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Wertanlage Gold In mancher Kiste schlummert ein kleines Vermögen

Angesichts des steigenden Goldpreises verzeichnen Händler einen wachsenden Zulauf. Der Verkauf von Schmuck oder Münzen kann sich lohnen. Doch sollten wenigstens zwei Experten den Wert ermitteln.
16.08.2024, 05:00 Uhr
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In mancher Kiste schlummert ein kleines Vermögen
Von Wolfgang Mulke

Da liegt der kleine Familienschatz auf dem mit Stoff ausgeschlagenen Tablett. Zwei Armbänder, ein paar Schmuckstücke, ein Ring und ein Armreif. Alles aus Gold, wie es scheint. Viele Jahre lag das Erbe unbeachtet in einer Kiste mit Erinnerungsstücken, bis zufällig wieder ein Blick hineingeworfen wurde. Da zuletzt in den Nachrichten immer wieder von neuen Rekordständen beim Goldpreis berichtet wurde, stellt sich schnell die Frage nach dem Wert des Nachlasses.

Die Expertin Lina Repschläger nimmt die Stücke mithilfe eines Messgeräts unter die Lupe. Sie kann damit den Goldgehalt und die Legierung der Stücke ermitteln. Aus dem Gewicht des reinen Goldes und dem Tagespreis am Goldmarkt errechnet sie dann den Wert. Allein das Armband taxiert die Ankäuferin des Unternehmens Degussa-Goldhandel auf über 1300 Euro. „Die Kunden sind überrascht, dass ihr Gold so viel wert ist“, beobachtet sie immer wieder. Für Fachleute ist der Test leicht, sofern sie über eine entsprechende Ausrüstung verfügen. So reibt Repschläger auf einem Stein ein Probestück und beträufelt die Stelle mit Salpeter und Salzsäure, auch Königswasser genannt. Der Abrieb verschwindet. „Königswasser ist eine der wenigen Substanzen, die Gold auflösen können", erläutert sie.

Nicht alles glänzt

Leider ist auch auf dem Tablett auf ihrem Schreibtisch nicht alles Gold, was glänzt. Der Ring erweist sich als Niete, obwohl eine Punze den Goldgehalt mit der Ziffer 585 als 58,5 Prozent ausweist. Der Stempel ist eindeutig gefälscht, der Ring vornehmlich aus Nickel. Autobahngold nennt der Chef der Berliner Degussa Niederlassung, Stefan Hasenknopf, derlei Fälschungen. Trickbetrüger bäten an Raststätten unbedarfte Reisende um vermeintlich dringend benötigtes Bargeld im Tausch gegen den vorgeblichen Goldschmuck. Aus dem erhofften Geschäft würde beim späteren Check des Goldes dann eine Enttäuschung.

So erkennt man den Goldgehalt

Ob Schmuck oder Münzen in der heimischen Schublade tatsächlich wertvoll sein könnten, ist leicht zu erkennen. Selbst kleine Anteile sind in der Regel mit einer Punze versehen, die den Goldanteil angibt. Denn oft wird das Edelmetall mit anderen Metallen gemischt, zum Beispiel um Farben zu erzeugen. Reines Gold trägt die Ziffer 999, die am meisten verwendete Legierung die 585. Es gibt aber auch geringere Anteile und beispielsweise Zwischenwerte bei Münzen. Ist die Punze gefunden, kann eine erste Schätzung des Wertes zu Hause vorgenommen werden. Das Stück wird auf der Waage gewogen. Auf diversen Internetseiten informieren Händler über den tagesaktuellen Ankaufspreis pro Gramm der jeweiligen Legierung. Beide Werte multipliziert ergeben den Schätzwert.

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Inzwischen gibt es viele Juweliere oder Goldhändler, auch Trödler, die für den Ankauf von Schmuck und Gold werben. Dabei können trotz eines weltweit einheitlichen Tageskurses für Gold unterschiedliche Angebote herauskommen. Bei nicht mehr modischem Schmuck wird zum Beispiel eine Art Risikozuschlag vom Materialwert abgezogen, weil sich manches Stück später als unverkäuflich erweist. Mitunter ist die Prüfung nicht kostenlos oder es werden Schmelzverluste oder Abrieb für einen geringeren Wert geltend gemacht. „Interessenten sollten auf jeden Fall seriöse Händler aufsuchen, die den Wert transparent ermitteln“, rät Repschläger daher.

Den Börsenpreis erhalten Verkäufer nicht. Denn die Händler wollen etwas verdienen. Sie haben ja auch Kosten, beispielsweise für das Einschmelzen von Schmuck und die Trennung der einzelnen Materialien. Verbraucherschützer raten dazu, es bei einem Abschlag von zehn Prozent und mehr bei einem anderen Aufkäufer zu versuchen und am besten mehrere Angebote einzuholen.

Kaufen oder verkaufen?

Angesichts des zuletzt starken Preisanstiegs des Edelmetalls stellt sich die Frage, ob nun eher ein guter Zeitpunkt zum Verkauf oder zum Kauf ist. Lange dümpelte der Goldkurs deutlich unterhalb der Marke von 2000 US-Dollar pro Feinunze, also pro 31,1 Gramm. „Die Barriere von 2000 US-Dollar wurde deutlich durchbrochen, was Bewegung in den Markt gebracht hat“, sagt Hasenknopf. Zwar seien kurzfristige Preisbewegungen kaum zuverlässig vorherzusagen, doch „der historische Trend zeigt eine konstante, langfristige Steigerung“.

Anders gesagt: Für eine kurzfristige Spekulation eignet sich Gold kaum. Das Edelmetall wirft im Gegensatz zu Festgeld auch keine Zinsen ab. Dafür kann Gold andere Eigenschaften vorweisen. Es wird weltweit gehandelt und gilt als Schutz vor einer Entwertung der eigenen Währung. Es kann grundsätzlich auch überall ge- oder verkauft werden. Eine inflationäre Entwicklung ist beim Gold kaum möglich, weil es im Gegensatz zu Geld nicht beliebig vermehrt werden kann. Das verdeutlicht Hasenknopf mit einem Vergleich. Würde sämtliches schon geschürftes oder noch in der Erde befindliche Gold der Welt zu einem Quader geschmolzen, wäre seine Kantenlänge gerade einmal 25 Meter lang.

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Wie entwickelt sich der Goldpreis weiter?

Die Analysten der großen Finanzmarkthäuser sind sich über die Gründe für das Rekordniveau des Goldpreises und die weitere Entwicklung nicht ganz einig. Die Nachfrage aus China ist derzeit ungewöhnlich hoch, auch von der dortigen Zentralbank. Aber auch andere Notenbanken stocken ihre Goldreserven auf. Die Prognosen der optimistischen Analysten rechnen mit einem weiteren Anstieg auf bis zu 3000 US-Dollar in diesem Jahr. Sicher ist das natürlich nicht.

Verkauf im Internet

Inzwischen bieten Goldhändler ihre Dienste auch im Internet an. „Der Onlinehandel wird immer wichtiger, vor allem weil unsere jüngeren Kunden sich daran gewöhnt haben und dies nun erwarten“, berichtet Hasenknopf. Dabei sendet Degussa Kunden zum Beispiel Verpackungsmaterial. Darin wird der Schmuck versandt. Das Päckchen sollte auf jeden Fall versichert und von der Ware ein Foto gemacht werden.


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