Findorff/Walle/Gröpelingen. Sofern am 10. März die Wirtschaftsdeputation und dann auch der Haushalts- und Finanzausschuss der Bürgerschaft zustimmen, könnten in diesem Jahr 198.000 Euro für verschiedene Projekte im Bremer Westen fließen. Im Januar waren die dort für das Stadtteilmarketing verantwortlichen Stellen um Projektvorschläge gebeten worden.
Tatsächlich schlummerten dort auch schon verschiedene mögliche Konzepte zur Belebung der Einkaufsstraßen in den Schubladen. So gibt es in Findorff schon länger eine Idee, für die nun 70.000 Euro beantragt wurden, erzählt Oliver Trey vom Verein Findorffer Geschäftsleute: „Uns fehlen Ankermieter, wir haben gerade in den Nebenstraße mehr und mehr Leerstand und sehr viele kleiner Händler, die Lagerbestände im Keller haben. Das bindet viel Kapital, was diese Boutiquen aber brauchen.“ Frei nach dem Motto „Wir bauen uns einen Ankermieter“ soll deshalb in einem leer stehenden Laden ein „Findorff Kaufhaus“ eingerichtet werden, das Platz für junge Start-ups oder Lagerverkäufe aus dem Stadtteil bietet.
Imagekampagne für Gröpelingen
In Gröpelingen ist bereits im vorigen Jahr gemeinsam mit einer Agentur an einer Imagekampagne gefeilt worden, die Neugierigen Lust auf den Stadtteil machen soll. „Wir haben gemeinsam mit Einzelhändlern aus dem Stadtteil in einem Workshop erarbeitet, was unser Thema ist“, sagt Svenja Weber vom Gröpelingen Marketing. Das „Gö“ – ein „G“ mit zwei Punkten darüber – bleibe zwar erhalten, verrät sie außerdem: „Aber es kriegt einen etwas anderen neuen Look, der ziemlich cool ist. Sehr erfrischend – das passt zu Gröpelingen.“ Mit den beantragten 60.000 Euro könnte die Kampagne nun realisiert werden: „Im Idealfall würde sogar eine Gröpelingen-Straßenbahn durch Bremen fahren.“
„Original Gröpelingen“ – da kommt schnell der Begriff Straßenleben ins Spiel. Und um genau das geht es bei zwei weiteren Maßnahmen, für die 53.000 Euro veranschlagt wurden: Unter anderem sollen Sitzmöbel, die schon beim Internationalen Erzählfestival Feuerspuren 2019 genutzt wurden, an verschiedenen Orten zum Verweilen einladen, erzählt Kultur-vor-Ort-Geschäftsführerin Christiane Gartner: „Wir wollen gemeinsam mit den Anrainern ein Programm entwickeln, das auch für sie gut ist.“
Shopping-Abende mit Straßenmusik
So könnten Shopping-Besucher an lauen Abenden durch die Straßen schlendern und vor verschiedenen Geschäften Straßenmusikern lauschen, Kleinkunst genießen und auch etwas essen: „Wenn Außengastronomie erlaubt ist, dann macht mehr Fläche Sinn, sodass mehr Abstand möglich ist. Wir machen das aber nicht bei Leuten, die es nicht haben wollen, sondern nur da, wo es gewünscht ist.“ Zum Beispiel könnten auch Sitzgelegenheiten für Warteschlangen vor Geschäften aufgestellt werden. Im südlichen Lindenhofviertel könnte außerdem ein Ort eingerichtet werden, an dem sich junge Kreative oder auch Caterer ausprobieren und eigene Produkte anbieten können.
In Walle wiederum denken schon seit längerer Zeit der Beirat und auch die Waller Geschäftsleute darüber nach, wie der etwas schwächelnde Wochenmarkt auf dem Wartburgplatz attraktiver werden könnte. „Durch Corona ist man darauf gekommen, dass viele Dinge besser draußen stattfinden können“, sagt außerdem Alex Becker, Vorsitzender der Waller Geschäftsleute. So war auch dort schnell eine Idee für das Aktionsprogramm geboren, das nun quasi wie gerufen kommt: Ein Gemeinschaftsstand auf dem Wochenmarkt, auf dem kleinere inhabergeführte Geschäfte aus dem Stadtteil ihre Produkte verkaufen und besser bekannt machen können – zum Beispiel Gewürze, Antipasti, asiatische, arabische und afrikanische Küche oder auch Produkte, die am Stand ausprobiert und dann per Internet bestellt werden können. Der Gemeinschaftsstand könnte dank der beantragten Projektkosten in Höhe von 6000 Euro in diesem Jahr kostenlos ausprobiert werden und bei Erfolg später jeweils an mehrere Nutzer vermietet werden.
Auf dem Weg zum Wochenmarkt komme man an verschiedenen leer stehenden Geschäften vorbei, sagt Brigitte Fischer-Panzlau vom frisch gegründeten Verein Kunsthafen Walle. Sie hatte deshalb eine zweite Maßnahme angeregt, mit der freischaffende Künstler unterstützt werden, die durch die Pandemie zum Teil massive Einkommensverluste haben. Denn sie mussten ihre Ateliers – etwa auf dem Kellogg-Gelände, in der Eisfabrik, am Walfischhof oder bei der Hochschule für Künste – schließen. Um ihre Arbeiten wieder sichtbar zu machen und gleichzeitig zu einem Schaufensterbummel der besonderen Art einzuladen, sind für Ausstellungen in den leer stehenden Läden 9000 Euro beantragt worden. Brigitte Fischer-Panzlau dazu: „Über das Aktionsprogramm könnte über ein halbes Jahr eine Miete vereinbart werden, die für beide Seiten gut wäre.“ Parallel zu den analogen Showrooms, die von Juni bis Dezember geöffnet würden, soll Fischer-Panzlau zufolge außerdem eine digitale Verkaufsplattform für Kunst und Kultur aus Walle entwickelt werden.
Die Lockdowns von März bis April 2020 und seit Dezember sowie die bestehenden Einschränkungen haben Handel, Gastronomie und Tourismus zum Teil schwer getroffen.
Mit einem „Aktionsprogramm Aufenthalts- und Erlebnisqualität Stadtteilzentren 2021“, das der Senat am Dienstag, 2. März, beschlossen hat, möchte Bremen deshalb nun nach dem Aktionsprogramm Innenstadt vom vergangenen Jahr auch in den Stadtteilzentren mehrerer Quartiere Einzelhandel, Dienstleister und Gastronomie bei der Bewältigung der Pandemie-Folgen unterstützen und stärken. Insgesamt hat der Senat für das Aktionsprogramm etwas mehr als 1,2 Millionen Euro bewilligt, die in zwölf Stadtteile fließen sollen. Bevor das Geld fließen kann, müssen allerdings noch die Wirtschaftsdeputation sowie der Haushalts- und Finanzausschuss der Bürgerschaft zustimmen.
Mit dem Geld sollen dann zum Beispiel Einkaufsstraßen durch Sitzbänke, Außengastronomie, Begrünung oder Beleuchtung einladender und anziehender gestaltet oder leer stehende Geschäftsräume durch Zwischennutzer wieder mit Leben gefüllt werden.