Dass ihm schwierige Verhandlungen mit RB Leipzig bevorstehen würden, wusste Werders Manager Frank Baumann seit der Lektüre des WESER-KURIER am 18. April. Damals konnte er lesen, was er in den folgenden Wochen auch persönlich von den Beteiligten erfuhr: Nämlich, dass Leipzig die nächste Station von Milot Rashica sein soll. Von Spielerseite wurden die Interessenten aus England (Southampton, Liverpool) und Italien (damals Rom) früh aussortiert, nach einem Gespräch mit RB-Trainer Julian Nagelsmann war Rashica begeistert von der neuen Aufgabe beim Champions-League-Teilnehmer. Dass die in Leipzig gut informierte „Sportbild“ an diesem Mittwoch den identischen Nachrichtenstand verkündete, zeigt, wie schwierig die Transfergespräche in diesen Coronazeiten seither verlaufen.
Baumann will mehr rausholen
Dabei gab es hinter den Kulissen durchaus etwas Bewegung. Noch während der Saison im Juni schienen sich beide Klubs einig, es deutete sich ein Kompromiss an zwischen der festgeschriebenen Ablöse in Höhe von 35 Millionen Euro und jenen 15 Millionen, die bei einem Bremer Abstieg gegolten hätten. Doch als Werder wieder Chancen auf die direkte Rettung sah, endeten die Verhandlungen in einer Sackgasse. Denn natürlich wollte Baumann nicht unnötig auf Geld verzichten, auch wenn er weiß, dass durch die Coronakrise keine 35 Millionen mehr zu erzielen sind. Mit dem Versuch, angebliche andere Interessenten ins Spiel zu bringen, erreichte Werder zuletzt keine Veränderung. Der Spieler will zu Leipzig. Aus Bremer Sicht stärkt es die Verhandlungsposition, dass auch RB-Trainer Nagelsmann den Werder-Angreifer unbedingt möchte.
In gewisser Weise ist es selbst verschuldet von Werder, dass man die Rashica-Millionen noch nicht für Verstärkungen ausgeben kann, denn mit dem Kompromiss aus dem Juni könnte der Wechsel längst über die Bühne sein. Andererseits könnte sich diese Taktik finanziell auszahlen.
Im Hintergrund buhlt auch der AC Mailand um Rashica, was daran liegt, dass Leipzigs Übervater Ralf Rangnick dort Trainer und Sportchef werden soll. Der italienische Traditionsverein hat aber nur noch einen Namen, keinen Rang mehr - der AC droht sogar die Europa League zu verpassen und ist für Rashica deshalb als nächster Karriereschritt ziemlich uninteressant. Das könnten die Italiener nur mit einem entsprechend höheren Gehalt als „Schmerzensgeld“ ausgleichen. Doch stand jetzt will Rashica lieber sofort in die Champions League, statt sich auf ein ungewisses Abenteuer in Italien einzulassen. Er wartet deshalb auf Werders Einigung mit seinem Wunschverein RB Leipzig.