Ende Januar hatte es mal geklappt. Unmittelbar vor dem Jahreswechsel auch. Und Anfang November ebenfalls. Doch damit hatte es sich auch schon. Mehr Heimsiege gab es für die Fans des SV Werder Bremen in dieser Bundesliga-Saison bislang nicht zu bestaunen. Vier Unentschieden kamen zusätzlich noch zusammen, aber mit den 13 Punkten vor eigenem Anhang ist niemand so richtig zufrieden. „Unsere Heimbilanz wurmt uns“, betont auch Peter Niemeyer als Leiter Profifußball im Gespräch mit der DeichStube. „Die Bedingungen im eigenen Stadion sind hervorragend, um erfolgreich zu sein. Umso mehr wollen wir nun unseren Fans zuhause eine Leistung wie in Kiel zeigen.“ Nur steht der Gegner dieses Mal nicht am Tabellenende, sondern heißt Eintracht Frankfurt (Samstag, 18.30 Uhr) und ist aktuell Dritter des Klassements.
Rätseln über die Heimschwäche
Bei der Ursachenforschung für die Heimschwäche wird fleißig gerätselt. Leonardo Bittencourt meinte im Interview unter der Woche etwa, „dass wir zu Hause teilweise gehemmter sind. Es ist echt laut im Weserstadion, positiv wie negativ“. Eine Drucksituation, mit der erst einmal umgegangen werden müsse. „Zu Hause will man schon noch mal mehr zeigen und ist auch von der Veranlagung des Gegners her häufiger in der Verantwortung, das Spiel zu machen. Das ist ein Anhaltspunkt, den man für uns haben kann“, meint Ole Werner. „Wir machen uns natürlich ohnehin den Druck, jedes Spiel gewinnen zu wollen, aber zu Hause ist dieser Anspruch nochmal größer.“ Und der Coach gibt zu: „Bisher haben wir es nicht geschafft, diesem Anspruch gerecht zu werden. Aber wir haben ja noch ein paar Spiele, um das zu korrigieren und die gleiche Lockerheit samt Siegeswillen der Auswärtsspiele auf unsere Heimspiele zu übertragen.“
Im Duell mit den Hessen bietet sich dazu jetzt die nächste Gelegenheit. Doch Werder ist gewarnt. „Allen ist bewusst, dass mit Frankfurt eine Mannschaft kommt, die über große individuelle Qualität verfügt und ganz anders in der Tabelle dasteht als Kiel“, sagt Werner. „Sie sind sehr variabel im Ballbesitz, das macht es für uns nicht einfach im Defensivverhalten. Das wird eine große Aufgabe für uns.“ Und dann gibt es da ja noch einen gewissen Mario Götze. Der WM-Held von 2014 hat eine gnadenlos gute Statistik gegen Werder vorzuweisen. Im Laufe seiner Karriere hat der offensive Mittelfeldspieler bislang 19 Bundesligapartien gegen die Bremer absolviert und lediglich eines davon verloren. Darüber hinaus erzielte der inzwischen 32-Jährige schon acht Tore gegen die Hanseaten – darunter auch den 1:0-Siegtreffer aus dem Vergleich in der Hinrunde. „Das ist eine ganz gute Bilanz, das gebe ich gerne zu“, meint Ole Werner schmunzelnd. „Es ist aber nicht nur ein einziger Spieler, der das Spiel macht.“ Und überhaupt gelte: „Wie es mit Bilanzen so ist – die Wahrscheinlichkeit ist irgendwann groß, dass es auch mal in die andere Richtung geht.“
Womöglich schon am Samstagabend, wenn am Osterdeich das Flutlicht erstrahlt. Der 28. Spieltag geht dann über die Bühne – und damit beginnt endgültig eine Phase, in der laut Werner Jahr für Jahr „Dinge entschieden“ werden. Doch was entscheidet sich angesichts von Rang zwölf und 36 Zählern für Werder überhaupt noch? „Das wird an uns liegen“, betont der Bremer Trainer. „Wir haben zunächst einmal so viele Punkte gesammelt, wie wir das seit unserem Aufstieg zu diesem Zeitpunkt noch nie geschafft haben.“ Einen nicht unwesentlichen Anteil daran hatte das, was sich in der Vorweihnachtszeit abgespielt hat – allerdings erst nach dem Frankfurt-Spiel. Seinerzeit schaufelten die Bremer gegen Stuttgart (2:2), Bochum (1:0), St. Pauli (2:0) und Union Berlin (4:1) zehn Zähler auf ihr Konto. Allesamt Vereine, die logischerweise auch nun direkt hintereinander auf Werder warten. Ole Werner erklärt deshalb: „Wir wollen jetzt wie in der Hinrunde im Schlussspurt da sein, noch so viele Punkte wie möglich holen.“
Damit in dieser Saison vielleicht doch noch etwas mehr geht. „Erst einmal ist es unsere Aufgabe, unser erstes Saisonziel so schnell wie möglich zu erreichen“, sagt Werner und meint damit die 40-Zähler-Marke, die zeitnah übersprungen werden soll. Intern hat sich das Team noch ein neues, zusätzliches Ziel gesetzt, schweigt sich darüber aber aus und will es öffentlich nicht konkretisieren. „Welche Grenzen uns bei den Punkten gesetzt sind, das liegt bei uns und in der Art und Weise, wie wir in die letzten Saisonspiele gehen“, sagt Ole Werner nur.
Vor knapp drei Wochen stand seine Mannschaft schon einmal an einem ganz ähnlichen Punkt. Mit einem eindrucksvollen Sieg beim amtierenden deutschen Meister aus Leverkusen hatten sich die Norddeutschen zurückgemeldet, wähnten sich wieder in der Erfolgsspur – und vergeigten dann prompt das Heimspiel gegen Mönchengladbach (1:4). „Wir wollen den Schwung diesmal mitnehmen, anders als nach dem Sieg in Leverkusen“, unterstreicht Peter Niemeyer. „Frankfurt ist jedoch eine sehr starke Mannschaft, deshalb müssen wir von der ersten Minute an hochkonzentriert sein und wieder an unsere Leistungsgrenze gehen.“ Und der 41-Jährige schiebt hinterher: „Der Sieg in Kiel hat den Spielern neues Selbstvertrauen gegeben.“