Ausgelassene Spieler, die sich auf den Schultern über den Platz tragen, die lachend Verletzungen vortäuschen und zu Boden sinken oder sich gegenseitig mit Beinschüssen überbieten - das Training des SV Werder Bremen war am Donnerstagvormittag eine ziemlich spaßige Angelegenheit. Unter der Anleitung von Co-Trainer Hannes Drews spulte die Mannschaft ein betont lockeres Pensum ab und erinnerte dabei an eine Schulklasse, die in der letzten Woche vor den großen Ferien nur noch frühstückt und Filme schaut. "Wenn die Leine losgelassen wird, fühlt man sich wie früher als kleiner Junge, als man sich mit seinen Freunden auf dem Bolzplatz getroffen hat", schwärmte Leonardo Bittencourt später - und betonte: "Wenn kein Druck mehr da ist, sollte man auch loslassen können. Das braucht man für die Birne."
Nach einem enorm positiven Jahr inklusive Aufstieg und tollem Start in die Bundesliga-Saison ist den Werder-Spielern anzumerken, dass sie die Pause herbeisehnen. Bei Bittencourt ist das nicht anders. Nach starken Leistungen an den ersten Spieltagen wurde der 28-Jährige in der laufenden Serie zwar einige Wochen lang von einer hartnäckigen Rippenverletzung ausgebremst, kämpfte sich nach und nach aber zurück ins Team. "Ich glaube, in den Spielen, in denen ich auf dem Platz stand, konnte ich der Mannschaft helfen. Jetzt heißt es, die Pause zu nutzen, um wieder da anzuknüpfen, wo die Saison für mich angefangen hat", sagte er. Wie schon im Sommer will Bittencourt auch im Winter wieder Extraschichten mit einem privaten Athletiktrainer schieben. "Das ist wichtig für mich, um mein Spiel spielen zu können. Es ist sehr intensiv. Da muss ich topfit sein."
Zunächst steht aber erstmal Erholung an. Nach der Mitgliederversammlung am Sonntag verabschiedet sich die Mannschaft in den Urlaub. Trainiert wird vorher nicht mehr. Die spaßige Einheit am Donnerstag bildete also den vorläufigen Abschluss. Werders Stürmer Niclas Füllkrug, so viel dürfte feststehen, hätte dabei liebend gerne mitgemacht, hat derzeit aber schlichtweg Besseres zu tun. In Katar bereitet er sich mit der deutschen Nationalmannschaft auf den Start der Weltmeisterschaft vor. Und natürlich denkt auch Bittencourt gerade viel an den Kollegen. "Sein Tor gegen den Oman hat mich nicht überrascht, denn Fülle ist in beeindruckender Form", sagte der Mittelfeldspieler und fügte grinsend an: "Wenn er in einer Mannschaft, wie wir sie haben, schon sehr viele Tore schießen kann, dann stellen wir uns mal vor, wie es in einer Mannschaft ist, die sehr viele Weltstars hat." Bittencourts WM-Prognose lautet deshalb: "Ich glaube, es wird so laufen, wie in der Hinrunde für Fülle, also Tore wie am Fließband."