Ganz am Ende, als die Medienrunde anlässlich seiner Vorstellung im Grunde schon beendet war, hatte Dawid Kownacki noch ein Anliegen. „Das war meine erste Pressekonferenz auf Deutsch“, sagte der Neuzugang des SV Werder Bremen und schob fast schon entschuldigend hinterher: „Ich werde mich bemühen, dass es das nächste Mal noch besser klappt.“
Zuvor hatte der Stürmer, der ablösefrei von Zweitligist Fortuna Düsseldorf gekommen war, knapp 25 Minuten lang die Fragen der Journalisten beantwortet – und zwar in sehr gut verständlichem Deutsch. Kownacki erklärte unter anderem, warum er sich trotz anderer Angebote für Werder entschieden hat, als was für einen Spielertypen er sich selbst sieht – und weshalb sein Herz für den Motorsport schlägt. Dawid Kownacki über…
… seinen Wechsel nach Bremen: Schon kurz nach dem Ende der Saison 2022/23 gab Werder Ende Mai den ersten Zugang für die kommende Spielzeit bekommt und verkündete nicht ohne Stolz, sich die Dienste von Düsseldorfs Torjäger Kownacki gesichert zu haben. Vorausgegangen waren dieser Meldung mehrere Gespräche, die den Spieler davon überzeugten, dass Bremen der richtige Schritt für ihn ist. „Nach dem Austausch mit Ole Werner und Clemens Fritz war ich überzeugt davon, dass Werder als familiärer Verein sehr gut zu mir passt. In der vergangenen Saison habe ich einige Spiele von Werder gesehen und weiß deshalb, dass man als Stürmer in dieser Mannschaft zu vielen Chancen kommt.“ Ein Eindruck, der sich für Kownacki gleich im ersten Testspiel gegen Drochtersen/Assel (2:1) bestätigte: Nur drei Minuten nach seiner Einwechslung traf er zum zwischenzeitlichen 1:1. „Das war superwichtig für mich“, sagte der 26-Jährige, der im vergangenen Jahr 14 Zweitliga-Treffer für Düsseldorf erzielt hat.
… Marvin Ducksch: Zwei Spiele hat Dawid Kownacki in der Saison 2018/19 gemeinsam mit Marvin Ducksch für Fortuna Düsseldorf bestritten. Zum Start in die Vorbereitung haben sie sich nun in Bremen wiedergetroffen, was den neuen Werder-Angreifer freut, selbst wenn Ducksch künftig einer seiner härtesten Konkurrenten um Spielzeit sein dürfte. Doch Kownacki sieht für sich durchaus Chancen auf einen Stammplatz. „Warum nicht? Das ist Fußball“, sagte er ganz lapidar. „Ich weiß, dass Marvin und Fülle (Niclas Füllkrug, Anm. d. Red.) es letzte Saison gut gemacht und viele Tore geschossen haben, aber jetzt ist eine neue Saison. Mein Ziel ist, in jedem Spiel zu spielen.“ Für ihn sei es nur gut, mit anderen starken Stürmern zusammenzuarbeiten: „Von den beiden kann ich lernen.“
… seinen Spielstil: Bei Werder trägt er ab sofort zwar die Rückennummern neun, doch charakterisieren lassen will sich Kownacki darüber nicht. „Ich bin nicht die typische Nummer neun, mehr ein zweiter Stürmer“, sagte der Pole, der neben dem Toreschießen auch „gerne viele Läufe“ macht. In Düsseldorf hat er auch mal auf dem Flügel gespielt, „aber die Mitte, das ist meine Position. Dort fühle ich mich am wohlsten.“ Verbessern könne er sich allerdings noch beim Spiel mit dem Rücken zum Tor: „Das ist das größte Problem für mich, das muss ich besser machen.“
… Vergleiche mit Robert Lewandowski: Der polnische Fußball kennt einen großen Superstar: Robert Lewandowski. Kein Wunder, dass aufstrebende Stürmer im deutschen Nachbarland schnell mit ihm verglichen werden. „Ich habe gehört, dass ich der zweite Lewandowki sei. Als ich 15, 16 Jahre alt war, haben das alle gesagt“, erinnerte sich Kownacki, lehnt die Vergleiche aber grundsätzlich dankend ab. „Robert ist einer der besten Stürmer der Welt, aber ich will mir einen eigenen Namen machen. Ich bin Dawid Kownacki und ich will, dass alle Dawid Kownacki kennen.“ Der 26-Jährige hat in der Nationalmannschaft schon mit Lewandowski zusammengespielt und von dem „guten Kontakt“ sehr profitiert: „Wenn ein Spieler wie er auf der gleichen Position spielt wie ich, muss ich viel von ihm lernen“, sagte Kownacki.
… die Nationalmannschaft: Sieben Mal hat Kownacki bisher für Polen gespielt, das letzte Mal ist allerdings schon zwei Jahre her. Ein Jahr vor der EM in Deutschland hofft der Angreifer auf eine Rückkehr in die Landesauswahl, bleibt aber öffentlich zurückhaltend: „Mein Ziel ist, im Club gut zu spielen und der Mannschaft zu helfen. Wenn ich das mache, gibt es vielleicht eine Chance zurück in die Nationalmannschaft.“ Jetzt stehe aber erst mal Werder im Fokus.
… sein persönliches Saison-Ziel: Nein, eine genaue Marke will er sich nicht setzen. Dawid Kownacki hat keine Lust, seine Torausbeute an einer vorab genannten Anzahl messen zu lassen: „Ich mag nicht sagen, dass mein Ziel zehn Tore sind. Wenn ich neun mache, sagen alle, du hast dein Ziel verfehlt. Ich will so viele Tore schießen wie möglich.“ Kownacki glaubt daran, dass es ihm nützen wird, wenn er die Interessen des Teams über seine eigenen stellt: „Das erste Ziel ist, dass ich der Mannschaft helfe, und ich weiß, dann hilft die Mannschaft auch mir. Das ist ein Geben und Nehmen.“ Nach dem Motto soll auch der Start bei Werder gelingen: „Wenn die Mannschaft sieht, dass ich schnell lernen will, will sie auch schnell helfen.“
… seine Leidenschaft Motorsport: Selber fährt er keine Maschine, doch die Motorradsportart Speedway fasziniert Dawid Kownacki. „Das ist mein Hobby. Wenn ich ein bisschen Zeit habe, gehe ich zu Speedway-Rennen“, sagt der Offensivspieler, der viele Freunde in der Szene hat. „Ich mag Motorsport, in Polen ist das sehr populär, dort gibt es die beste Liga der Welt.“ Kownacki kennt sich aber nicht nur in Polen aus. Er weiß: „Auch in Cloppenburg, hier in der Nähe von Bremen, gibt es ein Stadion.“ Klingt ganz danach, als würde der Profi künftig mal den einen oder anderen Abstecher dorthin planen.