Leonardo Bittencourt ist niemand, der ein Blatt vor den Mund nimmt. Der Deutsch-Brasilianer gilt in der Mannschaft zwar als beliebter und umgänglicher Typ, doch wenn ihm etwas nicht passt, dann äußert er das auch – mitunter kritisch und laut. Der Mittelfeldspieler des SV Werder Bremen zeigte seine impulsive Art in der Vergangenheit häufig auch dann, wenn er mal für längere Zeit auf die Bank musste. Da konnte man ihm die Unzufriedenheit darüber nicht selten ziemlich deutlich anmerken. Inzwischen hat der 31-Jährige aber an seinem Auftreten auf dem Trainingsplatz gearbeitet und tritt auch seltener öffentlich als kritischer Wortführer auf. Mit Erfolg. Gewissermaßen hat sich der frühere Bremer Stammspieler damit arrangiert, dass er, wenn alle Akteure zur Verfügung stehen, nur noch zweite Wahl ist.
„Ob das ein Reifeprozess ist, das kann nur er beurteilen“, sagt Trainer Ole Werner und betont: „Fakt ist, dass ich mit Leo zufrieden bin, so wie er sich verhält, aber auch wie er sich sportlich immer wieder einbringt.“ Zuletzt tat das der frühere deutsche U21-Nationalspieler nach seiner Einwechslung gegen den BVB, als er mit einem starken Auftritt maßgeblich dazu beitrug, dass Werder aus einem 0:2-Rückstand noch ein 2:2 machte. Auch dank eines Traumtores von Bittencourt zum 1:2. „Er ist für uns ein Spieler, der wichtig ist, der extrem viel Erfahrung hat, weil er auch Einfluss nimmt, auf die Dinge um ihn herum. Und er macht das auf eine positive Art und Weise. Davon profitiert die Mannschaft. Die Einwechslung in Dortmund hat gezeigt, dass er auch sportlich einen Wert für uns haben kann“, lobt Werner seinen Schützling vor dem Heimspiel gegen den 1. FSV Mainz 05, in dem Bittencourt aufgrund einer Gelbsperre von Jens Stage zur Startelf zählen dürfte.
Bittencourt überzeugte in Dortmund nach Einwechslung
„Es ist immer die Frage, wie ein Spieler seine Rolle annimmt. Es ist wichtig, dass man positiv für die Mannschaft mit seiner Rolle umgeht, so wie sie in dem Moment ist. Und natürlich sollte jeder Spieler trotzdem den Anspruch haben, seine Rolle ins Positive zu verbessern. Sprich: noch mehr Spielzeit zu haben, eine noch größere Bedeutung am Wochenende auf dem Platz zu haben. Und beides macht Leo - deshalb ist das ein richtiger Weg“, hält Werner anerkennend fest. Wohlwissend, dass sich Leonardo Bittencourt damit in der Vergangenheit schon schwerer getan hat. „Es ist auch jetzt noch so, dass Leo auf dem Platz stehen will – und zwar immer. Trotzdem ist es wichtig, dass man für sich selbst einen positiven Umgang damit findet, dass man sich trotzdem, wenn man gebraucht wird, darauf fokussiert, dann da zu sein. Auch, wenn es nur für 30 Minuten ist. Und trotzdem ist er ehrgeizig und möchte natürlich auch mehr spielen, das verstehe ich.“
Bittencourt selbst hatte kürzlich erklärt: „Wenn ich reinkomme, dann probiere ich, das Bestmögliche zu machen, um dem Trainer zu zeigen, dass ich immer noch in die Startelf rein möchte, immer noch die Qualität dafür habe.“ Und weiter: „Aber ja, manchmal muss man sich in einer Phase seiner Karriere, die man vielleicht nicht so kennt, neu orientieren und probieren, der Mannschaft anders zu helfen, ohne die Motivation zu verlieren, da wirklich reinzuwollen.“