Rund 2290 Arbeitsplätze hat die Offshore-Windindustrie in Bremen geschaffen. Das ist das Ergebnis einer noch nicht veröffentlichten Studie, die das Marktforschungsinstitut Wind Research am Mittwoch auf der Fachkonferenz Windforce in Bremerhaven vorgestellt hat. Deutschlandweit sind demnach 24 350 Menschen in Vollzeit in der Branche beschäftigt, sie erwirtschafteten einen Umsatz von 9,8 Milliarden Euro. Der bremische Anteil daran liege bei 861 Millionen Euro.
Bei Offshore-Windenergie denke man an die norddeutschen Länder, sagte Dirk Briese, Geschäftsführender Gesellschafter des Instituts. „Aber auch Süddeutschland und Nordrhein-Westfalen sind maßgeblich an der Wertschöpfung beteiligt.“ Laut Studie bietet die Offshore-Windindustrie in NRW etwa 3000 Arbeitsplätze, in Baden-Württemberg etwa 4400 und mit circa 2400 Beschäftigten in Bayern fast so viele wie in Bremen. Im Norden erfolge die Montage, ein großer Teil des Transports sowie der Betrieb – im Süden und in Westdeutschland liege der Schwerpunkt auf der Forschung und im Ingenieurswesen.
Die Studie gibt aber mehr als nur einen Blick auf den derzeitigen Stand: Sie zeigt auch, wie sich Arbeitsplätze und Umsatz bis 2035 entwickeln könnten. In allen in der Studie vorgestellten Szenarien gehen in den nächsten Jahren die Arbeitsplätze zunächst zurück. Ab 2025 jedoch könnte sich die Offshore-Windindustrie dann in unterschiedliche Richtungen entwickeln: Hält die Bundesregierung am aktuellen Ausbauziel fest, gingen bis 2035 wohl bis zu 10 000 Arbeitsplätze in der Branche verloren. Werde das Ausbauziel jedoch deutlich höher angesetzt, könnte die Zahl der Beschäftigten auf mehr als 35 000 steigen.
Ziel der Studie sei es, „Argumente in die Politik zu bringen, um bestimmte Themen wie den Sonderbeitrag für die Offshore-Windkraft wieder konkreter anzugehen“, sagte Briese.
Neue Märkte, großes Potenzial
Ein Zeichen nach Berlin senden, das war auch die Absicht des Windforce-Veranstalters, der Windagentur Bremerhaven (WAB). Sie hat jetzt Forderungen an die Bundesregierung und vor allem an Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier gestellt: In der „Bremer Erklärung“ fordert die WAB ein Ausbauziel von 35 Gigawatt bis zum Jahr 2035 – deutlich mehr, als bisher politisch gewollt ist. Die Erklärung haben alle in der Bürgerschaft vertretenen Parteien unterzeichnet. Die Bundesregierung hatte in den vergangenen Jahren die angepeilten Strommengen der Windindustrie auf hoher See mehrfach abgesenkt, weil sie die Kosten fürchtete.
Offshore-Windenergie ist nicht nur ein Thema der Nordsee: In mehreren Vorträgen stellten sich internationale Akteure der Branche und die Ziele ihrer Länder vor. So plant Taiwan etwa bis zum Jahr 2025 rund 30 Gigawatt Strom offshore zu erzeugen. Auch im US-Bundesstaat New Jersey ist man den Angaben zufolge optimistisch: „We got the wind“, sagte eine Sprecherin selbstbewusst. Auf deutsch: „Wir haben den Wind.“
In den Vereinigten Staaten sei Offshore-Windenergie bisher kaum ein Thema. Ähnlich sieht die Lage in Brasilien aus: Heutzutage produziere man auf dem Festland bereits 19 Gigawatt, allerdings noch nicht auf dem Meer. Die Geografie im Norden und im Süden des Landes sei jedoch vielversprechend: Entlang der Küste sei das Meer auf einem breiten Streifen flach – was günstig für den Bau der Windräder ist.