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Übergang nach Klasse vier in Bremen 96 Prozent der Kinder erhalten Platz an Wunsch-Schule

Knapp 96 Prozent der angehenden Fünftklässler bekommen in diesem Jahr laut Bildungsbehörde einen Platz an einer ihrer drei Wunsch-Schulen.
15.03.2018, 16:36 Uhr
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96 Prozent der Kinder erhalten Platz an Wunsch-Schule
Von Sara Sundermann

Knapp 96 Prozent der angehenden Fünftklässler bekommen in diesem Jahr laut Bildungsbehörde einen Platz an einer ihrer drei Wunsch-Schulen. Der Übergang zu einer weiterführenden Schule ist für viele Kinder und Eltern eine aufregende Zeit. Jedes Kind darf drei Wunsch-Schulen nennen, die es gerne nach den Sommerferien besuchen möchte. Danach wird in den Familien gebibbert, wo das Kind einen Schulplatz bekommt. In der vergangenen Woche bekamen Eltern nun Post von der Behörde.

Mehr als 3700 Schülerinnen und Schüler nahmen an der Erstwahl teil. Die ganz große Mehrheit der Kinder hat einen Platz an einer ihrer drei Wunsch-Einrichtungen bekommen. Doch wie in jedem Jahr haben manche von ihnen Pech – häufig vor allem dann, wenn sie Schulen angegeben haben, die bei vielen sehr begehrt sind.

Ergebnis nicht so positiv wie 2017

161 Kinder bekamen in diesem Jahr keine ihrer drei gewünschten Schulen. Die Zahl liegt diesmal deutlich höher als im Vorjahr. 2017 gelang es in Bremen, besonders viele Wünsche zu erfüllen, nur 107 Kinder bekamen keine ihrer Wunschschulen. Das Ergebnis war diesmal nicht so positiv wie zuletzt. In den Jahren davor lag die Zahl bei 154 Kindern in 2016 und bei 144 Kindern in 2015.

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Extrem überangewählt waren in diesem Jahr die Gesamtschule West (GSW), das Alte Gymnasium, das Hermann-Böse-Gymnasium und die Gesamtschule Ost. An der GSW war allein die Zahl der Erstwünsche mehr als doppelt so hoch wie die Zahl der Plätze. Für alle Gymnasien in der Stadt bis auf für das Alexander-von-Humboldt-Gymnasium gab es mehr Wünsche als Plätze. Sehr beliebt sind seit Jahren auch bestimmte Oberschulen wie die Oberschule am Leibnizplatz und die Oberschule am Barkhof. Überangewählt waren in diesem Jahr aber auch die Neue Oberschule Gröpelingen, die Oberschule Ronzelenstraße und die Oberschule Lerchenstraße in Bremen-Nord.

Diesmal würden 89 Prozent aller Erstwünsche erfüllt – mehr als im vergangenen Jahr, sagt Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD): „Ich denke, das ist ein guter Wert.“ Die Eltern, deren Kinder keinen Wunschplatz bekommen hätten, würden nun von der Behörde beraten. Schulleitungen und Lehrkräfte in Ortsteilen mit vielen Menschen in schwierigen Lebenslagen bräuchten mehr Unterstützung, Anerkennung und Ressourcen, betonte die Senatorin zudem.

Chancen auf den Erstwunsch

Was spielt eine Rolle dafür, wer welchen Schulplatz bekommt? Die Erstwünsche werden möglichst berücksichtigt. Auch die Einschätzung des Kindes in der Grundschule spielt eine Rolle: Wer in Deutsch und Mathe eine Einstufung über Regelstandard erhält (früher: Gymnasialempfehlung), hat erhöhte Chancen. 90 Prozent der Plätze an Gymnasien und bis zu ein Drittel der Plätze an Oberschulen werden bevorzugt an Kinder mit Leistungen über Regelstandard vergeben. An Oberschulen werden die Plätze zudem bevorzugt an Schüler von benachbarten Grundschulen vergeben. Bei überangewählten Schulen greift ein Losverfahren. Außerdem gibt es eine Härtefallregelung.

„Der Druck auf dem Kessel hat zugenommen“, sagt Walli Müller von der Elterninitiative für eine faire Schulwahl. In diesem Jahr seien viele Hilferufe von Eltern eingegangen, die kein Glück hatten, schildert sie. Es hätten 63 Kinder mehr als im Vorjahr eines der acht Gymnasien in Bremen gewählt. „Die Zahl der Kinder steigt, damit wächst proportional auch die Nachfrage nach Gymnasialplätzen.“ Sie fordert deshalb, die Behörde solle an einem der Innenstadtgymnasien eine zusätzliche Klasse einrichten. „Manche Eltern möchten eben sehr gerne, dass ihr Kind auf ein Gymnasium geht, man kann sie doch nicht dazu zwingen, dann eine Oberschule zu nehmen.“ Wer an den Gymnasien keinen Platz bekomme und genug Geld habe, schicke sein Kind oft auf eine Privatschule – obwohl er das vielleicht ursprünglich gar nicht wollte.

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Die Elterninitiative um Walli Müller hat wie vor einem Jahr einen Beratungsabend für Eltern angeboten, deren Kinder Pech hatten. Dort ließ sich auch Vater Holger Horn beraten. Seine Tochter hatte als ihre drei Wünsche drei Gymnasien benannt. Die Familie lebt in Findorff und hoffte auf einen Platz am Alten Gymnasium. Dorthin geht schon ihre ältere Schwester. „Sie hat dort gute Erfahrungen gemacht und wurde angemessen gefördert. Zudem sind wir beide berufstätig, und das ist das einzige Ganztagsgymnasium in Bremen“, beschreibt Horn. Angeboten wurde seiner jüngeren Tochter nun eventuell ein Platz am Gymnasium in Huchting zehn Kilometer weit entfernt oder ein Platz an einer Oberschule in Oslebshausen oder Peterswerder. „Das ist inakzeptabel und sehr abschreckend für uns“, sagt der Vater. Die Eltern wollen nun Widerspruch bei der Behörde einlegen. Sie überlegen zudem, ihre Tochter an einer Privatschule anzumelden.

Lange Fahrtzeiten und Tränen

Pech haben kann aber auch, wer ausschließlich auf Oberschulen setzt: Das hat der Sohn von Johannes Schöps erlebt. Die Familie wohnt in Oslebshausen. GSW, Neue Oberschule Gröpelingen, Oberschule Lesum, das waren die drei Wünsche – keiner ging in Erfüllung. Die drei Alternativen, die die Behörde der Familie anbot, stießen nicht auf Zustimmung – teils wegen extrem langer Fahrtwege nicht bei den Eltern, teils nicht bei dem Jungen. „Uns wurde eine Schule in Peterswerder angeboten, doch das sind 55 Minuten Fahrt, und es gibt dort weder ein Ganztagsangebot noch eine Mensa. Es gäbe auch einen Platz an einer schön gelegenen Schule in der Nähe, aber bei unserem Sohn hat diese Option für Tränen gesorgt – er kennt einfach niemand, der dort hingeht“, schildert der Vater. „Man möchte seinem Kind ja gern das Beste ermöglichen“, sagt er. „Die Schulwahl war monatelang Thema bei uns, ein großes Ringen um die richtige Entscheidung. Und dann kommt so eine Enttäuschung.“

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