Mit vier Siegen in Folge ist Werder Bremen in der 2. Liga auf Platz vier vorgeprescht. Mehr denn je wird nun vom direkten Wiederaufstieg in die Bundesliga geträumt – jedenfalls bei den Fans. Im Club selbst ist der Umgang mit den Aufstiegschancen und -hoffnungen von Zaghaftigkeit geprägt.
Zwar trauten sich zuletzt einige Spieler nach vorne und dokumentierten ihren Willen, den Betriebsunfall Abstieg nun doch gleich im ersten Anlauf reparieren zu wollen. Weil: Es läuft ja seit einigen Wochen so schön rund. Aber eine offizielle Korrektur des Saisonziels hat der SV Werder eben nicht herausgegeben. Und wird es vorerst auch nicht machen. Werder ziert sich, sorgt mit dieser Zurückhaltung bei einigen Menschen im Umfeld sogar für Unverständnis. Denn was ist schon so schlimm daran, ohnehin bestehende Erwartungen und Wünsche auch mal öffentlich zu benennen? Niclas Füllkrug hat eine Antwort auf diese Frage: Es könnte durcheinanderbringen, was gerade so gut funktioniert.
Dass in den Medien und in Fankreisen gedrängelt wird, Werder möge doch endlich auch hinsichtlich der Saisonaussichten jene Offensivfreude versprühen, die Füllkrug und Co. auf dem Platz zeigen, hat der Mittelstürmer natürlich registriert. Es wundert ihn aber, dass es so ist. „Ich sehe im Moment kein Problem darin, dass wir so erfolgreich sind und so souverän die Siege einfahren. Es gibt keinen Grund etwas zu ändern“, sagte der 28-Jährige nach dem 3:0-Erfolg über Fortuna Düsseldorf, an dem er sich mit zwei Toren beteiligt hatte. Weil alle Stellschrauben nahezu optimal positioniert sind, könne es nur stören, nun mit irgendwelchen herausposaunten Parolen durch die sportlich im Augenblick heile Werder-Welt zu ziehen, meint Füllkrug. Sein Argument: „Wir hatten in dieser Saison lange keine Konstanz, haben mal gewonnen, mal verloren, mal tolle, mal grauenvolle Spiele gemacht. Jetzt ist es das Wichtigste für uns, unsere Siegesserie fortzuführen. Es geht aber nicht darum, ein Ziel auszusprechen, das uns unter Druck setzt oder ablenkt. Wir müssen erst noch ein paar Punkte sammeln, um dieses Ziel ausrufen zu können.“
Werders Niclas Füllkrug: "Alle sind gierig"
Soll wohl heißen: Erst wenn Werder den Sprung auf einen der drei Aufstiegsplätze geschafft, sich sogar ein kleines Punkteplus gegenüber den Mitbewerbern erarbeitet haben sollte und das Thema Aufstieg beim besten Willen nicht mehr verbal zu umdribbeln wäre, würde auch Füllkrug mitmachen bei den Aufstiegsträumereien. Solange die Bremer aber in der Verfolgerrolle sind und jeder Rückschlag, selbst ein Remis, in der aktuell noch sehr engen Tabelle einen Sturz zwei, drei Plätze nach unten bedeuten kann, will Füllkrug sich und der Mannschaft nichts aufladen, was dann zur Last werden könnte. Der erfahrene Profi möchte nach einer Niederlage und Rang sechs eben nicht gefragt werden, was denn nun mit den Aufstiegsambitionen sei. Sondern er möchte einfach so weitermachen wie in den vergangenen Wochen, in denen unter Trainer Ole Werner eine Arbeitsatmosphäre entstanden ist, die Füllkrug so beschreibt: „Alle sind gierig, haben aber gute Laune dabei."