An Grundschulen in schwierigem Umfeld sollen künftig zwei Kräfte in einer Klasse stehen, das hat sich die Landesregierung im Koalitionsvertrag vorgenommen. Dadurch sollen Kinder in benachteiligten Stadtteilen besser gefördert werden. Nun sollen für diese Doppelbesetzungen in diesem und im kommenden Jahr 25 neue Stellen im Land Bremen geschaffen werden. Das sagt Miriam Strunge, bildungspolitische Sprecherin der Linken. Dafür hat der Senat knapp 1,8 Millionen Euro aus dem Bremen-Fonds beschlossen. "Nach wie vor ist der Bildungserfolg von Kindern an das Einkommen der Eltern gekoppelt", heißt es dazu in einem Papier der Bildungsbehörde. Dieses Problem verschärfe sich in der Pandemie, wenn beispielsweise der Arbeitsmarkt angespannter sei.
Eine Lehrkraft und eine Erzieherin pro Klasse
Die Doppelbesetzungen sind auch Thema in der Bildungsdeputation, die an diesem Mittwoch tagt. Die Finanzierung von weiteren 15 Stellen ist laut Strunge im Kernhaushalt vorgesehen, sodass bis 2023 insgesamt 40 Stellen für Doppelbesetzungen entstehen sollen. Besetzt werden sollen die Stellen Strunge zufolge mit Erzieherinnen. Es soll also künftig in einer Schule in einem Gebiet mit Sozialindikator 4 und 5 eine Lehrkraft und eine Erzieherin im Klassenraum stehen. In diesen Gebieten gibt es viel Arbeitslosigkeit, Armut und geringe Bildungsabschlüsse.
Erzieher aber werden ohnehin händeringend gesucht, auch in Kitas. Strunge ist dennoch hoffnungsvoll, die zusätzlichen Stellen besetzen zu können: "Wir beschäftigen an den Schulen bereits viele Erzieherinnen für Ganztagsangebote, einige könnten bereit sein, ihre Stunden aufzustocken."
Rund 1000 Schulmeider
Auch die Regionalen Beratungs- und Unterstützungszentren (Rebuz) sollen Verstärkung bekommen. In den Rebuz gibt es Hilfs- und Lernangebote für Schulmeider und Kinder, die zeitweise im normalen Schulalltag nicht klarkommen, zum Beispiel wegen Mobbing, Prüfungsangst oder psychischer Krisen. Seit Jahren gibt es Kritik daran, dass die Rebuz zu wenig Personal haben. Nun sollen acht Vollzeitstellen für die Rebuz in Bremen und Bremerhaven hinzukommen. Dafür hat der Senat 1,6 Millionen Euro aus dem Bremen-Fonds beschlossen. Derzeit gibt es laut Behörde 88 Stellen in den Rebuz der Stadt Bremen.
"Es gibt in den Rebuz Gruppen für Mädchen mit Gewalterfahrungen oder Essstörungen, die oft aus der Psychiatrie kommen", sagt Strunge. In Kleingruppen würden sie in einem geschützten Raum auf den Schulalltag vorbereitet. "Die Wartelisten für die Rebuz waren schon vor Corona lang", sagt Strunge. "Es geht um die Schwächsten im System, die dürfen wir nicht verlieren."
Im vergangenen Schuljahr gingen bei den Rebuz mehr als 1070 Beratungsanfragen für Schulmeider ein, also für Kinder, die länger nicht in die Schule gehen. Das geht aus einer Antwort der Behörde auf eine Frage der FDP hervor. Wenn Kinder länger nicht in die Schule gehen, drohen den Eltern Bußgelder. Im aktuellen Schuljahr hat die Behörde 270 Bußgeldverfahren eingeleitet, von denen etwa 180 Schulmeider betreffen.