Es lässt sich nun wahrlich nicht behaupten, dass Bayer Leverkusen zu den Lieblingsgegnern von Marco Friedl gehört. Dafür gibt es einfach zu viele schlechte Erinnerungen an die Werkself. Damals, im Oktober 2018, erlebte der Österreicher bei einem 2:6-Heimdebakel des SV Werder Bremen einen rabenschwarzen Tag im Weserstadion. Im Folgejahr gab es zwar ein 2:2 in der BayArena, doch Friedl hatte erneut Schwächen offenbart und unter anderem nicht verhindern können, dass sein Gegenspieler Karim Bellarabi die horrende Anzahl von 20 Flanken schlagen konnte. Und jetzt? Da glänzte der inzwischen 24-Jährige, wehrte am vergangenen Samstag beim 1:1 seinen persönlichen Bayer-Fluch ebenso vehement ab wie zahlreiche Angriffe des Gegners.
„Ich hatte schon das eine oder andere Spiel gegen Leverkusen, in dem es für mich nicht so gut gelaufen ist. Man hat heute gesehen, dass man dem Gegner nicht viel Platz lassen darf und einfach eklig sein muss“, erklärte Werders Kapitän, der dieses knackige Adjektiv gleich noch einmal benutzte. „Sie haben unter der Woche gespielt. Wenn du dann am Wochenende eklig bist, haben sie irgendwann keine Lust mehr. Wir haben versucht, ihnen wehzutun und ihnen ihre Stärke zu nehmen.“ Der Verteidiger hat diesen Plan von der ersten Sekunde an in die Tat umzusetzen versucht. Mit Erfolg.
Nun ist es nur logisch, dass der Marco Friedl von heute ein anderer als der von vor ein paar Jahren ist. Aus dem Abwehrtalent ist ein gestandener Profi geworden, der bei Werder nicht nur die Kapitänsbinde trägt und dessen Wort Gewicht hat, sondern der trotz kleinerer Schwankungen auch klarer Leistungsträger ist. Inwiefern er sich genau verändert hat, kann aber auch der österreichische Nationalspieler nicht genau beschreiben. „Das ist schwer zu sagen. Natürlich sammelst du gewisse Erfahrung. Ich weiß, worauf es ankommt“, versuchte er sich an einer Erklärung. „Natürlich funktioniert aber nicht immer alles so, wie ich mir das vorstelle. Es gibt immer Dinge, die besser sein können.“
Friedl wird mit ziemlicher Sicherheit weiterhin intensiv daran arbeiten. Er wird nämlich noch einige Male sehr eklig zum Gegner sein müssen.