Es war eine Szene, für die es im Fußballfachjargon den schönen Ausdruck „ein Zeichen setzen“ gibt. Als der SV Werder Bremen während des 4:1-Auswärtssiegs gegen den 1. FC Heidenheim zu Beginn der zweiten Hälfte ins Straucheln geriet und einen Angriff der Hausherren nach dem nächsten über sich ergehen lassen musste, räumte Jens Stage auf Höhe der Mittellinie resolut Gegenspieler Leo Scienza per Grätsche ab.
Stage hat eine wichtige Rolle im Bremer Spiel
Der dänische Mittelfeldspieler sah zwar berechtigterweise die Gelbe Karte von Schiedsrichter Tobias Welz – es war bereits seine zehnte in dieser Spielzeit –, doch die Aktion erzielte die gewünschte Wirkung. Werder wachte auf, traf kurz darauf durch Marvin Ducksch zum 3:0 und brachte den Auswärtssieg letztlich souverän nach Hause.
Es war ein weiterer Beleg dafür, wie wichtig der 28-jährige Stage für das Bremer Spiel ist. Als eine Art „Aggressive Leader“ koordiniert er das Pressing, gibt mit seiner Körpersprache den Ton vor und agiert als emotionaler Antreiber. Doch nicht nur defensiv hat der dänische Nationalspieler der Bremer Mannschaft seinen Stempel aufgedrückt – auch offensiv weiß Stage längst zu glänzen.
"Jens kennt die Räume"
Sein Kopfballtreffer zum 2:0 in Heidenheim war der jüngste Beweis dafür. „Ich gehe gerne in die Box und zum Kopfball hoch. Die Ecke kam sehr gut. Ich komme oft in gute Positionen, um Tore zu machen“, äußerte sich Stage bescheiden. Deutlichere Worte fand Kapitän Marco Friedl: „Jens kennt die Räume und weiß genau, wo die Bälle runterfallen. Er hat das Näschen – und erarbeitet es sich auch.“
Mit zehn Saisontreffern ist Stage nicht nur bester Bremer Torschütze, sondern im Ligavergleich auch der erfolgreichste zentrale Mittelfeldspieler. Hinzu kommen fünf Vorlagen – ein Wert, der seine Bedeutung für Werders Offensive unterstreicht, in der meist andere wie Romano Schmid oder Marvin Ducksch im Fokus stehen.
Top-Torschütze des Teams
Auf die Frage, ob er sich vor der Saison vorstellen konnte, Top-Torschütze des Teams zu werden, antwortete Stage ehrlich: „Nein, das hätte ich nicht gedacht. Ich habe aber immer gesagt, dass ich gerne mehr Tore machen möchte. Dieses Jahr war ich vor dem Tor einfach besser im Abschluss.“ Eine Entwicklung, die nicht nur Werder guttut – sondern auch andernorts registriert werden dürfte.
Bekanntlich muss der Verein im Sommer einen Transferüberschuss von 7,5 Millionen Euro erzielen. Dass Stage – trotz seiner erst im Herbst erfolgten Vertragsverlängerung über 2026 hinaus – mit einem geschätzten Marktwert von rund zwölf Millionen Euro zu den Hauptkandidaten für einen Verkauf zählt, überrascht daher nicht. Auf die Frage nach seiner Zukunft sagte der 28-Jährige: „Ich weiß es nicht. Im Fußball kann alles passieren. Ich bin in Bremen sehr happy und fühle mich im Verein sehr wohl. Das ist mein erster Gedanke.“ Zunächst brauche der Kopf aber eine Pause: „Dann kann ich wieder an Fußball denken.“
Friedl hofft auf Verbleib von Stage
Deutlicher wurde hingegen erneut Kapitän Friedl, der zur Zukunft seines Teamkollegen einen klaren Wunsch äußerte: „Meiner Meinung nach muss er bleiben. Wenn irgendetwas Geisteskrankes kommt, okay – aber ich würde alles daransetzen, dass Jens bleibt.“ Die Erklärung lieferte Friedl gleich mit: „Er gibt vorne wie hinten extrem viel Gas und belohnt sich dafür. Er ist unglaublich wichtig für uns.“
Mit „etwas Geisteskrankem“ könnte Friedl ein lukratives Angebot aus der Premier League gemeint haben – dort eines Tages zu spielen, soll dem Vernehmen nach der große Traum von Jens Stage sein. Aktuell liegt dem Dänen jedoch noch kein entsprechendes Angebot vor, weshalb ein Verbleib weiterhin denkbar ist. „Ich habe ja noch einen Vertrag hier“, stellte er zum Abschluss in den Katakomben der Heidenheimer Voith-Arena klar. Mehr Hinweise auf seine Zukunft gab er nicht – schließlich hatte er zuvor auf dem Platz bereits genug Zeichen gesetzt.