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Containerabfertigung Erster Einsatz automatisierter Containerbrücken am Jade-Weser-Port

Am Jade-Weser-Port wurden in dieser Woche erstmals zwei neue automatisierte Containerbrücken eingesetzt. Sie ermöglichen fast doppelt so viele Containerbewegungen pro Stunde.
09.08.2024, 05:00 Uhr
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Von Christian Eckardt

Die „OOCL Sweden“ hat im Rahmen ihrer Jungfernfahrt erstmals den Eurogate Container Terminal Wilhelmshaven in dieser Woche angelaufen. Mit einer Kapazität von 24.188 Standardcontainern (TEU) sowie einer Länge von 400 Metern gehört die „OOCL Sweden“ zu den weltgrößten Containerschiffen und ist das zehnte Schiff einer Reihe von insgesamt zwölf Neubauten der Reederei OOCL. Es gab noch eine Premiere im Zusammenhang mit der „OOCL Sweden“ am Jade-Weser-Port: Erstmals wurden zwei neue automatisierte Containerbrücken eingesetzt.

Das Schiff bedient im Liniendienst Deutschlands einzigen Tiefwasserhafen in Wilhelmshaven von und nach Shanghai-Ningbo-Xiamen-Yantian und Singapur. In Nordeuropa werden zusammen mit dem Schwesterschiff „OOCL Finland“ neben Wilhelmshaven auch Felixstowe, Zeebrügge und Danzig angelaufen. OOCL ist zusammen mit CMA CGM, Cosco Shipping Europe und der Evergreen Line Teil des internationalen Reedereibündnisses Ocean Alliance.

Neue automatisierte Containerbrücken von Liebherr

Die neuen Containerbrücken wurden vom Terminalbetreiber Eurogate bereits vor mehr als drei Jahren angekündigt. Hierfür wurden nach Angaben von Eurogate mehr als 100 Millionen Euro in den Ausbau des Terminals in Wilhelmshaven investiert. Ziel ist die zunehmende Automatisierung der Anlage. Bei den 98,4 Meter hohen fernsteuerbaren Containerbrücken mit Doppellaufkatze von Liebherr Container Cranes aus Irland mit einem 85 Meter langen Ausleger handelt es sich um die ersten dieser Art auf einem deutschen Containerterminal. Das Besondere daran sei, dass es sich um automatisierte kabinenlose Containerbrücken handelt. Der Brückenfahrer sitzt nun nicht mehr unterhalb der Brücke, sondern an einem speziellen Fernsteuerstand im Verwaltungsgebäude. Für die Einrichtung dieser Arbeitsplätze wurde das dritte Geschoss im Terminal House Wilhelmshaven extra ausgebaut.

Durch zwei sogenannte Laufkatzen können gleichzeitig zwei 40-Fuß-Container von der Containerbrücke bewegt werden. Die Container vom Schiff werden automatisch auf eine Verankerungsplattform befördert, die Teil der Brücke ist und sich in rund 15 Metern Höhe befindet. Nachdem das Verankerungspersonal die Drehverschlüsse an den Containern entfernt hat, aktiviert es die sekundäre Laufkatze, die den Container automatisch an die landseitigen der Brücke transportiert. Derzeit werden die Containerboxen von dort aus noch manuell mit einem Van-Carrier mit Fahrer abgeholt und auf einem zugewiesenen Lagerplatz auf dem Terminal abgestellt.

Fast doppelt so viele Containerbewegungen

Dieser Transport soll künftig automatisch erfolgen, so Eurogate. Denn dadurch könne man die Kapazität des Terminals mittelfristig steigern, ohne das Terminal zu erweitern. Unter idealen Bedingungen sei nun eine Steigerung auf mehr als 45 Containerbewegungen pro Stunde mit den neuen Brücken möglich. Derzeit liege die durchschnittliche Containerbewegung bei 23 pro Stunde.

Die Investitionen, unter anderem für diese beiden Containerbrücken und der Fernsteuerstände, belaufen sich auf etwa 37 Millionen Euro. Derzeit befinden sich die beiden Brücken in der Testphase, geplant ist aber, dass diese zum Jahresanfang 2025 in den operativen Einsatz gehen. Auch im Hamburger Hafen sollen am Terminal Altenwerder bis zum Ende dieses Jahres zwei Containerbrücken dieses Typs aufgestellt werden. Eurogate hat bereits zur Produktivitätssteigerung in Wilhelmshaven die acht bestehenden Containerbrücken des chinesischen Herstellers ZPMC um elf Meter erhöht, um damit in Zukunft auch die Megamax-Boxcarrier abfertigen zu können.

Zu den weiteren Investitionen in Wilhelmshaven zählen außerdem 23 neue Van- Carrier und die Errichtung eines vierten Krans am terminaleigenen Bahnhof, um das Terminal auf einen Umschlag von einer Million TEU vorzubereiten. Im vergangenen Jahr wurden dort rund 530.000 TEU umgeschlagen.

Folgen des Automatisierungsprozesses

Derzeit sind bei Eurogate in Wilhelmshaven etwa 600 Beschäftigte angestellt. Mit den Einzelgesellschaften der Eurogate-Gruppe und der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi wurde bereits Ende 2018 der "Tarifvertrag Zukunft" abgeschlossen. Er gilt als Grundstein dafür, die Folgen des Automatisierungsprozesses für die Mitarbeiter sozial und mitbestimmt zu gestalten. In Folge der Automatisierung und Digitalisierung "werden Arbeitsplätze wegfallen, aber auch neue kommen hinzu. In der Summe bleibt es gleich", hatte Eurogate-Chef Michael Blach auf einer Betriebsversammlung im vergangenen Jahr gesagt.

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