Ob er es gegenüber seiner Mannschaft noch explizit als Verbot aussprechen wird, hat Ole Werner nicht verraten. Und doch unterstrich der Cheftrainer des SV Werder Bremen am Freitag mehr als deutlich, was er kurz vor dem anstehenden Auswärtsspiel bei RB Leipzig (Sonntag, 17.30 Uhr im WESER-KURIER-Liveticker) im Teamhotel auf gar keinen Fall sehen möchte: einen laufenden Fernseher.
Mit Sicherheit werde der „zwei Stunden vor unserem Spiel nicht eingeschaltet sein“, sagte Werner, was so viel heißen sollte wie: Was der VfB Stuttgart am Sonntag ab 15.30 Uhr in seinem Heimspiel gegen Bayer Leverkusen macht, ist Werder Bremen völlig egal. Zur Erinnerung: Sollten der VfL Bochum, der bereits am Sonnabend den FC Augsburg empfängt, und eben Stuttgart ihre Spiele verlieren, wäre Werder schon vor dem Anstoß in Leipzig der Klassenerhalt endgültig sicher. Worauf im Verein freilich alle hoffen. Nur sagen wollen sie es nachvollziehbarerweise nicht. Schließlich soll der Blick auf die Konkurrenz an diesem 32. Spieltag nicht vom Wesentlichen, also der eigenen Leistung ablenken.
„Alles, was auf anderen Plätzen passiert, haben wir nicht in der Hand. Deswegen schauen wir nur auf unser Spiel, denn nichts anderes können wir beeinflussen“, sagte Werner, auf dessen Team eine der schwersten Aufgaben zukommt, die es im deutschen Profifußball gerade so gibt. Von den vergangenen fünf Spielen haben die Leipziger um Trainer Marco Rose vier für sich entschieden, zuletzt das direkte und enorm wichtige Duell im Kampf um einen Champions-League-Qualifikationsplatz gegen den SC Freiburg.
Auch im DFB-Pokalhalbfinale hatte sich RB kurz zuvor gegen die Breisgauer durchgesetzt, sodass es am 3. Juni gegen Eintracht Frankfurt zur vierten Endspielteilnahme in den vergangenen fünf Jahren kommen wird. „Leipzig ist eine Topmannschaft. Sie haben auf allen Positionen viel individuelle Qualität und aktuell sehr wenig Verletzte, was ihrem Spiel in den vergangenen Wochen anzumerken war“, sagte Werner. Vor allem die Offensive des Tabellendritten hat es in sich.
Christopher Nkunku, Timo Werner, Dani Olmo, Dominik Szoboszlai – das sind alles Spieler, die jederzeit den Unterschied ausmachen können. „Für uns geht es darum, gut zu verteidigen und zu wissen, dass es nicht für alles immer eine ganz klare Lösung gibt“, sagte Werner – und erklärte: „Leipzigs Spieler sind mit ihrer individuellen Qualität in der Lage, Dinge aufzulösen, selbst wenn du es als Mannschaft oder als Einzelner gut machst.“ Vor diesem Hintergrund ist es für Werder umso bitterer, dass in Amos Pieper (sicher) und Milos Veljkovic (vielleicht) zwei Abwehrspieler ausfallen. Seine Dreierkette wird Werner vermutlich einmal mehr umbauen müssen.
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Und dennoch: Die Bremer gehen optimistisch in das Spiel gegen die Sachsen, gegen die es in der Hinrunde eine knappe 1:2-Niederlage gesetzt hatte. Woher die Zuversicht kommt? „In erster Linie daher, dass wir zuletzt gegen Bayern München gezeigt haben, dass wir auch gegen starke Mannschaften Chancen haben, wenn wir kompakt verteidigen und unsere Momente suchen“, betonte Werner. In der Tat hatte Werder gegen den Rekordmeister gut mitgehalten und immer wieder Nadelstiche gesetzt. Daran wollen sie in Leipzig nun vor rund 5500 Bremer Fans, die in der Red Bull Arena erwartet werden, anknüpfen.
Und zwar entweder in dem Wissen, noch Punkte für den endgültigen Klassenerhalt zu benötigen, oder aber mit dem angenehmen Gefühl, bereits gerettet zu sein – denn das Ergebnis aus Bochum sowieso und auch das aus Stuttgart dürfte sich trotz ausgeschaltetem Fernseher vor dem Anstoß bis zu den Bremer Profis herumgesprochen haben.