Mit einiger Verzögerung soll diesen Monat die Sanierung der Autobahnbrücke über die Lesum beginnen. Etwa zur gleichen Zeit starten die Vermessungsarbeiten für das sogenannte Ersatzbauwerk. Seit der westliche Brückenteil Ende 2018 mangels Tragfähigkeit gesperrt wurde, war klar, dass die Tage des Bauwerks gezählt sind: Der 1949 auf den Resten der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Brücke errichtete und sieben Jahre später noch einmal verbreiterte Fahrbahnaufbau ist nicht mehr ausreichend tragfähig. Die anstehende Ertüchtigung verschafft lediglich Aufschub, bis der Neubau, auch der jüngeren östlichen Brückenseite, fertig ist. Im Jahr 2028 soll es so weit sein.
Für den 16. November ist die Machbarkeitsstudie angekündigt, die im Auftrag von Bau- und Verkehrssenatorin Maike Schaefer (Grüne) für den Bund erstellt wird. Daran arbeitet die Deges, die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH. Deren Leiter für Projekte in Bremen, Jörn Kück, geht davon aus, dass „frühestens 2024“ mit dem Bau begonnen werden könne. Mit dem Jahreswechsel ändern sich die Zuständigkeiten. Dann übernimmt der Bund die Planung seiner Objekte vom Land.
Noch aber ist Bremen auf seinem Gebiet oberste Straßenbehörde. Im gegenwärtigen Stadium gehe es um die „Variantenprüfung und die Abwägung unterschiedlicher technischer Möglichkeiten für den Ersatz des Brückenbauwerks“, sagt Jörn Kück. Das betreffe die Kosten, das Aussehen und nicht zuletzt die Auswirkungen der Bauarbeiten auf die Umwelt. „Die Brücke führt ja durch ein Naturschutzgebiet.“ Auf „Bremer Wunsch“ seien auch Vorschläge zu erwarten, wie sich eine Radwegebrücke im Zuge des Autobahnbrückenneubaus über die Lesum gestalten ließe.
Zuerst aber wird vermessen. Grundstückseigentümer, deren Flächen die Vermesser betreten müssen, erhalten dieser Tage Post, kündigt Deges-Ingenieur Ole Fischer an. Diese Arbeiten sollen am 23. November beginnen und spätestens Mitte Februar 2021 beendet sein. Nicht überall, wo vermessen wird, soll auch zwangsläufig gebaut werden. Ohnehin gehören die meisten dieser Flächen laut Deges Bremen.
Vorsorglich großer Anlauf
Die Vermesser werden auf mehr als 130 Flurstücken entlang der Autobahn 27 unterwegs sein. Der Korridor erstreckt sich zwischen dem Burgdammer Bahnbauwerk und dem südlichen Ufer des Grambker Feldmarksees. Auf diese Weise haben die Planer Spielraum für Varianten, wenn sie nach Lösungen suchen, wie der heutige Höhenunterschied zwischen den beiden alten A-27-Brückenteilen aufgehoben werden kann. „Die westlichen Fahrbahnen liegen einen halben Meter höher als die in Richtung Cuxhaven“, sagt Ole Fischer. Zur Nivellierung nehmen die Vermesser vorsorglich großen Anlauf. „Man wird sehen, ob die Anpassung über 500 Meter oder einen Kilometer führt.“
Deges-Projektleiter Jörn Kück hält das für eine gute Gelegenheit: „Was damals nicht möglich war, kann man jetzt alles geradebiegen.“ Außerdem könne das neue Bauwerk „etwas breiter“ werden. „Es war ja schon schwierig, den gesamten Verkehr auf die östliche Seite zu verlegen“, wo jetzt zwei Fahrbahnen in jede Richtung verlaufen, solange die Ertüchtigungsarbeiten im Gange sind, voraussichtlich also bis März oder April 2021. Danach stehen in jede Richtung wieder drei Spuren zur Verfügung – bis mit dem Neubau begonnen wird.
Bis zur planrechtlichen Genehmigung der neuen Brücke sehen Kück und seine Kollegen, die ab dem kommenden Jahr dem Fachbereich Großprojekte der neugegründeten Autobahngesellschaft des Bundes angehören, „einer Vielzahl gutachterlicher Einschätzungen entgegen“. Dass dabei ein Sinn für Details gefragt ist, zeigt das Beispiel der Ochtumbrücke im Verlauf der Autobahn 1, an der bis zum Sommer gearbeitet und dann festgestellt wurde, dass hellere Farbe zum Einsatz kommen sollte: „Wir müssen den Anstrich ändern, weil sonst Verschattung die Fische stören könnte“, sagt Jörn Kück, „da ist das eine oder andere zu würdigen.“ Das betrifft auch die Verkehrsteilnehmer auf der A 27 in Richtung Bremerhaven. Nach einer „Notmaßnahme an den Abläufen für das Niederschlagswasser“ gilt für sie seit Donnerstag eine Beschränkung auf Tempo 40, bis die Ertüchtigungsarbeiten beginnen.