Mehr Grün und mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer zwischen Klimahaus und Columbuscenter – das sieht eine Studie für Bremerhavens Innenstadt vor. Die hat der Architekt Andreas Heller im Auftrag der Handelskammer Bremen erstellt und am Montagnachmittag beim Wirtschaftsempfang in Bremerhavens Fischereihafen vorgestellt. Und der eine oder andere Gedanke, den man sich um die Einkaufsmeile im Herzen der Seestadt macht, könnte womöglich auch ein Impuls für Bremen sein.
Das Problem von Bremerhaven: der Bereich mit Klimahaus, Schifffahrtsmuseum und Auswandererhaus ist von den Shopping-Bereichen zu sehr abgeschnitten durch die Hochhäuser vom Columbuscenter und das Wasser. Hellers Vorschlag: Die dreispurige Columbusstraße soll in jede Richtung eine Spur abgeben für Fahrräder und für mehr Grün. Zum Wasser hin stellt sich Heller Treppen zum Verweilen vor: "Das hat man ebenso in Lübeck an der Trave umgesetzt." Das Columbuscenter müsse eine grüne Terrasse zum Wasser hin werden. Mit Hinblick auf den Klimawandel machen seiner Meinung solche Plätze mehr Sinn, damit die Menschen dort verweilen können, wo es vielleicht eine frische Brise gebe. Außerdem können die Menschen vom Outlet-Center nicht aufs Wasser schauen – das ganze Columbuscenter mit den Hochhäusern wirke wie eine Mauer. Und da lautet Hellers Botschaft: "Die Mauer muss weg."
Mehr Anreize für Rad statt Auto
In einer Gesprächsrunde beim Wirtschaftsempfang kritisierte Taalkea Bremer, Landwirtin und Sprecherin von den Wirtschaftsjunioren Bremerhaven: "Ich kann mit dem Auto bis zum Klimahaus fahren, um es zu besuchen und fahre danach wieder direkt weg. Das gibt keinen Anreiz, um durch die Stadt zu flanieren." Wenn Bremer mit anderen jungen Menschen spreche, stelle sie fest, dass diese innerhalb der Stadt Strecken von zwei bis drei Kilometern mit dem Auto zurücklegen – weil die entsprechenden Fahrradwege zu wünschen übriglassen.
Außerdem spricht sich die Landwirtin für eine bessere Anbindung des Fischereihafens an die Innenstadt aus. Denn auch dort gebe es keinen richtigen Weg, der einen Anreiz schaffe, um zu Fuß oder mit dem Rad diese Strecke zurückzulegen. "Wir müssen die schönen Orte miteinander verbinden – mit einer Straße für Fahrräder", ist ihr Appell. Denn solange die Stadt es erlaube, alle Strecken am besten mit dem Auto zurückzulegen, würden die Autofahrer auch nicht die Angebote wahrnehmen, die die Stadt zusätzlich schaffen würde.

Treppen zum Wasser hin mit Blick auf das Klimahaus und die Havenwelten sollten zum Verweilen einladen. Eine Markthalle ähnlich wie in Bremen ist ebenso eine Idee.
Bremerhavens Bürgermeister Melf Grantz (SPD) verspricht, dass man in den kommenden vier Jahren spürbare Veränderungen in der Innenstadt wahrnehmen könne. Anfang kommenden Jahres soll der Investor vorgestellt werden, der auch im Hinblick auf das alte Karstadt-Gebäude gut 80 Millionen Euro investieren wolle. "Was sich der Einzelhandel in den letzten 30 Jahren an Fläche geholt hat, braucht er heute nicht mehr. Es geht darum, diesen Bereich mit mehr Kulturangebot, mit der Stadtbibliothek und mit mehr Flächen zum Verweilen zu schaffen." Die Seestadt hat nun eine App freigeschaltet, um sich über diesen Kanal an der Innenstadtgestaltung mit Vorschlägen beteiligen zu können. Parkmöglichkeiten für Autos in der Innenstadt solle es auch in Zukunft geben.
Kreuzfahrtterminal besser verbinden
Der Hauptgeschäftsführer der Bremer Handelskammer, Matthias Fonger, fordert zudem: "Auch das Columbusterminal für die Kreuzfahrtschiffe muss besser mit der Innenstadt verbunden werden." Das gelte auch für das Werftquartier. Er weist außerdem darauf hin, dass diese Studie nicht in Stein gemeißelt sein soll, sondern als Diskussionsgrundlage diene. Die Umgestaltung der Bremerhavener Innenstadt stehe erst kurz vor dem Beginn. Aber am Ende könnte vielleicht stehen, dass auch mehr Bremer gern mal einen Tag weserabwärts verbringen möchten.