Was für ein Ausrufezeichen im Aufstiegsrennen der 2. Liga! Der ersatzgeschwächte SV Werder Bremen feierte im Spitzenspiel beim FC Schalke 04 einen fast schon unglaublichen 4:1 (2:0)-Sieg und übernahm dadurch die Tabellenführung von den geschockten Knappen. Die hatten ihre ersten fünf Spiele unter ihrem neuen Coach Mike Büskens allesamt gewonnen, doch gegen diese von Ole Werner und dessen Trainerteam optimal eingestellten Bremer waren sie chancenlos. Jeweils nach einem Ecken-Trick brachten Ilia Gruev (8.) und Niclas Füllkrug (26.) die Gäste früh auf die Siegerstraße. Dann beendete Marvin Ducksch seine kurze Torflaute und machte mit einem Doppelpack (51. und 54.) alles klar. Der Schalker Treffer von Simon Terodde kam zu spät (88.). Vergessen war bei Werder durch den klaren Sieg die Serie von drei sieglosen Spielen in Folge (alle 1:1), Werder hat nun beste Chancen auf die direkte Rückkehr in die Bundesliga.
Werder-Coach Ole Werner hatte nach den zahlreichen Ausfällen in der Defensive (Toprak, Veljkovic und Groß) ziemlich improvisieren müssen, tat dies allerdings wie erwartet: Nicolai Rapp, Marco Friedl und Anthony Jung bildeten die Dreierkette, auf der Sechs durfte der junge Ilia Gruev ran – und außen agierten Mitchell Weiser und Felix Agu. Immerhin konnte die Offensive in Stammbesetzung antreten: Ersatzkapitän Leonardo Bittencourt und Romano Schmid sollten die Angreifer Marvin Ducksch und Niclas Füllkrug in Szene setzen.
Werder siegt im Topspiel: Bremer von Beginn an mutig
Und das klappte sofort: Nach einem langen Schmid-Ball steuerte Füllkrug auf das Schalker Tor zu, schoss aber hart bedrängt knapp vorbei (1.). Es war ein deutliches Signal: Werder wollte sich trotz oder vielleicht sogar gerade wegen der Personalprobleme nicht verstecken. Die Grün-Weißen waren dabei bestens vorbereitet in die Partie gegangen, das galt speziell für die Standards. Anders als sonst führte Ducksch seine erste Ecke kurz auf Bittencourt aus, der Ball landete ganz bewusst beim frei stehenden Weiser am Strafraum. Dessen nicht übermäßig gefährlichen Schuss ließ 04-Keeper Martin Fraisl nach vorne prallen – und dort staubte Gruev per Kopf zum 1:0 ab (8.).
Endlich war Werder mal wieder in Führung gegangen. Drei Spiele lang hatte das nicht geklappt. Und Werder ließ nicht locker, Friedl hatte umgehend per Kopf die Chance zum 2:0 (13.). Hinten verteidigten die Bremer gut, stellten dabei Toptorjäger Simon Terodde kalt oder ins Abseits. In der 22. Minute wurde es dann trotzdem haarig: Nach einem Ballverlust von Füllkrug rollte ein Schalker Konter Richtung Bremer Tor, Terodde kam zum Abschluss, schoss aber drüber. Und das lag auch an Ducksch, der zurückgesprintet war und den Angreifer noch gestört hatte. Bei Werder kämpfte wirklich jeder für jeden, keiner war sich für einen Weg zu schade.
Zum großen Einsatz kam dann auch wieder viel Cleverness oder besser gesagt: eine optimale Vorbereitung. Ducksch führte auch die nächste Ecke kurz auf Bittencourt aus, erneut kam der Ball zu Weiser am Strafraum, dessen Hereingabe Füllkrug zum 2:0 einköpfte (26.). Riesenjubel auch auf der Werder-Bank, wo vor allem Christian Vander geherzt wurde. Der Torwarttrainer ist für die Standards zuständig und hatte da ganz offensichtlich eine Schalker Schwäche entdeckt.
Die Gastgeber waren geschockt – und das wollte Werder nutzen. Ducksch visierte kurz nach dem 2:0 den Pfosten (28.) an. Der Torjäger trifft einfach nicht mehr, dachten da noch die Werder-Fans. Wie auch in der 42. Minute, als Ducksch bestens bedient von Füllkrug das 3:0 verpasste. Und auch kurz nach der Pause klatschte sein cleverer Ducksch-Freistoß nur an den Pfosten (48.). Doch dieser 28-Jährige hat eine ganz besondere Qualität, er lässt sich von vergebenen Chancen einfach nicht runterziehen. Also probierte er es nach guter Füllkrug-Vorarbeit sofort wieder und erzwang förmlich sein Glück: Der Schalker Ko Itakura fälschte den Ball unhaltbar zum Bremer 3:0 ab (51.). Die Erleichterung war Ducksch deutlich anzumerken. Und es kam noch besser für ihn, weil ihm wieder Itakura half. Der Japaner gab einem Ducksch-Schuss erneut einen entscheidenden Impuls (53.).
4:0 nach nicht einmal einer Stunde – was für ein Werder-Wahnsinn in der mit 60 000 Zuschauern ausverkauften Veltins-Arena, in der natürlich nur die gut 6 000 Werder-Fans jubelten. Sie durften weiterfeiern, weil Werder nicht mehr viel anbrennen ließ. Nur kurz vor Schluss passten Friedl und Co. einmal nicht auf und gestatteten Terodde noch etwas Ergebniskosmetik (88.). Kein Problem, die Brnmer können nun gegen Holstein Kiel, Erzgebirge Aue und Jahn Regensburg den Aufstieg perfekt machen.