Bald ist es auch von außen zu sehen: Das ehemalige Textilkaufhaus „Harms am Wall“ und die beiden angrenzenden Häuser werden abgerissen. Am Freitag begann der Einsatz für einen Spezialbagger, der sich die beiden oberen Geschosse vornehmen soll. Mit einer Art Schere kneift der Bagger dabei Stück für Stück Teile der Dachkonstruktion und des Mauerwerks heraus und „knabbert“ sich so von oben nach unten durch das Bauwerk.
Der Auftrag des Baggerführers: Bis Mitte Juni soll er die oberen Etagen das einstigen Modegeschäfts abgetragen haben. Dann werde das Spezialgerät gegen „einen kleineren Bagger ausgetauscht“, erklärt Daniel Günther, Sprecher der Gebäude-Eigentümergesellschaft Müller & Bremermann. Dieser Bagger soll den Abriss bis zum Erdgeschoss erledigen.
Die 60 Tonnen schwere Spezialmaschine wurde nachts per Spezialtransport nach Bremen verfrachtet. Am Freitag wurde die Baustelle zunächst so weit vorbereitet, dass nächste Woche mit dem eigentlichen Abbruch losgelegt werden kann. Solange das schwere Gerät im Einsatz ist, bleibt die Vollsperrung zwischen Herdentorsteinweg und Bischofsnadel bestehen.
Denn der Bagger benötigt zum Rangieren die gesamte Straßenfläche vor dem Komplex Am Wall 157-161. Doch wenn der Spezialkran seinen Job erledigt hat, könne der Verkehr voraussichtlich ab Mitte Juni einspurig an der Baustelle vorbeigeleitet werden, bestätigt Jens Tittmann, Sprecher der Baubehörde. Die Einbahnstraßen-Regelung gelte dann für den Verkehr, der vom Herdentorsteinweg aus in Richtung Altes Polizeihaus rolle.
„Wir haben uns dabei an den Wünschen der Einzelhändler orientiert“, erklärt Tittmann. So sei es möglich, dass Geschäftskunden „wie gewohnt“ rechts parken können, wenn sie die Läden an der Straße „Am Wall“ ansteuern. Kurzzeitig sei erwogen worden, die Einbahnstraße morgens in Richtung Altes Polizeihaus auszuweisen und für den abendlichen Berufsverkehr „umzudrehen“, sagt Tittmann.
Baubehörde wies Widerspruch ab
„Denn das entspricht den üblichen Verkehrsströmen.“ Allerdings habe die Erfahrung aus anderen Städten gezeigt, „dass ein solcher Wechsel nicht funktioniert“. Deshalb bleibe es fest bei der Einbahnstraße in Richtung Altes Polizeihaus. Vermutlich ab November könne der Wall dann uneingeschränkt befahren werden.
Seit Anfang April ist die Straße gesperrt, seitdem hat sich hinter den Kulissen einiges getan, erläutert Daniel Günther. Die drei Gebäude mussten so versteift werden, dass die Nachbarhäuser durch den Abriss keinen Schaden nehmen. Außerdem wurden Baustoffe aus den Brandruinen beispielsweise nach Holz, Stein und Metall getrennt und entsorgt.
Die Straße vor dem Gebäudekomplex musste für den Abrissbagger verstärkt, die Untergeschosse mussten zum Teil mit einem Gemisch aus Boden und Beton verfüllt werden, um für ausreichende Stabilität zu sorgen. Und schließlich hätten die Bauarbeiter damit angefangen, Teile der Gebäude von Hand abzutragen.
Der Spezialbagger nimmt sich nur das mittlere Haus vor, in dem einst Harms am Wall untergebracht war, erklärt Tittmann. Die beiden kleineren Gebäude rechts und links würden dagegen „von Hand“ abgerissen. Das sei Teil einer Vereinbarung zwischen Müller & Bremermann und den Basler-Versicherungen, die sich als Nachbar zunächst mit einem Widerspruch gegen die Abrissverfügung gewehrt hatten.
Die Baubehörde habe den Widerspruch abgewiesen, sagt Tittmann. Allerdings solle die Sache nicht im Streit, sondern außergerichtlich geklärt werden, betont Günther. Deshalb arbeiteten beide Seiten an einer Einigung. Harms am Wall war im Mai 2015 abgebrannt. Dort soll bis 2020 ein Geschäftsgebäude mit 5500 Quadratmetern Gewerbeflächen für Einzelhandel und Büros entstehen, das Wallkontor.