Diebstahl, Körperverletzung, Mobbing, Raub, Einbruch, häusliche Gewalt. Eines haben diese und alle anderen Formen von Kriminalität gemeinsam: Sie machen Menschen zu Tätern, und andere zu Opfern. Vor allem um Letztere ging es am Donnerstag am Hauptbahnhof. Bundes- und Landespolizei, der Weiße Ring und Mitarbeiter des Täter-Opfer-Ausgleichs informierten darüber, wie man sich davor schützen kann, überhaupt erst zu einem Opfer zu werden und wo man Hilfe findet, wenn man es doch geworden ist. Anlass war der Tag der Kriminalitätsopfer, zu dem die Hilfsorganisation Weißer Ring seit 1991 den 22. März erklärt hat.
"Wir wollen nicht, dass Bürger Opfer von Straftaten werden", sagt Nicole Hören vom Präventionszentrum der Bremer Polizei. In dessen Büro am Wall findet jeder Beratung und Hilfe, bei dem zum Beispiel eingebrochen wurde, oder der in seinem Umfeld Fälle von häuslicher Gewalt vermutet. Hören: "Man darf gerne an uns herantreten." Gleiches gilt für den Weißen Ring, auch seine Mitarbeiter sind für Opfer in Not da. Schwerpunktthema der Aufklärungskampagne des Weißen Rings in diesem Jahr ist die Internet-Kriminalität. Nicole Wiedemann vom Bremer Landesbüro sagt: "Auch im Bereich Cybermobbing kann oft schon Prävention helfen. Wir geben Tipps, wie man sich schützen kann, und wir informieren darüber, an wen man sich im Zweifel wenden kann."
Wenn es um Gefahren in der realen Welt geht, gehört ein Hauptbahnhof natürlich zu den Orten, an denen das Risiko, zum Opfer einer Straftat zu werden, höher ist als anderswo. Für die Sicherheit verantwortlich ist die Bundespolizei. Vor allem mit Diebstählen von Smartphones und Geldbörsen müssen sich die Beamten auseinandersetzen. Jörg Einemann, Direktor der Bundespolizei Bremen, sagt aber auch: "Bremen ist weit weg von zum Beispiel der Kriminalitätsrate am Hamburger Hauptbahnhof. Dort hat man rund 20.000 Straftaten pro Jahr, in unserem Bereich sind es etwa 9000. Und davon betreffen 60 Prozent den Hauptbahnhof. Der Rest passiert in Bremerhaven, Cuxhaven, Lüneburg oder Uelzen, wofür wir auch zuständig sind."
Raub- und Gewaltkriminalität hat erheblich abgenommen
Insgesamt hat nach Einemanns Einschätzung vor allem die Raub- und Gewaltkriminalität auch in Bremen erheblich abgenommen. "Das ist ein bundesdeutscher Trend", sagt er, "aber wir merken hier auch den Effekt unserer Kamera-Anlage." Insgesamt 88 Kameras zeichnen seit November 2016 das Geschehen im Bahnhof auf. Bis zu 30 Tage nach einer Tat kann das Filmmaterial ausgewertet werden, wenn eine Anzeige vorliegt. Einemann: "Das hat sich auch bei den Kriminellen herumgesprochen. Bis Ende 2017 konnten wir über hundert Straftaten mithilfe der Kameras aufklären. Das ist eine beachtliche Erfolgsquote." Auch das strengere Vorgehen gegenüber randalierenden Fußballfans habe sich bewährt. Einemann: "Im Bahnhof hatten wir zuletzt kaum Ärger."
Einemanns Kollege Michael Labetzke ist als stellvertretender Leiter des Ermittlungsdienstes gleichzeitig auch Beauftragter für den Opferschutz. "Mir liegt dieses Thema sehr am Herzen", sagt er. "In Bremen arbeiten alle Beteiligten sehr gut zusammen. Wir sind gut vernetzt, zum Beispiel mit dem Täter-Opfer-Ausgleich." Dieses Mediationsverfahren ist gesetzlich geregelt und hilft, Konflikte auch ohne Verfahren zu lösen.