Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

U-Boote Was Bremerhaven mit U-Booten verbindet

Dass Bremerhaven unter anderem früher mal als Hafen für Unterwasserfrachter diente, das weiß Nils Theinert. Er ist Experte für U-Boote am Deutschen Schifffahrtsmuseum.
03.05.2024, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Phillipp Steiner

Bremerhaven als Anlaufpunkt für U-Boote, die Deutschland mit Alaska verbinden – die Idee hat es wirklich gegeben, sagt der Historiker Nils Theinert. Ein US-Konzern dachte in den 1980er Jahren darüber nach, mit U-Booten Gas unter dem Eis der Arktis bis zur Seestadt zu transportieren, erklärt er. Theinert ist Experte für U-Boote am Deutschen Schifffahrtsmuseum (DSM) in Bremerhaven. Er weiß, warum U-Boote in den Weltkriegen vor allem über Wasser unterwegs waren und ob sie sich für den Massentourismus eignen.

Erste Versuche für U-Boote habe es in der Frühen Neuzeit gegeben. Ernst geworden sei es aber erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Der „Brandtaucher“ von Wilhelm Bauer, 1850 in einem Krieg gegen Dänemark für die Armee Schleswig-Holsteins konstruiert, habe allerdings noch nicht richtig funktioniert. Aber hier zeigte sich ein Muster, so Theinert. Besonders hervorgetan bei der Entwicklung hätten sich oft Länder, die ihre Unterlegenheit über Wasser ausgleichen wollten. So auch die Südstaaten mit der „Hunley“ im US-amerikanischen Bürgerkrieg. „Dieses U-Boot hatte einen Spieren-Torpedo, der an einer ganz langen Stange vorne angebracht war. Die Idee bestand darin, dass man ihn in das feindliche Schiff hineinrammt, sich dann wieder zurückzieht und dann einen Zünder auslöst.“ Die „Hunley“ sei 1864 das erste U-Boot gewesen, das ein Schiff versenkte.

Skepsis gegenüber U-Booten im Deutschen Kaiserreich

Ein Boot, mit dem man sich klammheimlich dem Gegner nähert – im Deutschen Kaiserreich sah man das zunächst zwiespältig: „Es war eine Maschine, die auch in Marinekreisen anfangs auf Skepsis traf, weil sie nicht in die herrschende Doktrin passte. Das U-Boot wurde bis vor dem Ersten Weltkrieg als nicht besonders ehrenhafte und schlagkräftige Waffe angesehen.“

Die anfängliche Skepsis zeigte sich auch darin, dass U-Boote nur Nummern erhielten, so Theinert. Das ist bis heute so, die aktuellen U-Boote der deutschen Marine heißen U 31 bis U 36. Auch die „Wilhelm Bauer“, die nun im Bremerhavener Museumshafen liegt, wurde im Zweiten Weltkrieg als U 2540 zu Wasser gelassen und erhielt erst viele Jahre später den Namen, der an den Erfinder des „Brandtauchers“ erinnert.

Das erste echte U-Boot

U 2540 zählte zum Typ XXI, für den oft beansprucht werde, er sei das erste „echte“ U-Boot gewesen, erklärt der Historiker. Da es einen großen Batterievorrat hatte und mit einem Schnorchel Luft für die Dieselmotoren ansaugen konnte, habe es quasi permanent unter Wasser fahren können – damals etwas Neues: „Die U-Boote im Ersten und Zweiten Weltkrieg haben wegen der begrenzten Luft- und Batteriekapazität eigentlich die meiste Zeit über Wasser operiert.“

Auch historisch ist die „Wilhelm Bauer“ besonders, weil sie erst von der Kriegsmarine der Nationalsozialisten und dann von der Bundesmarine und dem Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung genutzt worden sei. Die Bundesmarine hatte andere Ziele als die Kriegsmarine. „Sie sollte im Rahmen des Nato-Bündnisses nicht mehr auf der Hochsee Nachschub-Konvois angreifen und einem Eroberungskrieg dienen. Sondern sie sollte mit ihren kleinen U-Booten der Klasse 205 und 206 vor allem die Ostsee-Ausgänge sichern und den Nachschub des Warschauer Paktes über die Ostsee im Kriegsfall unterbinden.“ Eine Aufgabe, die heute mit Blick auf Russland in ähnlicher Form wieder aktuell sei.

Die Seestadt als Hafen für Unterwasserfrachter

Obwohl ihre Geschichte militärisch geprägt sei, dienten U-Boote auch anderen Zwecken. Dabei habe Bremerhaven sogar als Hafen für Unterwasserfrachter gedient. Schon im Ersten Weltkrieg sei die Stadt Einlaufhafen des ersten Handels-U-Boots „Deutschland“ gewesen. „In den 1980er Jahre gab es dann Pläne von General Dynamics, einen U-Boot-Tanker für Flüssiggas und Öl zu bauen und unter dem arktischen Eis durchzufahren. Dieser Tanker sollte in Bremerhaven seinen Endpunkt haben.“

Allerdings: „Einer Verwirklichung kam das nicht wirklich nah.“ Für Theinert ist das Konzept vielmehr ein Beispiel für die Technikgläubigkeit jener Zeit. „Aber schiffbaulich und wirtschaftlich hat sich das in Friedenszeiten offensichtlich bis heute nicht wirklich gelohnt.“

Tauchroboter eignen sich besser für die Forschung

Was die Meeresforschung angeht, wurden Forschungstauchboote vor allem in der Vergangenheit genutzt, inzwischen sieht der Historiker sie dort als „Auslaufmodell“. Denn sie seien vergleichsweise teuer und im Einsatz aufwendig. Tauchroboter eigneten sich für die Forschung besser.

Bleibt der Tourismus – dabei denken viele an das Unglück der „Titan“, bei dem 2023 fünf Menschen auf dem Weg zum Wrack der „Titanic“ umkamen. Für Theinert bildet die „Titan“ in der Hinsicht zwar eine Ausnahme. Denn Tauchboote würden wie Schiffe klassifiziert und seien sehr sicher. Generell gelte: „Die meisten U-Boote kommen auch wieder hoch.“ Trotzdem glaubt der Forscher nicht an eine breite Nutzung von Tauchbooten für größere Tiefen im Tourismus. Dafür sei der logistische Aufwand zu groß. „Dieses Tieftauchen wird nur sehr Reichen vorbehalten bleiben und gehört in die gleiche Kategorie von Luxusreisen wie der aufkommende Weltraumtourismus.“

Lesen Sie auch

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)