Der Bremer Senat hat die Absicht, das Jakobushaus in der Nähe des Hauptbahnhofes zu einem Wohnheim für Auszubildende und Studierende umzubauen. Hierfür soll nun in einem ersten Schritt der derzeit bestehende Vertrag mit der Inneren Mission aufgelöst werden, die als Erbpächterin bis vor zwei Jahren ein Männerwohnheim für Obdachlose darin betrieben hat. Das geht aus einer Vorlage des Senats für den kommenden Dienstag hervor, die dem WESER-KURIER vorliegt.
Der Senat will demnach beschließen, die Immobilie wieder an die Stadt zu übertragen. Anschließend soll geprüft werden, ob eine Realisierung von etwa 100 Wohnheimplätzen im Jakobushaus rechtlich und wirtschaftlich möglich ist. Das Hochhaus, wegen seiner vielen bunten Fenster auch Papageienhaus genannt, steht zwischen der riesigen Gleishalle des Güterbahnhofs und dem Autobahnzubringer, der vom Breitenweg nach Westen führt. Das rund 4000 Quadratmeter große Gebäude steht seit etwa zwei Jahren leer. Die Einrichtung der Inneren Mission wurde aufgrund der Veränderungen in der Wohnungslosenpolitik aufgelöst. Obdachlose werden nun in mehreren kleineren Einrichtungen dezentral untergebracht und betreut. Zudem gibt es nun eine zentrale Anlaufstelle der Inneren Mission für Wohnungslose an der Diskomeile. Der Verein hat für das Haus keine Verwendung mehr. Für eine zunächst geplante Flüchtlingsunterkunft ist die Immobilie zu groß. Deshalb sei eine Auflösung des Vertrages auf lange Sicht wirtschaftlicher für die Stadt.
Wirtschaftlich günstigere Variante
In dem kommenden Haushalt will die Regierungskoalition 4,5 Millionen Euro für die Sanierung des Objektes bereitstellen, um möglichst noch 2018 mit den Baumaßnahmen starten zu können. Bis dahin soll das Gebäude aber nicht weiterhin leer stehen. Wie bereits berichtet, will man das Hochhaus dem Zuckerwerk zur Zwischennutzung anbieten. Langfristig soll das Kulturnetzwerk in den Hochbunker an der Hans-Böckler-Straße in der Überseestadt einziehen. Doch bis dahin können noch einige Jahre vergehen.
Eigentlich strebt das Zuckerwerk eine langfristige Lösung an, so die Grünen-Landessprecherin Kai Wargalla, die sich für die Kreativ-Schaffenden einsetzt. Die Übergangslösung sei jedoch „besser als nichts“. Allerdings ist Wargalla von den Plänen des Senats nur bedingt überzeugt. Sie glaube nicht daran, dass sich das Papageienhaus besonders gut als Wohnheim für Auszubildende und Studierende eignet. „Dafür ist die Lage einfach zu laut“, sagt sie. Aufgrund der Nähe zum Güterbahnhof, wo viele Kreative ihre Ateliers haben und der wenigen Anwohner drumherum, sei das Haus ideal für das Zuckerwerk. „Wir brauchen natürlich auch Wohnraum für Azubis. Aber eben dort, wo es sich auch anbietet und nicht einfach irgendwo“, sagt Wargalla.
Wie aus der Senatsvorlage zu entnehmen ist, würden die Entschädigungszahlungen an die Innere Mission die Stadt rund 500 000 Euro kosten. Die Übertragung des Gebäudes erweise sich auf lange Sicht gegenüber dem jetzigen Zustand als wirtschaftlich günstigere Variante – selbst im Falle eines Abrisses. Sollte bei der Überprüfung der Immobilie nämlich herauskommen, dass sich eine Nutzung als Wohnheim nicht anbietet, will der Senat auch andere Optionen hinzuziehen, wie den Verkauf oder einen Abriss des Gebäudes. Die Kosten für letztere Variante lägen laut dem Papier bei 912 000 Euro.