Nationalmannschaft Werder-Star Füllkrug wird immer wichtiger für den deutschen Fußball

Niclas Füllkrug sammelt trotz der Niederlage der deutschen Nationalmannschaft gegen Belgien weitere Pluspunkte für sich. Werders Torjäger kommt im DFB-Team eine Schlüsselrolle zu.
29.03.2023, 11:21 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Von Frank Hellmann

Es war die erstaunlichste Erkenntnis dieses anfangs so ernüchternden Fußball-Abends, dass das Publikum in Köln-Müngersdorf kein gellendes Pfeifkonzert anstimmte. Vielleicht ist der Fan des heimischen 1. FC Köln einfach Freud und Leid gewohnt, möglicherweise trägt das frohgelaunte rheinische Gemüt dazu bei, selbst bei Lehrstunden nicht gleich Verrat zu wittern: Die trotz der Niederlage gegen Belgien (2:3) erteilte Aufmunterung im Grüngürtel der Domstadt kann die deutsche Nationalelf jedenfalls auf einem langen Weg zu einer stimmungsvollen Heim-EM 2024 gut gebrauchen.

Aber vielleicht lag der Schlussapplaus auch darin begründet, dass in der Nationalelf jetzt Typen wie Niclas Füllkrug eine Schlüsselrolle spielen, die das Herz am richtigen Fleck haben und auch nach Niederlagen die richtigen Worte verwenden. „Ich finde, wir haben trotzdem ein gutes Gesicht gezeigt. Wir sind noch mal rangekommen, haben Moral bewiesen, uns dann aber nicht belohnt“, sagte der 30-Jährige, der wieder seine dunkle Mütze trug, die fast schon sein Markenzeichen während der März-Länderspiele geworden ist. Und der Bremer fügte noch an: „Wir haben aber auch gegen eine sehr gute Mannschaft gespielt und haben trotzdem unsere Situationen gegen diese Top-Mannschaft bekommen.“ Die leichten Gegentore machte der Frontmann an „zwei verlorenen Zweikämpfen in Pressingsituationen“ fest – ohne, dass er natürlich Namen nannte. Da weiß einer eben, was er sagen darf – und was besser in der Kabine bleibt.

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Mit einem von ihm selbst herausgeholten Handelfmeter hatte Werder Bremens Mittelstürmer das Anschlusstor erzielt, weil er bei der Ausführung den für VfL Wolfsburg spielenden belgischen Nationalkeeper Koen Casteels genauso verlud wie im Bundesligaspiel im Weserstadion vor genau zwei Monaten (2:1). Kurz den Anlauf verzögert, den Kopf gehoben, eingeschoben – und fertig war das sechste Länderspieltor im sechsten DFB-Einsatz zum 1:2 (44.). Der „Fülle-Flow“ ist beeindruckend und erstaunt den Hauptdarsteller ja irgendwie selbst. Ganz zufrieden war er aber nicht: „Ich freue mich über das Tor, aber in der zweiten Halbzeit hätte ich gerne noch ein paar Situationen gehabt.“ Einmal köpfte der 1,89-Meter-Mann nach einer Ecke selbst noch knapp über die Latte und zeigte auch da eine Präsenz, die sein früh auf die linke Seite verschobener Nebenmann Timo Werner nie aufbauen konnte.

Ich freue mich über das Tor, aber in der zweiten Halbzeit hätte ich gerne noch ein paar Situationen gehabt.
Niclas Füllkrug

Fakt ist, dass der gebürtige Hannoveraner sein Formhoch, für das der übertragende Sender RTL ihm noch mit einem Gutschein für ein Pay-TV-Abo belohnte, scheinbar mühelos über den Verein in die Nationalmannschaft, über den Herbst in den Winter bis hin ins Frühjahr transportiert hat. Er erzielte in dieser Länderspiel-Periode drei der vier deutschen Tore gegen Peru (2:0) und Belgien (2:3). Außer Emre Can hat keiner so sehr sein Standing beim vierfachen Weltmeister gefestigt wie der Bremer. Klar, dass Bundestrainer Hansi Flick abermals lobende Worte für seine Nummer neun wählte: „Er hat eine enorme Quote, er tut uns gut und ist auf wie auch neben dem Platz wichtig für uns.“

Er schätzt diesen aufrichtigen Profi, der auch an guten Tagen um sich selbst nicht zu viel Aufhebens macht, immer mehr. Und so ist eigentlich klar, dass der beste Bundesliga-Torjäger bald auch als eine Art Fremdenführer beim Nationalteam gefragt sein wird, sofern keine Verletzung dazwischen kommt. Hinter den Kulissen ist es ausgemachte Sache, dass die deutsche Nationalmannschaft ihr erstes von drei Länderspielen am 13. oder 14. Juni im Bremer Weserstadion gegen die Ukraine spielt.

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Es wird eine besondere Partie in Füllkrugs Wohnzimmer. Und eine Begegnung mit Benefizcharakter für das kriegsgeplagte Land. Danach folgen Spiele in Warschau gegen Polen und eine weitere Begegnung in Gelsenkirchen. Klar, dass Füllkrug auf sein Heimspiel hinfiebert. Es wäre das 1000. Länderspiel der DFB-Geschichte. Ein historisches Ereignis. Das bisher letzte Länderspiel an der Weser fand am 29. Februar 2012 gegen Frankreich statt (1:2). Zwei Jahre später gab es Streit wegen der Beteiligung an den Polizeikosten, die nur im Land Bremen erhoben werden. 2014 entzog der Deutsche Fußball-Bund (DFB) der Hansestadt deshalb kurzfristig die Partie gegen Gibraltar. Nun kehrt der DFB zurück – und darf dank der neuen Identifikationsfigur Füllkrug ziemlich sicher sein, dass das Weserstadion ausverkauft sein wird.

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