligen Netzwerken für einen Einstieg begeistern. "Die Mitglieder des Bündnisses wirken als Multiplikatoren, weil sie ihrerseits wirtschaftlich sehr stark aufgestellt und in der Bremer Kaufmanns-Community zu Hause sind", sagte Hess-Grunewald. "Da ist es nicht ausgeschlossen, dass über persönliche Kontakte für das Bündnis geworben wird."