Der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADAC) hat sich gut von seiner Krise im Jahre 2014 erholt. Während die Mitgliederzahl in der gesamten Bundesrepublik im vergangenen Jahr von 18 923 845 auf 19 152 063 Millionen anstieg, verzeichnete auch der Verband Weser-Ems im Jahr 2015 einen Anstieg von 795 281 auf 803 773 Mitglieder. Diese Zahlen gab der ADAC-Regionalklub jetzt bei seiner Jahreshauptversammlung in der Vegesacker Strandlust bekannt.
Somit hätten dem ADAC die Manipulationen im Rahmen des ADAC-Autopreises „Gelber Engel“ nicht nachhaltig geschadet. „Die Mitglieder erwarten von uns eine ganz bestimmte Leistung. Sie haben gemerkt, dass an der Leistung trotz der Unregelmäßigkeiten bei der Stimmzählung nichts zu kritisieren war“, führt der stellvertretende ADAC-Weser-Ems-Vorsitzende Thomas Burkhardt als Grund auf, warum die Leute dem ADAC nicht in Massen die Mitgliedschaft gekündigt haben.
Selbst im Jahr des Skandals, also 2014, war die Mitgliederzahl im Weser-Ems-Regionalklub des ADAC gerade mal um 803 nach unten gegangen. „Wir waren davor aber in jedem Jahr stark angewachsen“, stellt Thomas Burkhardt klar, dass der Schaden zunächst doch ein wenig größer ausfiel. Burkhardt ist der Vizepräsident für Technik und Finanzen im bundesweiten ADAC.
Er würde gerne mehr Elektro-Autos auf Deutschlands Straßen sehen. „Das Erdöl ist endlich. Außerdem gibt es sicherlich intelligentere Dinge als Öl zu verbrennen“, gibt der 62-Jährige zu bedenken. Er sei aber nicht darüber verwundert, dass die Zahl der Elektro-Autos in Deutschland noch sehr überschaubar ist: „Die Käufer haben gewisse Anforderungen an ein Auto. Dabei spielen auf jeden Fall auch der Preis und die Reichweite eine Rolle.“ Der deutschen Auto-Industrie macht er in diesem Zusammenhang den Vorwurf, nur auf Druck der Bundesregierung tätig zu werden.
Burkhardt hält aber nichts davon, den Verkauf von Elektro-Autos durch Subventionen seitens der Bundesregierung zu verbessern. „Technische Systeme sind in der Wirtschaft noch nie durch Subventionen zu einer Erfolgsgeschichte geworden“, betont er. Man müsse vielmehr auf die Vorteile hinweisen, die beispielsweise ein Elektro-Fahrzeug habe: „Man braucht ein Elektro-Auto zum Beispiel nicht mehr zu starten, sondern gibt einfach Gas.“ Selbst fährt Burkhardt einen Honda mit Hybrid-Motor. Dabei handelt es sich um ein Kraftfahrzeug, das von einem Elektro-Motor und einem weiteren Energiewandler angetrieben wird. „Mit meinem Drei-Liter-Auto bin ich gerade aus München in den Norden gefahren. Dieses Auto hat mit 80 Gramm Kohlendioxid den geringsten Schadstoff-Ausstoß aller Fahrzeuge“, informiert er.
Er habe bereits knapp 400 000 Kilometer mit dem Fahrzeug zurückgelegt. Die 75 Pferdestärken des Autos seien völlig ausreichend für seine Zwecke, so Burkhardt. „Jeder muss sich vor dem Kauf eines Fahrzeugs fragen, wofür er das Auto braucht und nicht, was das alte konnte“, sagt der leidenschaftliche Oldtimer-Fahrer. Bei diesem Test würden wohl auch viele darauf kommen, dass sie zum Beispiel keinen großen Geländewagen mit einem hohen Spritverbrauch benötigen. „Ich habe gar nichts dagegen, wenn einer sagt, er fährt einen bestimmten Wagen, weil es ihm Spaß mache. Dann muss dieser sich aber auch klar dazu bekennen, dass er es nicht wirtschaftlich tut“, erklärt Burkhardt. Für den typischen Berufs-Pendler mit einer Strecke von 30 Kilometern zum Arbeitsplatz sei ein Elektro-Auto sehr geeignet.
ADAC-Pressesprecher Nils Linge fährt einen VW Bus. „Ich habe drei Kinder zu transportieren“, rechtfertigt sich Linge für das doch recht große Gefährt. Irgendwann könne er sich aber auch den Erwerb eines Elektro-Autos durchaus vorstellen. „In zehn bis 15 Jahren werden wir wesentlich breiter aufgestellt sein, was die Antriebsart anbetrifft“, prophezeit Thomas Burkhardt. Er setzt dabei vor allem auch auf gasbetriebene Fahrzeuge und Autos mit einem Brennstoffzellen-Motor. Letztere würden ähnlich wie ein Elektro-Auto funktionieren, nur auf Wasserstoffbasis, so Burkhardt. Das geringere Gewicht des Fahrzeugs stelle den großen Vorteil gegenüber dem Elektro-Auto dar, informiert der Technik-Experte. Der Preis sei derzeit aber noch zu hoch. Der ADAC weise in seiner Flotte Fahrzeuge mit diversen Antriebsarten auf, so Burkhardt. „Unser Erdgas-Fahrzeug befindet sich bereits in der dritten Generation. Das Auto ist sehr beliebt und immer unterwegs“, betont Nils Linge. Erdgas-Fahrzeuge seien in den vergangenen Jahren ein wenig zu Unrecht aus der Mode gekommen, versichert Burkhardt. Dieser fuhr früher sowohl auf zwei als auch auf vier Rädern Rallyes und Rennen. „Durch den Motorsport bin ich auch zum ADAC gekommen“, teilt der gebürtige Heilbronner mit.
Der ADAC werde seit einigen Monaten mit Anfragen zum Volkswagen-Abgas-Skandal überhäuft. „Die Leute sind verunsichert. Sie wollen wissen, welche Rechte ihnen zustehen und was mit der Umrüstung passiert“, sagt Burkhardt. Er warnt jedoch vor einem Schnellschuss: „Die Lösung des Problems scheint nicht so einfach zu sein. Deshalb will eine Umsetzung wohlüberlegt sein.“ Im Zuge des Problems nach der Zahlen-Fälschung im eigenen Haus werde noch an der Reform gearbeitet. Burkhardt: „Wir müssen unsere drei Säulen künftig noch besser voneinander trennen. Dabei handelt es sich um die Bereiche Mitglieder-Basis, wirtschaftliche Tätigkeiten wie der Auto-Vermietung sowie um die Gemeinnützigkeit.“