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"An den Besten orientieren" Wie Werder in der Talentförderung von Athletic Bilbao lernen will

Werder Bremen will sich auch in Zukunft kontinuierlich und mit neuen Ideen aufstellen. Dazu besuchten einige Klub-Bosse den spanischen Top-Klub Athletic Bilbao für einen besonderen Arbeitstrip ...
20.11.2024, 18:18 Uhr
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Wie Werder in der Talentförderung von Athletic Bilbao lernen will
Von Malte Bürger

Ein Kurzbesuch, mehr war es nicht. Doch es war ein Trip, der es in sich hatte. Vor allem in informativer Hinsicht. Und genau darauf kam es dem Quintett des SV Werder Bremen an, das sich in der Vorwoche auf den Weg nach Spanien gemacht hatte. Genauer gesagt zum dortigen Klub Athletic Bilbao. Der Traditionsverein ist seit 1928, also von Beginn an, Teil der Primera Division und besticht dabei mit einem ganz besonderen Charaktermerkmal: Es werden ausschließlich Spieler eingesetzt, die entweder auf baskischem Boden geboren oder während ihrer Jugendzeit in einem der dortigen Vereine ausgebildet wurden. Das schränkt den Kreis an Profispielern extrem ein – und doch trägt die Arbeit stets derart üppige Früchte, dass die gesamte Fußballwelt anerkennend auf das dortige Konzept blickt. Auch der SV Werder, dessen Philosophie es selbst ist, aus möglichst wenig sehr viel machen zu wollen.

„Athletic Bilbao ist ein sehr erfolgreicher, professionell und strategisch aufgestellter Klub. Man betreibt dort zudem eine sehr konsequente und gute Nachwuchsarbeit“, lobt Tarek Brauer im Gespräch mit unserer Deichstube die Iberer. Der 46-Jährige gehörte ebenso zur Werder-Delegation wie Geschäftsführer-Kollege Clemens Fritz, Marc Dommer (Sportlicher Leiter des Leistungszentrums), Jan-Claas Alexander (Referent Profifußball) und Raphael Vogt (Strategie), auch Tage später ist ihm noch die Begeisterung über den Bilbao-Besuch anzuhören.

Wir möchten uns mit den Besten austauschen und an ihnen orientieren – und es gibt in meinen Augen weltweit kaum einen Klub, der derart für ein nachhaltiges und ganzheitliches Ausbildungskonzept steht.
Tarek Brauer, Geschäftsführer SV Werder

„Ihr Credo ist, nicht nur bessere Spieler, sondern auch bessere Menschen zu machen. Das ist alles sehr inspirierend“, betont Brauer. „Wir möchten uns mit den Besten austauschen und an ihnen orientieren – und es gibt in meinen Augen weltweit kaum einen Klub, der derart für ein nachhaltiges und ganzheitliches Ausbildungskonzept steht.“

Werder will in dieser Hinsicht unbedingt nachbessern, tut es bekanntlich schon. Die Modernisierung des Leistungszentrums (LZ) in der Pauliner Marsch ist der zentrale Baustein bei der Aufwertung der Nachwuchsarbeit, aber auch inhaltlich wird an Konzepten geschraubt, Bestehendes auf den Prüfstand gestellt. Nicht nur bei den Junioren. „Es geht gar nicht nur um das Thema Leistungszentrum, sondern um alle Bereiche. Wir wollen generell regelmäßig über den Tellerrand hinausschauen, lernen und uns immer wieder hinterfragen“, erklärt Tarek Brauer. „Da kann ein Austausch mit den besten Klubs nie schaden. Das alles ist ein Teil unserer implementierten Lernkultur im Verein. Wir haben begrenztere Mittel als manch anderer Klub. Unser Ziel ist daher immer, diese möglichst effizient einzusetzen.“

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Und Werders Geschäftsführer Organisation & Personal sieht bereits entsprechende Erfolge. „In der vergangenen Bundesliga-Saison beispielsweise war unsere Platzierung am Ende besser als der Rang, den wir eigentlich hätten belegen müssen, wenn man auf den reinen Kaderwert in der Liga schaut“, hebt Brauer hervor. Beim Branchenportal „transfermarkt.de“ waren die Bremer in der Spielzeit 2023/2024 mit einem Gesamtmarktwert von 134,93 Millionen Euro beziffert worden und hatten damit in dieser Statistik Rang 14 belegt. In der Liga sprang bekanntlich Platz neun heraus, das internationale Geschäft wurde nur knapp verpasst.

Die spanischen Eindrücke sollen nun dabei helfen, für weitere, langfristige Zugewinne zu sorgen. Aber: „Eine Eins-zu-eins-Kopie wird es nicht geben. Das ist gar nicht möglich und das wollen wir auch gar nicht, denn wir haben unsere DNA und verfolgen unseren Werder-Weg“, betont Tarek Brauer. „Zudem sind die Voraussetzungen in Bilbao andere als bei uns. Aber natürlich wollen wir weitere Entwicklungsschritte machen, nicht aus einem Defizitgefühl, sondern aus unserem Selbstverständnis heraus. Dafür ist so ein Austausch ungemein wertvoll, denn wir haben sicherlich einige Impulse und Inspirationen mitnehmen können.“

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Und deshalb werden sie bei Werder auch künftig ab und an auf Reisen gehen, bei den Entscheidern anderer Vereine über die Schulter schauen. Aktuell sogar ohne teure Extra-Gebühren. „Athletic Bilbao ist enorm gefragt – so sehr, dass sie aus ihrer Einzigartigkeit ein Business gemacht haben und ihr Wissen dort eigentlich in einwöchigen Kursen verkaufen“, sagt Brauer. „Zwischen uns ist jedoch im Vorfeld über die gemeinsame Arbeit mit dem OKR-System (Management-System, Anm. d. Red.) eine Vertrauensbasis entstanden, aus der heraus die jetzige Idee des Besuchs resultierte. Man nimmt uns dort als erfolgreichen Traditionsverein mit großer Geschichte wahr, weshalb ein gegenseitiges Ehrgefühl zu spüren war.“

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