Noch ist bei den Unternehmen in Bremen und Bremerhaven mehrheitlich alles im grünen Bereich. Doch sie rechnen damit, dass sich ihre Geschäfte in den kommenden zwölf Monaten verschlechtern werden. Das geht aus dem Sommer-Konjunkturreport der Handelskammer Bremen hervor. In Niedersachsen bremsen schwache Exporte der Industrie die Wirtschaft aus. Zugleich droht der industrielle Abschwung auf die Binnenkonjunktur überzugreifen, wie die Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Niedersachsen (IHKN) zeigt. Noch seien Konsum, Bauwirtschaft und Dienstleistungsgewerbe stabile Stützen der Wirtschaft im Land. Stellenstreichungen in der Industrie signalisierten aber eine Trendwende auf dem Arbeitsmarkt, teilte die IHKN am Dienstag mit. Sie hatte für ihre Konjunkturumfrage knapp 2000 Unternehmen befragt.
Die Gründe für den eingetrübten Ausblick sind sowohl in Bremen als auch in Niedersachsen mehrheitlich die gleichen: Es sind zum einen die nachlassende Weltkonjunktur sowie die unsichere Entwicklung des Welthandels. Auf der anderen Seite drohen die internationalen Handelskonflikte, sich zu verschärfen. Das sorge besonders im Exportgeschäft für rückläufige Erwartungen. Matthias Fonger, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Bremen rechnet damit, dass sich die abschwächende Konjunktur auch auf Bremen niederschlagen werde. Dazu sagte er: „Umso wichtiger ist es, dass unser Bundesland, das nach wie vor die höchste Arbeitslosenquote hat, alles für eine Stärkung des Standorts und die Sicherung von Arbeitsplätzen tut. Mehr denn je gilt, dass erst erwirtschaftet werden muss, was ausgegeben werden soll.“ Daher fordert er für einen konkurrenzfähigen Wirtschaftsstandort auch attraktive Standortbedingungen, eine gute Verkehrsinfrastruktur und schlanke Verwaltungsprozesse. Das sei es, was Unternehmen in Bremen und Bremerhaven bräuchten, die Expansionspläne hätten oder sich neu ansiedeln wollten.
In Zukunft weniger Mitarbeiter
Allerdings sorgt die eingetrübte Stimmung in Bremen sogar dafür, dass Betriebe im Groß- und Außenhandel planen, Personal abzubauen. Das hatten die Unternehmen dieser Branche vor drei Monaten so noch nicht angegeben. Auch die Firmen im Dienstleistungsbereich schätzen ihren Geschäftsausblick weniger positiv ein. In der Industrie wird dagegen der derzeitige Auftragsbestand unverändert als verhältnismäßig hoch eingestuft. Wie schon vor drei Monaten bleibt das Geschäftsklima im Baugewerbe freundlich. Die Betriebe melden immer noch einen hohen Auftragsbestand. Das verbindet sie mit den Kollegen in Niedersachsen, die Ähnliches bei ihrer Umfrage angegeben haben.
Denn neben der Bauwirtschaft seien Konsum und das Dienstleistungsgewerbe die stabilen Stützen der niedersächsischen Wirtschaft. Gerade die wahrnehmbaren Stellenstreichungen in der Industrie signalisieren nun aber eine Trendwende auf dem Arbeitsmarkt. Vor allem die wichtigste Branche Niedersachsens – die Automobilindustrie und ihre Zulieferer – habe mit rückläufigen Umsätzen und sinkenden Auftragseingängen zu kämpfen. Der Hauptgeschäftsführer der IHK Niedersachsen, Horst Schrage, sagte mit Blick auf die US-Handelspolitik: „Ohne eine schnelle Lösung bei den Handelsstreitigkeiten ist ein Ende der Talfahrt nicht in Sicht.“ Dazu kämen Verwerfungen rund um die Verkehrs- und Klimapolitik. In der Industrie seien Neueinstellungen nicht mehr zu erwarten, sagte Schrage.
Unternehmen bemühten sich, Kosten zu sparen und die Produktivität zu steigern: Nicht nur Großunternehmen hätten ihre Beschäftigungspläne gekürzt. Jedoch verheißen die Umsatzerwartungen in der Industrie kein Abflauen der Konjunktur. Und weiterhin beschäftigt die Unternehmen der Fachkräftemangel – auch wenn einige einen Mitarbeiterabbau planen.