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Bremen gewinnt in Dortmund Aufsteiger Werder setzt beim BVB ein Ausrufezeichen

Es sah ganz nach einer Niederlage aus bei einer 2:0-Führung durch Borussia Dortmund in der Endphase der zweiten Hälfte. Doch Werder konnte das Spiel drehen und gewann am Ende mit 3:2.
21.08.2022, 08:01 Uhr
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Von Daniel Cottäus

Milos Veljkovic nannte es schlicht „Wahnsinn“, während beim Schotten Oliver Burke am späten Samstagnachmittag das Wort „amazing“ hoch im Kurs stand. Amos Pieper wiederum verpasste den vorangegangenen 90 Minuten im Dortmunder Signal-Iduna-Park das Prädikat „unglaublich“ und, nun ja, irgendwie lagen die drei Profis des SV Werder Bremen mit ihren Einschätzungen allesamt goldrichtig. In einer denkwürdigen Partie hatten sich die Gäste mit 3:2 (0:1) beim Champions-League-Teilnehmer Borussia Dortmund durchgesetzt, was an sich schon bemerkenswert genug gewesen wäre. Am Ende war es aber vor allem die Dramaturgie des Spiels, die Fußball-Deutschland über den mutigen Aufsteiger aus Bremen staunen ließ. Bis zur 89. Minute hatte Werder beim BVB noch aussichtslos mit 0:2 zurückgelegen, ehe es zur spektakulären Wende kam.

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Zunächst die nackten Namen und Zahlen: Lee Buchanan in der 89. Minute, dann Niklas Schmidt in der dritten und schließlich Oliver Burke in der fünften Minute der Nachspielzeit. Dieses eingewechselte Trio war es, das die Partie mit seinen Toren kurz vor dem Ende komplett aus den Angeln hob, das die gefühlt schon sichere erste Bremer Niederlage der Saison kurzerhand in den ersten Sieg verwandelte. Besonders schön: Dieser Sieg war nicht mal unverdient. Vielleicht etwas glücklich, weil erst spät zustande gekommen, unter dem Strich ging er aber dennoch völlig in Ordnung. Denn Werder hatte beim BVB auch vor der Schlussphase ein richtig starkes Auswärtsspiel gemacht. „Es war wirklich eine gute Leistung von uns“, freute sich Cheftrainer Ole Werner, der sein Team von Beginn an enorm mutig hatte agieren lassen.  

Im Vergleich zum 2:2 gegen den VfB Stuttgart hatte der Coach nur eine Änderung an seiner Startformation vorgenommen: Christian Groß kehrte nach auskuriertem Infekt ins Team zurück und ersetzte Ilia Gruev auf der Sechserposition. Wie schon an den ersten beiden Spieltagen starteten die Bremer äußerst aktiv ins Spiel, liefen ihren Gegner hoch an und erzeugten damit Druck, womit Dortmund große Schwierigkeiten hatte. Und dennoch: Kurz vor dem Pausenpfiff gab es sie dann, die berühmte kalte Dusche für Werder.

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In der 47. Minute war es der gebürtige Bremer Julian Brandt, der Dortmund mit 1:0 in Führung brachte. Vom rechten Flügel aus war der Nationalspieler entschlossen nach innen gezogen, hatte mit links ins kurze Eck abgeschlossen – und damit den bisherigen Spielverlauf auf den Kopf gestellt. Zuvor war Werder der Führung im Signal-Iduna-Park nämlich deutlich näher gewesen. „Wir haben uns in der Kabine natürlich sehr geärgert“, berichtete Werner: „Wir haben eine super Halbzeit gespielt, lassen aber die Chancen ungenutzt und kassieren dann viel zu einfach ein Gegentor.“ 

Die erste richtig gute Möglichkeit der Partie hatte Werder-Neuzugang Jens Stage verzeichnet, der nach einem Freistoß von Kapitän Marco Friedl über das Tor köpfte (21.). Durch eine Mischung aus disziplinierter Defensivarbeit, bei der vor allem Leonardo Bittencourt als Balleroberer glänzte, und mutigen Vorstößen schaffte es Werder, dass der BVB im eigenen Stadion nicht zur Entfaltung kam. Nach schöner Hereingabe von Bittencourt hätte der gebürtige Dortmunder Marvin Ducksch für die Führung sorgen können, seine Direktabnahme geriet allerdings zu zentral und war letztlich kein Problem für BVB-Torhüter Gregor Kobel (34.). Nur eine Minute später zielte Duckschs Sturmpartner Niclas Füllkrug mit links nicht genau genug. Von den Gastgebern war offensiv hingegen wenig zu sehen, was sich in der 38. Minute änderte. Werder-Torhüter Jiri Pavlenka musste in höchster Not gegen Anthony Modeste retten und kassierte dabei einen schmerzhaften Kopftreffer, weil der BVB-Stürmer durchzog. Modeste sah folgerichtig die Gelbe Karte. Pavlenka, der sich gerade erst von einem Nasenbeinbruch erholt hatte, konnte nach kurzer Behandlungspause weitermachen.

Nachdem Ducksch kurz darauf per Freistoß am stark reagierenden Kobel gescheitert war (43.), sah schon alles danach aus, als sollte es torlos in die Kabine gehen. Wäre es vermutlich auch, hätten die Bremer nicht 60 Sekunden zu früh abgeschaltet, Brandt zu viel Raum gelassen und das 0:1 kassiert.

Nach Wiederbeginn waren es weiterhin die Bremer, die mehr vom Spiel hatten und für Offensivaktionen sorgten. Die Gäste kamen durch Anthony Jung (59.) und Ducksch (60.) zu den nächsten guten Möglichkeiten – Ertrag brachten aber auch sie nicht. Und so kam es, dass auf der anderen Seite zu Beginn der Schlussphase die vermutete Vorentscheidung fiel. Nach einer abgewehrten Ecke landete der Ball bei Raphael Guerreiro, der aus rund 20 Metern abzog und flach zum 2:0 traf (77.). Kurz darauf wehrte Pavlenka einen Schuss von Thorgan Hazard an den Pfosten ab (80.).

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„Eine Niederlage wäre am Ende selbstverschuldet gewesen. Darüber habe ich mich nach dem 0:2 geärgert“, sagte Werner – und betonte: „Trotzdem versucht man, die Minuten, die noch bleiben, so zu nutzen, wie es noch möglich ist.“ Was dann aber kommen sollte, hätte auch der Werder-Coach nicht mehr erwartet: „Ganz ehrlich, so etwas kann man sich doch nicht mal in einem Kindheitstraum ausmalen.“

Für neue Bremer Hoffnung auf einen Punktgewinn sorgte der eingewechselte Lee Buchanan, der per herrlichem Außenrist-Schuss den Anschluss markierte – 1:2 (89.). Und diese Hoffnung, sie wurde erfüllt! In der Nachspielzeit war es Niklas Schmidt (90.+3), der per Kopf den viel umjubelten Ausgleich markierte. Doch damit nicht genug! Oliver Burke hatte auch noch einen Treffer parat. Wie schon gegen Stuttgart stach der Joker – und bescherte Werder mit seinem Tor in der fünften Minute der Nachspielzeit den ersten Saisonsieg. „Es war fantastisch, einfach unglaublich“, strahlte Burke später. Und das konnte man aus Bremer Sicht wahrlich so stehen lassen.

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