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Werder Bremen Wagner nutzt seine Chancen nicht

Bremen. Selbstbewusst präsentierte sich Sandro Wagner im Sommer, es sollte seine Saison werden. Doch hinkt der Werder-Stürmer den hohen Ansprüchen weit hinterher und wartet noch immer auf sein erstes Pflichtspieltor für die Grün-Weißen.
18.11.2010, 05:00 Uhr
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Wagner nutzt seine Chancen nicht
Von Oliver Matiszick

Bremen. In gewisser Weise zählt Sandro Wagner zu Werders Größen. Weil er, noch kein Jahr ein Grün-Weißer, sich trotzdem schon einen Platz im Wuseum, dem Museum des Vereins, gesichert hat. Mit jenem Trikot, das er Ende August im Champions-League-Qualifikationsspiel bei Sampdoria Genua trug. Es ist blutverschmiert, weil Wagner sich damals eine Platzwunde zugezogen hatte, in eben jenem Trikot aber nicht zurück auf den Platz durfte und auch kein sauberer Ersatz greifbar war. Für Wagner kam Markus Rosenberg und rettete Werder mit seinem Tor in der Nachspielzeit in die Verlängerung, die endgültig die Champions-League-Teilnahme brachte. Wagners Wuseums-Ruhm ist also eher skurriler Natur: Er hatte Pech, und das war letztlich Werders Glück.

Bis heute hat es bei Wagner damit nicht richtig aufgehört, dieses Wandeln auf der Grenzlinie zwischen Glück und Pech. Es hat sich nie so genau sagen lassen, wo er gerade unterwegs war. Das war schon zu Beginn seiner Werder-Zeit so. Im Prinzip konnte er von Glück reden, dass der Verein ihn im vergangenen Winter verpflichtete, obwohl er, der Zweitligastürmer des MSV Duisburg, aufgrund eines Kreuzbandrisses noch längerfristig verletzt war.

Er galt als Investition in die Zukunft - die für ihn aber nicht eben rosiger schien, als dass er nach seiner Genesung in eine Mannschaft kam, in der es mit Claudio Pizarro, Hugo Almeida und Marko Arnautovic drei Angreifer gab, die wesentlich mehr als er in die Waagschale zu werfen hatten. Wagner, so schien es vor Saisonbeginn, würde in der Stürmerhierarchie Platz vier einnehmen. Pech.

Warten auf das erste Pflichtspieltor

Doch auch das gehört zu seinem Glück: So einfach ist das nicht mit Hierarchien und der Papierform. Denn der 22-Jährige, im Training immer mit vollem Einsatz dabei, genießt etwas, woran bei den Konkurrenten Almeida und Arnautovic immer wieder gezweifelt werden durfte: eine Menge Vertrauen des Trainers. So bekam Wagner, der Vertrauensmann, immer wieder seine Chancen, auch in der Startelf - so wie bei jenem denkwürdigen Spiel in Genua oder gerade am vergangenen Wochenende gegen Frankfurt. Bisher aber, zurück zum Pech, vermochte er beides nicht: die Chancen zu nutzen und das in ihn gesetzte Vertrauen zurückzuzahlen. So steht in Wagners Werder-Bilanz zwar der ein oder andere sommerliche Testspieltreffer - doch in den Pflichtspielen ist er einem Torerfolg bisher vergeblich hinterhergelaufen.

Genauso wenig wie der Verein kann er damit selbst zufrieden sein. Während der Vorbereitung hatte er im Trainingslager auf Norderney neben anderen starken Worten, die von einigem Selbstbewusstsein zeugten, auch diese gefunden: 'Man kann so schön spielen wie man will - aber Toreschießen ist das Wichtigste für einen Stürmer. Daran wird man gemessen. Nur viele Einsätze zu bekommen oder Stammspieler zu sein, das nutzt mir nichts.'

Inzwischen, was Wunder, hält Wagner sich verbal zurück. So sehr, dass er den Versuch eines Gesprächs abblockt. Wagner sagt nur, dass er nichts sagt. Weil 'es nichts zu sagen gibt. Ich will mich nur auf das Spiel konzentrieren'. Seinem in diesen von Konzentration und Krise geprägten Werder-Tagen ebenfalls äußerst schweigsamen Trainer dürfte das gefallen.

Denn Thomas Schaaf braucht Sandro Wagner jetzt, da mit Claudio Pizarro der namhafteste der Werder-Stürmer verletzt fehlt, mehr denn je. Bis Jahresende wird Wagner, selbst ohne weitere Startelfüberraschungen, als einer von nur drei Stürmern automatisch zu weiteren Einsätzen kommen. Und er braucht endlich Tore. Sein Werder-Ruhm verträgt noch mehr als nur ein blutbeflecktes Trikot und eine hübsche Geschichte von Pech und Glück.

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