Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

103. Nordderby der Bundesliga-Geschichte Werder gegen den HSV - mehr als ein Spiel

Zum 103. Mal in der Bundesliga-Geschichte findet am Sonnabend das Duell Werder gegen den HSV statt. Für Werder geht es um mehr als drei Punkte: Das Spiel wird auch Wegweiser für die nächsten Wochen sein.
27.11.2015, 00:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Werder gegen den HSV - mehr als ein Spiel
Von Marc Hagedorn

Zum 103. Mal in der Bundesliga-Geschichte findet am Sonnabend das Duell Werder gegen den HSV statt. Für Werder geht es um mehr als drei Punkte: Das Spiel wird auch Wegweiser für die nächsten Wochen sein.

Woran Felix Wiedwald merkt, dass das Nordderby ansteht? Dafür reicht ihm in diesen Tagen ein Blick auf sein Handy. Vermehrt bekommt er zurzeit Kurzmitteilungen auf sein Handtelefon geschickt, manchmal ein paar Sätze nur, manchmal aber sind auch kleine Filmchen und Videos angehängt. Immer verbunden mit einer klaren Botschaft: Es ist Nordderby-Zeit, und bitte Felix, bitte lieber SV Werder, holt gegen den HSV drei Punkte.
Felix Wiedwald wird alles dafür tun, dass es so kommt. Er kennt das Derbyfieber. Er hat als kleiner Junge auf der Tribüne im Stadion gesessen, wenn der HSV in die Stadt kam. Er ist mit neun Jahren vom TSV Achim zu Werder gewechselt, hat danach sämtliche Jugendmannschaften bei den Grün-Weißen durchlaufen. Eine Konstante dabei: die Duelle mit dem HSV. In der U 18, in der U 16, in der U 14, im Ligabetrieb draußen. „Aber auch bei Hallenturnieren“, sagt Wiedwald, „das waren von Anfang an brisante Duelle.“

Ein paar Lieblingsspiele hat er auch, ihm fallen spontan die Pokalduelle während der verrückten Derbywochen ein. Zu der Zeit war er selbst noch Torwart der zweiten Mannschaft und damit nur im erweiterten Profikader. Aber dass Werder im April und Mai 2009 binnen 19 Tagen vier Mal auf den HSV traf und sich damals sowohl im DFB-Pokal als auch im Uefa-Cup durchsetzte, das gefällt Felix Wiedwald sechs Jahre später immer noch.

Am Sonnabend wird er erstmals selbst als Bundesliga-Torwart für Werder ein Nordderby bestreiten. „Die Vorfreude ist da“, sagt er, „die ganze Stadt, die ganze Region, ganz Werder freut sich auf das Spiel.“ Und dann sagt Wiedwald einen Satz, der die aktuelle Bedeutung äußerst treffend beschreibt: „Das ist ein Spiel, in dem man mehr als drei Punkte gewinnen kann.“

Genau darüber hatte eine Stunde zuvor auf der Pressekonferenz auch Werder-Trainer Viktor Skripnik referiert. Natürlich: Das Nordderby ist das Spiel, in dem 2009 eine aufs Feld geworfene Papierkugel maßgeblich den Spielausgang bestimmte. Das Nordderby hat Bilder für die Ewigkeit geschaffen: Tim Wiese, wie er mit einem Kung-Fu-Tritt dem Hamburger Ivica Olic entgegenfliegt. Zlatko Junuzovic, wie er im Frühjahr 2014 per Hackentrick das Siegtor schoss. Noch einmal Tim Wiese, wie er im DFB-Pokal-Halbfinale während der besagten Derbywochen drei Elfmeter abwehrte und hinterher mit ausgebreiteten Armen durchs Stadion rannte. Das Nordderby, das sind Erinnerungen an die Duelle großer Trainer, Thomas Schaaf und Otto Rehhagel auf der einen, Ernst Happel und Branko Zebec auf der anderen Seite. Deshalb tun Siege gegen den Rivalen aus der Nachbarschaft ja auch immer besonders gut.

Aber es geht diesmal tatsächlich nicht nur um drei Punkte fürs Herz und die Tabelle, sondern auch um eine Weichenstellung für die Wochen bis Weihnachten. „Das Nordderby ist eine exzellente Möglichkeit, um dich zu rehabilitieren“, sagt Skripnik, „aber du kannst auch noch tiefer fallen.“ Rehabilitieren muss sich Werder für den desolaten Auftritt beim 0:6 gegen Wolfsburg. Noch tiefer fällt Werder, wenn der HSV gewinnt. Aber daran will Skripnik gar keinen Gedanken verschwenden. „Wir sind positiv“, hat der Trainer beschlossen.

Aus seiner Sicht gibt es Gründe dafür. Da ist zum einen der Faktor Zeit. „Die Zeit ist der beste Doktor“, sagt Skripnik, „fünf Tage sind seit Wolfsburg rum, es wird besser bei allen.“ Sehr zufrieden ist er auch mit dem Engagement beim Training, schränkt allerdings ein: Auch vor dem Wolfsburg-Spiel habe man eine gute Trainingswoche gehabt. Deshalb: „Die Prüfung ist am Samstag um halb vier.“ Dafür muss Skripnik einen Spagat hinkriegen. Er muss seine Spieler heiß machen für dieses Spiel, er muss aber gleichzeitig dafür sorgen, dass keiner überdreht.
MediaSlot: ImageContainer #Image3
Bloß keinen Platzverweis, wünscht sich Geschäftsführer Thomas Eichin, der am Donnerstag selbst den Spagat zwischen kühler Analyse und knackiger Ansage hinbekommen musste. Eichin war mit einer Aussage von Tim Wiese konfrontiert worden. Wiese, Held einiger Nordderbys, hatte die aktuelle Auflage, die 103. in der Bundesliga-Geschichte, als ein Spiel „Not gegen Elend“ klassifiziert. „Den Blödsinn muss ich mir nicht mehr anhören, immer diese schlauen Sätze...“, sagte Eichin zunächst genervt. Und dann deutlich entspannter: „Du darfst als Spieler aufgrund solcher Sätze nicht glauben, jetzt ein Zeichen setzen zu müssen. Dann bist du ganz schnell raus. Wir müssen aber schauen, dass wir zu elft auf dem Platz bleiben.“

Vielleicht macht man es am besten so wie Felix Wiedwald im September 2014. Da stand der damals 24-Jährige – noch im Trikot von Eintracht Frankfurt – unmittelbar vor seinem Bundesliga-Debüt. Gegner: der HSV. Seine Gefühlslage: aufgeregt. Seine Leistung: „durchschnittlich“, wie er heute findet. Aber über allem stand das Ergebnis: 2:1 gewonnen. So darf es nach Wiedwalds Willen gern wieder ausgehen.

Sicherheitsvorkehrungen sind hoch

Das Spiel ist ausverkauft. Die Sicherheitsvorkehrungen sind hoch. Es wird zu gründlichen Kontrollen beim Einlass ins Weserstadion kommen. Das Nordderby stellt – zwei Wochen nach dem Terror von Paris und der Länderspielabsage von Hannover – eine große Herausforderung für den Veranstalter und die Ordnungskräfte dar. „Wir sind aber vorbereitet“, sagt Werders Geschäftsführer Thomas Eichin, der „nicht mehr und nicht weniger in Sorge ist“ als bei früheren Duellen mit dem HSV. Gleichzeitig appelliert die Geschäftsführung an die Vernunft der Zuschauer. Und Pressesprecher Michael Rudolph empfiehlt: „Da das Spiel ausverkauft ist, lohnt es sich nicht, ohne Karte zum Stadion zu kommen.“

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)