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Wo sind die 500.000 Euro? Anwohner der Pauliner Marsch haben Fragen

Anwohner der Pauliner Marsch verlangen die Offenlegung des Verbleibs von 500.000 Euro, die Werder Bremen 2007 für das Erholungsgebiet zur Verfügung gestellt hatte. Von dem Geld profitierten Vereine.
28.01.2019, 05:58 Uhr
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Von Matthias Holthaus und Detlev Scheil

Mit einem Bürgerantrag hat die Anwohner-Initiative „Pauliner Marsch“ jetzt den Beirat Östliche Vorstadt aufgefordert, die Verwendung von 500.000 Euro offenzulegen, die der SV Werder dem Beirat im Jahre 2007 im Zuge des Genehmigungsverfahrens für den Ausbau des Weserstadions und der Errichtung der Photovoltaik-Fassade gezahlt hat. Allerdings ist das aus dem Antrag sprechende Misstrauen offensichtlich unbegründet, wie Recherchen des WESER-KURIER ergaben.

Die 500.000 Euro wurden damals der Bürgerstiftung treuhänderisch übergeben. Die Bürgerstiftung hat im Einvernehmen mit dem Beirat die energetische Sanierung des Hallenbades am Weserstadion, das vom Landesschwimmverband betrieben wird, mit 150.000 Euro unterstützt. Weitere Summen gingen nach Angaben von Beiratssprecher Steffen Eilers (Grüne) und Vorstandsmitgliedern der Bürgerstiftung an den Sportgarten zur Anschaffung einer Photovoltaik-Anlage und an verschiedene andere Vereine in der Pauliner Marsch für Anschaffungen von Sportgeräten oder zur direkten Förderung ehrenamtlichen Engagements in den Vereinen. Außerdem wurden laut Eilers 100.000 Euro als Startkapital für die 2011 gegründete Stiftung „Pauliner Marsch“ abgezweigt.

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Derzeit seien bei der Bürgerstiftung noch rund 100.000 Euro vorhanden, die noch ausgeschüttet werden können, teilte der Schatzmeister der Bürgerstiftung, Wolf-Dieter Kaßner, auf Anfrage mit. Die Mittelverwendung im Laufe der Jahre sei völlig transparent und lückenlos belegbar, betonte Kaßner. Er wies darauf hin, dass Stiftungen einer strengen behördlichen Aufsicht unterliegen.

Keinerlei Fragezeichen

Auch Beiratssprecher Steffen Eilers unterstrich im Gespräch mit unserer Zeitung die Transparenz der Mittelverwendung und betonte, dass es für die Beteiligten keinerlei Fragezeichen dazu gebe. Er könne aber nachvollziehen, dass die Anwohner-Initiative nicht mehr alle Vorgänge kenne und eine historische Darstellung der Geldabflüsse wünsche.

Die Stiftung „Pauliner Marsch“ hat laut Eilers noch kein Geld als Förderung vergeben, weil sie den Kapitalstock erhalten muss und nur aus dessen Erträgen Maßnahmen unterstützen kann. „Wir wollten abwarten, bis eine größere Summe zur Verfügung steht, mit der man auch etwas anfangen kann“, so Eilers.

Vertreter des Beirates, der Sportvereine in der Pauliner Marsch und der Anwohner würden in den Stiftungsgremien gemeinsam entscheiden, wer Geld bekomme. Die anfänglichen 100.000 Euro hätten sich mittlerweile durch Rückflüsse aus der Photovoltaikanlage und Zinseinnahmen auf rund 122.000 Euro erhöht, berichtete der Schatzmeister der Stiftung, Harald Klussmeier.

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Die Stiftung „Pauliner Marsch“ wurde nach Angaben ihres Stiftungsratssprechers Eilers gegründet, um das wichtige und äußerst vielseitig genutzte Naherholungsgebiet Pauliner Marsch auch langfristig unterstützen zu können. „Denn es wird ja so sein, dass die bei der Bürgerstiftung geparkten Pauliner-­Marsch-Gelder irgendwann komplett ausgegeben sind“, sagte Eilers.

Anwohner verärgert

Die Anwohner-Initiative machte während der jüngsten Beiratssitzung ihrem Ärger darüber Luft, dass Vorschläge und Anträge der Anwohner zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität für Menschen in der Pauliner Marsch „seit Jahren umgangen werden“. Stattdessen hätten die örtlichen Sportvereine und der Sportgarten ihre sportlichen Anlagen verbessern und zusätzliche Übungsleitertätigkeiten finanzieren können.

Mittlerweile seien es die Anwohner leid, „immer wieder wegen einer weiteren Bank oder wegen erforderlicher Nachpflanzungen von Bäumen und Entsiegelung von Flächen im Überschwemmungsgebiet der Weser abgewiesen zu werden“, heißt es in der Begründung des Bürgerantrags.

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Die Initiative pocht – wie bereits berichtet – auf „die Umsetzung der vereinbarten Er­weiterung des Wegenetzes in der Pauliner Marsch, die Aufstellung weiterer Sitzgruppen beziehungsweise Sitzbänke, die vereinbarte Begrünung des Deichfußes und die erforderlichen Nachpflanzungen sowie Ausgleichsflächen für die versiegelten Parkplätze und eingezäunten Sportplätze“. Auch verschiedene, nicht vereinsgebundene Bevölkerungsgruppen sollten künftig in der Pauliner Marsch Fußball spielen können.

Ob solche Maßnahmen mit dem bei der Bürgerstiftung noch vorhandenen Geld realisiert werden könne, müsse „im Einzelfall geprüft werden“, erklärten Wolf-Dieter Kaßner und Hans-Christoph Hoppensack von der Bürgerstiftung. Diese habe in ihrer Satzung festgelegt, dass Zahlungen immer in irgendeiner Weise mit der Förderung von ehrenamtlicher Arbeit verbunden sein müssen.

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