Die Ultras hatten ordentlich aufgefahren. Eine amtliche grün-weiße Choreo mit Fahnen und Bannern heizte der U19 des SV Werder Bremen kurz vor dem Anpfiff ein. „Gemeinsam zum Pokalsieg“ war in fetten Lettern am gesamten Zaun einer der Tribünen des Karl-Liebknecht-Stadions des SV Babelsberg 03 zu lesen. Insgesamt waren 8006 Zuschauer gekommen – so viele wie noch nie in der Geschichte des DFB-Pokal-Finales der Junioren. Die Kulisse stimmte also, fußballerisch gab es jedoch über weite Strecken wenig Erbauliches. Die Partie lebte eindeutig von der Spannung und endete in einer Bremer Jubelorgie. Denn dank später Treffer von Patrice Covic und Salim Musah schnappte sich Werder durch einen 2:0 (0:0, 0:0)-Erfolg nach Verlängerung den Titel. „Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft, was sie heute in einem wirklich komplizierten Spiel geleistet hat. Gegen einen Gegner, der uns alles abverlangt hat. Aber die Jungs haben Mentalität gezeigt und sind drangeblieben, auch wenn es mal nicht so läuft, das war einfach bravourös“, lobte U19-Trainer Cedric Makiadi sein Team.
Ordentlich Druck durch die Gegner
Die Karlsruher erwischten den besseren Start, hatten nach nicht einmal zwei Minuten die erste richtig gute Chance und machten auch sonst ordentlich Druck. Mit reichlich Mühe hielten sich die Bremer Talente auf dem regennassen Rasen schadlos, überstanden auch weitere gute KSC-Gelegenheiten (23., 26.), blieben selbst aber offensiv weitgehend wirkungslos. Unter den Augen prominenter Tribünengäste wie den beiden Fußball-Weltmeistern Per Mertesacker und Christoph Kramer dauerte es bis zur 39. Minute, ehe Yuval Ranon Werders erste richtig gefährliche Angriffsaktion fabrizierte – sein Schuss ging jedoch ebenso neben das Tor wie kurz darauf ein Versuch von Salim Musah (43.). Der Bremer Angreifer stand Augenblicke noch einmal im Fokus, als er bei einem Konter allein auf den gegnerischen Keeper zulief, doch noch von einem KSC-Verteidiger eingeholt wurde und dabei im Strafraum zu Fall kam – dass Schiedsrichter Fabian Kiehl aber nicht auf Elfmeter entschied, war durchaus vertretbar.
Auch nach dem Seitenwechsel änderte sich nur wenig an der Statik der Partie. Die Junioren aus dem Südwesten Deutschlands hatten die wesentlich reifere Spielanlage zu bieten, bei Werder schlichen sich dagegen immer wieder technische Fehler ein, die einen geordneten Aufbau verhinderten – bis zur 69. Minute, als Musah Lennart Baum in Szene setzte, der aber am Keeper scheiterte. Nach der folgenden Ecke setzte Kapitän Wesley Adeh einen Kopfball neben den Kasten. Weitere nennenswerte Torszenen gab es nicht, folgerichtig ging es in die Verlängerung. Dort passierte lange Zeit nicht viel. Der eingewechselte Paul Erevbenagie blieb bei einem aussichtsreichen Bremer Vorstoß mit seinem Schuss am Keeper hängen (103.) und sorgte so immerhin für etwas Kribbeln.
Covic: "Einfach traumhaft"
Es dauerte etwa zehn weitere Minuten, da wurde aus dem Kribbeln eine Gefühlsexplosion auf den Rängen und auf dem Rasen. Nach einer Flanke von Arda Haliciouglu schlug Patrice Covic eiskalt zu und brachte die tapferen Bremer tatsächlich in Führung. Der Titel war zum Greifen nah – in den letzten Minuten warfen die Norddeutschen noch einmal alles rein und durften nach dem erlösenden zweiten Treffer durch Musah (120.+4) endgültig feiern. „Es sind Emotionen pur. Wir haben 120 Minuten lang gekämpft und uns am Ende belohnt“, freute sich Patrice Covic nach Spielschluss - und sagte mit Blick auf sein Tor: „Der Ball kam perfekt, ich musste nur noch den Fuß hinhalten. Und dann hat es sich in meinem Kopf nur gedreht, ich bin einfach losgerannt. Das war ein Gefühl, davon habe ich geträumt und es wurde Realität. Einfach traumhaft.“
SV Werder Bremen: Smarkalev (112. Starcke) – Höcker, Ossadnik (72. Krogmann), Schmetgens, Adeh, Ranon (89. Erevbenagie), Covic (117. Coskun), Musah, Baum, Mbock (91. Halicioglu), Coulibaly
Karlsruher SC: Bärtl – Pinto Pedrosa (106. Sen), Parduzi (106. Kaiser), Manai, Kritzer, Cirpan (76. Behr), Schunck (76. Lutolli), Arbai, Laghrissi, Mutz, Zor