Es wäre nachvollziehbar, wenn es Frank Baumann jetzt erst einmal etwas ruhiger angehen lassen würde. Der Sportchef des SV Werder Bremen hat in dieser Wechselperiode schließlich ordentlich was geleistet, neben den Transfers von Amos Pieper, Niklas Stark, Dikeni Salifou, Jens Stage, Oliver Burke und Lee Buchanan sind auch die Verträge etlicher Leistungsträger verlängert worden. Für den 46-Jährigen sind die letzten Tage des Zillertal-Trainingslagers dennoch alles andere als Urlaub – und auch in den nächsten Wochen bis zum Schließen des Transferfensters am 1. September werden die Füße nicht hochgelegt.
„Wir müssen immer auf alles vorbereitet sein, es kann immer etwas Außergewöhnliches passieren“, betont Baumann, „also beispielsweise kann ein außergewöhnliches Angebot für einen Spieler reinkommen oder, was wir nicht hoffen, eine schwere Verletzung auftreten.“ Um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein, wird der Markt weiterhin ganz genau beobachtet. Welche Entwicklungen gibt es bei anderen Vereinen, wo entstehen plötzlich Optionen, an die aus Bremer Sicht noch gar nicht zu denken ist. Soll heißen: Wenn sämtliche Konditionen stimmen, könnte der Kader auch abgesehen vom gesuchten Rechtsverteidiger noch einmal Zuwachs erhalten. Also etwa auf der Sechserposition. „Die Arbeit der Scouting-Abteilung ist jetzt nicht abgeschlossen, sondern wird auch in den nächsten Monaten weitergehen“, erklärt Baumann.
Stammspieler werden wohl bleiben
Immerhin: Werders Sportchef geht bei allen vorsorglichen Maßnahmen nicht wirklich davon aus, dass sich ein bisheriger Leistungsträger in diesem Sommer aus Bremen verabschiedet. „Die Wahrscheinlichkeit, dass uns ein Spieler, der für die Stammbesetzung vorgesehen ist, jetzt noch verlässt, ist sehr gering“, unterstreicht Baumann. „Die Spieler fühlen sich hier sehr wohl.“ Eine These, die auch durch die erwähnten Vertragsverlängerungen gestützt wird.
Und am Ende ist das, was sich derzeit so besonders anfühlt, vielleicht gar nicht so speziell. „Wenn man sich die letzten fünf Jahre anschaut, war es größtenteils so, dass wir sehr früh unseren Kader zusammengestellt hatten“, erinnerte Baumann, sagte aber auch: „Es gab zwei Ausnahmesituationen: Das war 2019, als uns eine sehr starke Verletzungsmisere begegnet ist, nach der wir noch einmal nachlegen mussten. Und dann war das in der letzten Saison, als wir durch die finanzielle Situation und den Abstieg erst sehr spät auf einigen Positionen offene Fragen klären konnten.“ Doch selbst in diesen Fällen habe es Parallelen gegeben. „Auch da hatten wir schon mehr als die Hälfte der Neuzugänge vor dem 1. Juli realisiert“, erklärte Frank Baumann. „Insofern ist es keine komplett andere Situation als in den vergangenen fünf Jahren.“