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Werders U23-Trainer Zapel im Interview „Diese Mannschaft gehört in die 3. Liga“

Im Interview relativiert Werders U23-Trainer Oliver Zapel die lange Serie erfolgloser Spiele und erklärt, warum er der Rückrunde zuversichtlich entgegensieht.
18.12.2017, 16:20 Uhr
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Von Stefan Freye

Gerade verlor Ihre Mannschaft in der Nachspielzeit einen Punkt, verpasste damit ausgesprochen unglücklich das vierte Remis in Serie. Sind Sie urlaubsreif?

Oliver Zapel : Nein, bin ich nicht. Ich habe mir zwar gerade zwei Tage genommen, in denen ich nichts hören und sehen wollte. Aber ich fange schon an diesem Dienstag an, die Vorbereitung zu planen. Ich hänge jetzt auch nicht in den Seilen, sondern lebe diese „Jetzt-erst-recht-Mentalität“ vor.

Dabei steht ja offiziell gar nicht fest, ob Sie im Januar noch der Trainer der U23 sind. Zumindest theoretisch ist die Rückkehr von Florian Kohfeldt möglich. (Anm. d. Red.: Das Interview wurde geführt, bevor Werder die Verlängerung mit Kohfeldt bekannt gab.)

(lacht) Ich plane aber so, dass ich die Jungs am 2. Januar begrüßen werde.

Hinter Ihnen liegen viereinhalb Wochen und fünf Spiele mit der U 23. Wie lautet Ihr ­Fazit?

Es war das erwartet schwere Projekt mit vielen für mich neuen Erfahrungen. Mit Jungs, die sich in einer komplett neuen Liga erst einmal zurecht finden müssen und nach der Sieglos-Serie verständlicherweise verunsichert wirkten. Trotzdem hat sie in den Spielen überzeugt und hatte nicht selten eine gute Chance zu Sieg.

Ihren Spielern wird die Pause nun vermutlich aber gut tun, oder?

Das ist klar. In Unterhaching haben sie noch einmal jeden Zentimeter Energie rausgepumpt, körperlich und mental. Wir haben eine sehr junge Mannschaft, für viele ist es das erste Mal, dass sie sich im Abstiegskampf befinden. Nach dem guten Saisonstart wähnte man sich eventuell schon ein Stück weiter. Insofern bin ich schon froh, dass die Jungs jetzt mal in Ruhe reflektieren können.

Sie arbeiteten vorher mit den Herren in Eichede und Großaspach, sitzen also erstmals auf der Bank eines Nachwuchsteams. Welchen Eindruck haben Sie von dieser Arbeit?

Sie erfordert vor allem mehr den Ausbilder im Trainer. Da sind deutlich mehr und intensivere Maßnahmen in der täglichen Arbeit gefragt. Einige Spieler kennen die teilweise recht raue Umgangsform im Herrenfußball noch gar nicht. Da ist eine andere Kommunikation gefragt. Und der bestimmende Indikator der Arbeit ist das Ziel des Vereins: Es geht in erster Linie um die Entwicklung der jungen Spieler.

Dann unterscheidet sich die Arbeit mit der U 23 also deutlich von einer Tätigkeit bei einem normalen Drittligisten?

Ja. Es ist eine ganz andere Arbeit als mit einer etablierten Drittligamannschaft. Man muss einfach akzeptieren, dass sich Ausbildungsziel und Erfolgsorientierung konterkarieren und entsprechende Schwerpunkte setzen. Dennoch versuchen wir beides so gut es geht zu kombinieren.

Wie hat sich die Mannschaft seit Ihrem Amtsantritt verändert?

Ich finde, wir vermitteln deutliche Anzeichen, dass wir noch mehr als Team auftreten und der Einzelne sich zurücknimmt. Das sind kleine, wichtige Schritte, die Hoffnung machen. Diese Mannschaft gehört in die 3. Liga.

Sie hat aber nun bereits seit 15 Spielen nicht mehr gewonnen. Ist diese Serie eigentlich nur der Jugend Ihres Teams geschuldet?

Nicht allein. Auch junge Spieler dürfen Spiele gewinnen. Wir sollten die Jugendlichkeit nicht als Alibi verwenden.

Woran machen Sie den Misserfolg dann fest?

Er ist sicher eine Frage der Struktur, die in Teilen labil ist und die dann zum Beispiel verhindert, dass man in der Schlussphase einfach mal sagt: Ein Punkt reicht uns heute auch.

Wie lässt sich daran arbeiten?

Man muss die Spieler sehr individuell betrachten, ihre Stärken hervorheben aber auch Schwächen ansprechen. Einige Spiele haben wir durch individuelle Fehler verloren, diese Spieler galt es wieder aufzubauen. Andere haben wenig Spielzeit bekommen, sind aber dennoch ein wichtiger Baustein im Team. Das muss man ihnen klar machen, um somit die Struktur innerhalb der Mannschaft zu stärken.

Rafael Kazior hat unter Ihnen noch kein Spiel von Anfang an bestritten und als Marc Pfitzner in Unterhaching nach einer Rotsperre von vier Wochen wieder zur Verfügung stand, saß er zunächst ebenfalls auf der Bank. Man hat schon den Eindruck, dass Sie nicht in dem Maß auf Erfahrung setzen wie Ihre Vor­gänger. Was ist mit den routinierten Spielern?

Ich gehe nicht anders um mit ihnen. Marc Pfitzner hat sich mit der Roten Karte selbst rausgenommen. Da war es nicht selbstverständlich, dass er nach Ablauf der Sperre zum letzten Spiel des Jahres antritt. Im Fall von Rafael Kazior gibt es Toptalente auf seiner Position, auf die wir vorrangig setzen wollen. Da gibt es auch klare Absprachen mit Rafael, der seine Rolle dabei akzeptiert. Er ist aber unser Kapitän und spielt als erfahrener Spieler eine wichtige Rolle. Dafür muss er nicht immer auf dem Platz stehen.

Ob Ole Käuper in der Rückrunde noch für die U 23 auf dem Platz stehen wird, ist ungewiss, nachdem er nun zwei Mal im Bundesligakader stand. Wie sehen Sie die Situation des Mittelfeldspielers?

Zuerst mal sind wir froh und stolz, dass wir einen weiteren Spieler auf dieses Niveau gebracht haben. Es ist eine Motivation für die anderen. Dass es sein kann, dass er uns eher selten in der Rückrunde zur Verfügung steht, wissen wir jetzt. Da werden wir eine Lösung finden.

Könnte sie auch in einem Neuzugang bestehen?

Theoretisch wäre das möglich. Es hat aber auch mit den Rekonvaleszenten zu tun. Deshalb geht es um eine Gesamtbewertung, und dann werden wir ein Paket schnüren.

Was macht Ihnen Hoffnung, dass der Klassenerhalt am Ende gelingt?

Vieles. Wenn ich hoffnungslos wäre, würde ich eine andere Tonart wählen. Wir wissen, wie eng die Spiele waren. Jetzt haben wir die Chance, uns auf uns zu konzentrieren und eine bessere Einschätzung des Leistungsvermögens zu erhalten. Allein mit Boubacar Barry, der nach langer Verletzungspause nun erstmals am Mannschaftstraining teilnimmt, haben wir noch einen echten Neuzugang. Er ist ein Spieler, der den Unterschied ausmachen kann. Auch Justin Eilers hat glücklicherweise angekündigt, den Weg zurück zu den Profis über die U 23 machen zu wollen. Das werden spürbare Verbesserungen der Qualität unserer Offensive sein.

Man weiß aus der Vergangenheit auch, dass die U 23 in der Rückrunde immer stärker auftritt und mehr Punkte gewinnt. Welche Rolle spielt dieses Merkmal in Ihren Überlegungen?

Auf solche Rückblicke werde ich komplett verzichten. Es ist ja eine neue Mannschaft. Wir konzentrieren uns einfach auf die Punkte zum Klassenerhalt. Dass wir uns steigern und effizienter werden müssen, steht außer Frage. Aber wenn wir das machen, dann werden wir auch die nötigen Punkte holen.

Die Fragen stellte Stefan Freye.

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