Eigentlich dürfte es gar nichts zu überlegen geben. Werder sucht einen neuen Kapitän, und im Kader steht ein Spieler, der schon bei einem Topklub wie Ajax Amsterdam sowie in seiner Nationalmannschaft die Kapitänsbinde getragen hat. Der unumstrittener Leistungsträger ist. Und der dem Verein nun auch noch für die kommenden Jahre die Treue geschworen hat. Ganz objektiv betrachtet: In der Kapitänsfrage bei Werder sprechen die meisten Argumente für Niklas Moisander.
Aber es gibt da eben auch noch Max Kruse, den sportlich wichtigsten Spieler der Mannschaft. Und Philipp Bargfrede, das Sinnbild für die absolute Identifikation mit einem Verein. Alle drei sind zum Kapitän geeignet, daran besteht kein Zweifel. Es ist daher nur allzu verständlich, dass Florian Kohfeldt genau überlegt, wem er das Amt überträgt.
Entlastung für Kruse?
Kruse gilt als der Favorit des Trainers, aber vielleicht wäre es für den Torjäger am Ende sogar besser, die Rolle des Vize-Kapitäns hinter Moisander zu übernehmen. Kruse steht als Star der Mannschaft ohnehin schon ständig im Mittelpunkt, als Kapitän wäre das öffentliche Interesse noch ein bisschen größer. Die Journalisten hätten noch mehr Fragen an ihn, dabei würde er am liebsten gar keine Interviews geben.
Moisander dagegen hat durchaus Spaß daran, seine Sicht der Dinge öffentlich darzustellen. Er ist kein Sprücheklopfer, aber was er sagt, hat Hand und Fuß. Auch nach Niederlagen stellt er sich und liefert in der Regel eine sachliche, fast schon staatsmännische Analyse der Situation, ohne sich in Phrasen zu verlieren. Zudem gibt er seine Interviews mittlerweile sogar auf Deutsch, in seinen bislang zwei Jahren bei Werder hat er die Sprache beachtlich schnell gelernt.
Es bleibt festzuhalten: Moisander ist im Umgang deutlich unkomplizierter als Kruse und hat im Vergleich mit Bargfrede die größere internationale Erfahrung. Kohfeldts Forderung, dass sich der neue Kapitän klar zu Werder bekennen muss, hat der Finne jetzt auch erfüllt. Es gibt nichts mehr, was gegen ihn spricht.