Der Windkraftanlagen-Hersteller Senvion ist mit einem Verlust von fast 50 Millionen Euro ins Jahr gestartet. Das geht aus dem am Donnerstag veröffentlichten Quartalsbericht des Unternehmens hervor.
Dazu haben allerdings außergewöhnliche Einflüsse beigetragen. Das Unternehmen wird gerade umgebaut. Senvion will per Saldo rund 660 Arbeitsplätze abbauen, Teile der Produktion verlagern und Standorte in Deutschland streichen. Im März teilte Senvion bereits das Aus für die Tochterfirma Powerblades in Bremerhaven mit. Powerblades fertigt Rotorblätter.
Die Ergebnisse entsprächen den Erwartungen und es sei bereits gelungen, einen wesentlichen Anteil der Kosteneinsparungen zu realisieren, sagte Vorstandschef Jürgen Geißinger. Die Auftragseingänge nahmen gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres um 31 Prozent auf 353 Millionen Euro zu; mit einem Auftragsbestand von 5,2 Milliarden Euro sei das Auftragsbuch gut gefüllt.
Auch der Hamburger Windrad-Produzent Nordex ist mit schwachen Erträgen in das Jahr gestartet. Nordex hielt sich zwar nach eigenen Angaben vom Donnerstag in der Gewinnzone, doch verringerte sich das Konzernergebnis um mehr als 70 Prozent auf lediglich 7,1 Millionen Euro, bei einem Umsatz von 648 Millionen Euro. Beim Umsatz konnte Nordex nur dank des stark wachsenden Service-Geschäfts leicht um zwei Prozent zulegen. Der Auftragseingang für neue Anlagen ging dagegen um 38 Prozent auf 333 Millionen Euro zurück.
Auch bei Nordex stehen deshalb Kostensenkungen im Fokus. "Wir müssen unsere Kosten an das Geschäftsvolumen anpassen", sagte der neue Vorstandschef José Luis Blanco. "Das betrifft die Auslastung unserer Werke, die Senkung unserer Strukturkosten und natürlich unser Programm zur kontinuierlichen Senkung der Stromgestehungskosten." Das sei der entscheidende Faktor, um wieder auf einen Wachstumspfad zurückzukehren. Eine Reorganisation des Unternehmens sei in Vorbereitung.
Nicht nur hausgemachte Probleme
Senvion und Nordex haben nicht nur mit hausgemachten Problemen zu kämpfen, sondern auch mit strukturellen Veränderungen in der Branche. Der globale Markt für Windkraftanlagen ist mittlerweile sehr groß geworden und auch die mittelfristigen Prognosen sind positiv. Nach den Daten des globalen Windenergierats (GWEC/Global Wind Energy Council) sind mittlerweile weltweit Windkraftanlagen mit einer Leistung von fast 500 Gigawatt installiert. Das sind mehr als 340.000 Windräder. Jährlich kommen rund 70 Gigawatt dazu. Die meisten Windräder werden in China, den USA und Deutschland errichtet, aber auch Märkte wie Indien, Brasilien, Frankreich, Spanien und die Türkei spielen eine Rolle.
Zwei entscheidende Faktoren
Für den Betreiber eines Windparks sind zwei Faktoren entscheidend: die Finanzierung oder staatliche Unterstützung und die Einkaufspreise der Anlagen. Viele Staaten versuchen, den öffentlichen Förderbedarf für die Windenergie zu begrenzen, in Deutschland zum Beispiel durch den Umstieg auf ein Ausschreibungsverfahren, sowohl auf See wie auch an Land. Gleichzeitig haben die Großkonzerne und weltweit führenden Hersteller Siemens und General Electric (GE) ihre Windenergie-Sparten vergrößert, teils durch Zukäufe. Sie können mit größeren Stückzahlen günstiger anbieten als kleine und mittlere Anlagenbauer.
Der bei weitem größte Markt China ist westlichen Unternehmen nicht gut zugänglich und wird von chinesischen Herstellern dominiert. Die chinesische Firma Goldwind gehört zu den größten Windkraftfirmen der Welt. Bislang konzentrieren sich die Chinesen auf ihren Heimatmarkt, doch wird ihnen immer wieder nachgesagt, sich für europäische Firmen zu interessieren. Auch die Namen von Senvion und Nordex - beides börsennotierte Aktiengesellschaften - fallen immer wieder als mögliche Übernahme-Kandidaten. (dpa)