Schön war es nicht. Absolut nicht. Dafür umso erfolgreicher. Der SV Werder Bremen hat sich am Freitagabend zu drei weiteren Punkten gemüht, beim 1. FC Köln glückte dank eines Joker-Tores von Justin Njinmah ein hauchdünner 1:0 (0:0)-Erfolg. In der Tabelle sprang die Mannschaft von Trainer Ole Werner somit zumindest für eine Nacht auf Tabellenplatz sieben. Zugleich stellten die Norddeutschen einen Uralt-Rekord ein: Drei Auswärtssiege in Folge, bei denen es obendrein nicht einen einzigen Gegentreffer gehaben hatte, waren letztmals in der Saison 1981/82 gelungen, in der ein gewisser Otto Rehhagel noch an der Seitenlinie stand.
Gleich auf drei Positionen veränderte sich die Anfangsformation im Vergleich zur 1:2-Niederlage gegen Heidenheim vom vergangenen Wochenende. Erwartungsgemäß ersetzte Startelf-Debütant Julian Malatini in der Dreierkette den an der Hüfte verletzten Niklas Stark. Auf der rechten Seite kehrte Mitchell Weiser nach überstandener Adduktorenblessur auf seine Stammposition zurück, Felix Agu rückte dafür wieder auf den linken Flügel, während Olivier Deman auf die Bank musste. Dort saß unter anderem auch Justin Njinmah. Sechs Mal in Folge hatte der 23-Jährige zuletzt zur ersten Elf gehört, nun probierte es Ole Werner mit Nick Woltemade an der Seite von Marvin Ducksch. „Nick ist jemand, der den Ball in den Zwischenräumen halten und sichern kann, wenn man auch mal lang spielen muss. Ich glaube, dass das heute von Beginn an wichtiger für uns sein wird als die allerletzte Geschwindigkeit“, erklärte der Coach vor der Partie am Dazn-Mikrofon. „Justin wird aber sicherlich im Laufe des Spiels eine Rolle spielen und – wie er das schon häufiger getan hat – noch einmal für Belebung sorgen, wenn dann vielleicht auch ein bisschen mehr Räume da sind.“
Schwung war allerdings auch so direkt drin, nach nicht einmal 15 Sekunden verfehlte Ducksch nur knapp das Tor, knapp 40 Sekunden probierte es der Angreifer erneut. Nach exakt 75 Sekunden tauchten auch die Kölner erstmals im gegnerischen Strafraum auf, doch Werder-Keeper Michael Zetterer war zur Stelle. Ganz so temporeich ging es allerdings nicht weiter. Den Gastgebern war die Verunsicherung nach einer bislang schwierigen Saison deutlich anzumerken, im Spielaufbau gab es einige Ungenauigkeiten. Die Bremer agierten ihrerseits jedoch auch nicht fehlerfrei, immer wieder mangelte es an der Präzision im Aufbau.
So hatte Werder zwar ein leichtes spielerisches Übergewicht, die nächsten Halbchancen gehörten aber den allmählich mutiger werdenden Rheinländern durch Florian Kainz (31.), Jan Thielmann (33.) und Dejan Ljubicic (35.). Wirklich brenzlig wurde es jedoch auch dabei nicht. So ging es im 100. Bundesliga-Duell der beiden Traditionsclubs mit einem 0:0 in die Halbzeitpause – und verwöhnt hatten beide Mannschaften die Zuschauer beim besten Willen nicht. Umso erstaunlicher, dass es aufseiten der Grün-Weißen mit Wiederanpfiff keine personellen Veränderungen gab.
Viele Fehlpässe bei Werder
Die erste gute Gelegenheit des zweiten Abschnitts gehörte dennoch den Hanseaten, ein Ducksch-Kopfball geriet aber zu zentral und ungefährlich (48.). Fast im Gegenzug war dann Kapitän Marco Friedl gefordert, der im eigenen Strafraum im letzten Moment einen Schuss von Eric Martel blockte. Danach rumpelte es auf beiden Seiten wieder gewaltig, etliche Fehlpässe ließen die ganze Angelegenheit recht unansehnlich werden. Für den nächsten Aufreger sorgten da schon einige FC-Anhänger, die aus Protest gegen die DFL und die Investoren-Thematik Tennisbälle auf den Platz warfen, sogar zwei ferngesteuerte Minifahrzeuge über den Rasen fahren ließen und so für eine rund dreiminütige Unterbrechung sorgten.
Den Bremern half die kurze Auszeit. Erst wurde ein Schuss von Jens Stage gerade noch zu Ecke geblockt (61.), beim folgenden Standard hätte Kölns Timo Hübers beinahe ins eigene Tor getroffen. Nach der zweiten Ecke in Serie setzte dann erneut Stage einen Aufsetzer aus guter Position über den Kasten. Wenig später stand dann der erste Wechsel bei Werder an, Njinmah ersetzte den wirkungslosen Woltemade (66.). Und der Tausch machte sich sofort bezahlt. Der bis dato unglücklich agierende Weiser setzte eine Flanke in den Strafraum ab, wo Njinmah goldrichtig stand und seinem Ruf als Topjoker wieder einmal alle Ehre machte (70.).
Die abstiegsbedrohten Kölner mussten reagieren – und das taten sie. Nach einer Ecke landete der Ball bei Weiser, der unfreiwillig in Richtung des eigenen Tores köpfte, doch Friedl kratzte den Ball gerade noch von der Linie, verhinderte das 1:1 und ballte begeistert die Faust (75.). Nur Augenblicke später probierte es Justin Diehl aus der Distanz, doch dessen abgefälschter Schuss senkte sich hinter die Latte aufs Tornetz. Doch auch die Gäste blieben gefährlich, Ducksch scheiterte jedoch an Keeper Marvin Schwäbe (80.). Kurz darauf war für den Bremer Stürmer ebenso Schluss wie für Weiser und Schmid, für die Schlussphase samt achtminütiger Nachspielzeit kamen Rafael Borré, Leonardo Bittencourt und Olivier Deman, später auch noch Skelly Alvero für Senne Lynen.
Und tatsächlich: Werder brachte den Sieg über die Runden – auch weil eine echte Schlussoffensive der Kölner ausgeblieben war. Das hatte vielleicht nicht alles immer gut ausgesehen, aber ein schöner Abend war es dank des Ergebnisses am Ende eben doch noch geworden.
SV Werder Bremen: Zetterer – Malatini, Friedl, Jung, Weiser (83. Deman), Lynen (90.+4 Alvero), Agu, Stage, Schmid (79. Bittencourt), Ducksch (83. Borré), Woltemade (66. Njinmah)