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Museum Den Schiffen so nah

Die Möwen kreischent, die Sonne kämpft sich durch die Wolken. Der Regenguss vom Morgen ist fast vergessen als Kinderreporterin Mira (7) Bremerhaven erreicht. Sie erkundet dort das Deutsche Schifffahrtsmuseum.
18.08.2023, 09:10 Uhr
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Den Schiffen so nah
Von Sheila Schönbeck

Das Herzstück des Deutschen Schifffahrtsmuseums (DSM) ist die Kogge. Mira staunt nicht schlecht als sie das aus mehreren Teilen zusammengesetzte Schiff sieht. „Das ist ja gar nicht vollständig“, bemerkt die Siebenjährige. Neugierig blickt sie durch ein Fernglas, um sich das Holz ganz genau anzusehen. Annica Müllenberg nimmt sich viel Zeit für die Kinderreporterin. Die Museums-Mitarbeiterin erklärt ihr, dass die Kogge ein Zufallsfund war. Ein Bagger habe 1962 vor Woltmershausen eine Seite des Schiffes angeknabbert als er dort die Weser ausheben wollte. „Dann begann ein richtiger Krimi“, sagt sie. „Die Menschen wussten gar nicht, was sie da gefunden hatten.“
An einer Station erfährt Mira ganz genau, was sich damals abspielte. Dafür nimmt sie den Hörer eines alten Schnurtelefons ab und lauscht. Mehrere Beteiligte kommen zu Wort. Sie rätseln, beraten und diskutieren, wie mit dem ungewöhnlichen Fund umzugehen ist. Mira fühlt sich beinahe, als wäre sie live dabei. Ganze drei Bergungsaktionen gab es. Mehr als 2000 Teile bargen die Taucher vom Wesergrund.


Die Kogge ist mehr als 600 Jahre alt. Das Holz stammt aus der Bremer Region. „Die Kogge war sozusagen die Mutter aller Containerschiffe, ein richtiges Lastentier der Meere“, erzählt Annica.
Da die Kogge schon viele Jahre auf dem Buckel hat, wird sie regelmäßig untersucht. Ingenieurinnen kommen zwei Mal im Jahr und nehmen das Holz genau unter die Lupe. Dazu nutzen sie bestimmte Vermessungsmethoden wie die Photogrammetrie und den Laserscan. Wie genau die Vermesserinnen dabei vorgehen, bekommt Mira anschaulich in einem Film erklärt.

Wie auf einer echten Werft
Die Geschichte der Kogge ist sehr spannend. Aber das Schifffahrtsmuseum hat noch viel mehr zu bieten. Noch bis zum Frühjahr 2024 läuft die Sonderausstellung „Steel and Bytes. Ein Schiff entsteht“. Hinter einer gelben Containerwand findet unsere Kinderreporterin eine Werft in Miniaturformat.
Sechs Stationen besucht Mira. Es sind die Stationen, die ein Schiff durchläuft, bis es zu Wasser gelassen wird. Angefangen im Büro, wo die Ingenieure arbeiten und das Schiff auf dem Bildschirm entsteht, bis hin zum Trockendock. Dort werden die Einzelteile wie ein großes Puzzle zusammengesetzt. Was es mit dem Stapellauf und der Schiffstaufe auf sich hat, findet Mira ziemlich spannend. „Zerbricht die Sektflasche bei der Taufe nicht, bringt das Unglück“, fasst sie zusammen. „Besser ist es, wenn die Flasche kaputt geht und der Korken drin bleibt. Das bringt dann Glück.“

Spielend Exponate schützen
In einer Ecke des großen Raumes steht ein Tisch. Die Oberfläche flimmert. Neugierig geht Mira darauf zu. Ein Junge spielt dort eifrig mit seiner Mutter. An diesem Touchtisch, dessen Oberfläche auf Berührungen reagiert, spielen sie ein Schnelligkeitsspiel. Dabei müssen Objekte aus Museen, wie ein Krug aus dem alten Rom oder ein Spielzeugroboter, geschützt werden. Bis zu vier Spieler können mitmachen. Annica und Mira steigen gleich mit ein. Welches Licht schadet dem Objekt? Wie viel Feuchtigkeit verträgt es? Woher kommen die Motten plötzlich? Durch Berührungen entscheiden die Spieler, was durch gelassen werden darf und was nicht. Das macht nicht nur Spaß, die vier kommen auch ins Gespräch. Mira ist hinterher total begeistert und würde gleich noch mal spielen.

Post aus dem Meer
Als nächstes stoppt unsere Kinderreporterin bei einer recht unauffälligen Station. Ein paar Flaschen mit Zetteln stehen in einer Kiste. Was mag das sein, fragt sie sich. Annica klärt sie auf und öffnet eine Flasche. Es sind Briefe von Menschen, die eine Flaschenpost gefunden haben. Ins Meer geworfen hat sie über viele Jahre ein Frau aus Lemwerder, nahe Bremen. Sie war lange mit ihrem Mann auf den Weltmeeren unterwegs. Eine ihrer Flaschenpostsendungen hat ein 14-Jähriger Junge 1998 am Strand von Alaska (Amerika) gefunden. Eine andere Post fand ein Mann am Strand von Taiwan. Das ist ein kleiner Inselstaat neben China. Er verstand den auf Englisch geschrieben Brief nicht und antwortete einfach mit chinesischen Schriftzeichen. Die verstand die Empfängerin nicht. Beide suchten sich Hilfe bei der Übersetzung. So entstand eine Brieffreundschaft. Jahre später haben sich beide in Hamburg getroffen. Diese Station hat also richtig spannende Geschichten zu bieten, findet Mira.

Am Steuerrad
Das Schifffahrtsmuseum stellt nicht nur drinnen aus. Das Besondere sind die drei Schiffe, die im Hafenbecken liegen und besichtigt werden können. Das lässt sich Mira nicht entgehen. Bei bestem Seemannswetter betritt sie die RAU IX (römische Zahl für 9). Auf dem einstigen Dampfer war die Crew unterwegs, um Wale zu fangen. Heute steht der Walfangdampfer friedlich in Bremerhaven. An Bord wird nicht nur geguckt, Mira steuert auch selbst ein Schiff. Nicht die RAU IX, sondern ein Schiff der Küstenwache. Aber kein echtes! Per Fernsteuerung navigiert sie das Modellschiff durch den Mini-Port. Das macht ihr sichtlich Spaß.


Auch die STIER schaut sich Mira genau an. Der ehemalige Bergungsschlepper birgt ziemlich viele Treppen. Durch den Maschinenraum – hier riecht es noch immer nach Öl – bahnt sie sich über steile Leitern den Weg nach oben. Richtiges Kapitänsgefühl kommt in der Kommandobrücke auf. Den Blick nach vorn gerichtet, das Steuerrad fest in der Hand, ruft sie „Schiff ahoi!“

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