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Bremer Innenstadt Lebendiges Haus wird später fertig

Weil es beim Umbau des Lloydhofes in der Bremer Innenstadt zum sogenannten Lebendigen Haus Verzögerungen gibt, verschiebt sich der Einzug der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB).
05.12.2021, 05:00 Uhr
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Lebendiges Haus wird später fertig
Von Jürgen Hinrichs

Das sogenannte Lebendige Haus im ehemaligen Lloydhof wird nicht rechtzeitig fertig, mit Folgen für den künftigen Hauptmieter: Anders als geplant kann die Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) nicht in diesem Monat in den Gebäudekomplex am Ansgarikirchof einziehen. Das hat die WFB auf Anfrage bestätigt. Möglicherweise wird dadurch eine Kettenreaktion ausgelöst, denn dort, wo die Wirtschaftsförderer aktuell ihren Sitz haben, sollten sofort nach dem Auszug die Arbeiten beginnen: Das Kontorhaus am Markt wird von dem Investor Christian Jacobs entwickelt, unter anderem ist ein Stadtmusikantenhaus geplant.

„Unser für das Jahresende 2021 geplanter Umzug in das Lebendige Haus in der Bremer Innenstadt verzögert sich", erklärt WFB-Sprecherin Juliane Scholz. Der Bauherr könne den vertraglich fixierten Mietbeginn zum 1. Dezember aufgrund von Verzögerungen beim Umbau des Gebäudes nicht einhalten. "Wir befinden uns mit den Eigentümern in intensiven Gesprächen bezüglich des Fertigstellungstermins und des möglichen Einzugszeitpunktes", sagt Scholz. Parallel würden Gespräche mit der Jacobs-Gruppe geführt, die das Kontorhaus am Markt von der WFB erworben habe. "Wir sind bestrebt und zuversichtlich, dass wir das Kontorhaus planmäßig im Frühjahr 2022 an die Jacobs-Gruppe übergeben können und gehen daher davon aus, dass unser Auszug aus dem Kontorhaus zu keinen Verzögerungen bei den Innenstadtprojekten der Gruppe führen wird“, so die Sprecherin.

Wirtschaftsförderung hat rund 7700 Quadratmeter angemietet

Die WFB hat in dem rot geklinkerten Gebäudekomplex auf fünf Obergeschossen rund 7700 Quadratmeter angemietet. Das städtische Unternehmen wird dort gut 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterbringen – die Belegschaft ist dann unter einem Dach und nicht länger auf drei Standorte verteilt wie bisher. Zusammengezogen werden die Bremer Touristik-Zentrale, Bremen Online und der WFB-Stammsitz.

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Seit Monaten und bis in diese Tage hinein hält sich hartnäckig das Gerücht, der Lloydhof sei wieder veräußert worden. Die WFB hat das am Freitag dementiert: "Es gab keinen Verkauf der Immobilie. Der Lloydhof gehört immer noch der DLH Bremen GmbH." Hinter der DLH verbergen sich mehrere Holdinggesellschaften der Familie des Software-Unternehmers und SAP-Gründers Hasso Plattner. Sie stecken rund 60 Millionen Euro in das Projekt, wenn man Kaufsumme und Baukosten zusammenrechnet. Der beauftragte Entwickler ist das fränkische Unternehmen Denkmalneu.

Wie in Leipzig und Dresden, wo es bereits ein Lebendiges Haus gibt, soll das Ergebnis auch in Bremen eine Mischung aus Gastronomie, Einzelhandel, Büro, Wohnen und Hotellerie sein. Das Appartementhaus mit 50 Einheiten auf 2000 Quadratmetern wird von der Numa-Group betrieben, die bis Juli unter dem Namen Cosi-Group firmierte. Die Kette unterhält in Europa nach eigenen Angaben bislang zwölf solcher Einrichtungen – in Berlin, Wien, Frankfurt, Barcelona und Florenz. Der selbst gesteckte Anspruch ist, so wörtlich, "den Komfort eines Zuhauses mit den Standards eines Hotels" zu verbinden. 

Auf Anfrage bestätigt das Unternehmen seine Pläne für Bremen: "Ja, es ist dabei geblieben", erklärt ein Numa-Sprecher, "der Betrieb wird nach aktuellem Stand im Sommer 2022 starten und den Namen ,numa Saga' tragen." Mit seinem Konzept hat das Unternehmen eigener Darstellung zufolge im vergangenen Jahr trotz der Corona-Pandemie eine Buchungsauslastung von 90 Prozent erzielt. 

Dachterasse und Sky-Bar wird es nicht geben

Neben dem Appartementhaus wird es in dem Komplex auf 1600 Quadratmetern auch Wohnungen mit Dauermietern geben. Nicht mehr im Programm ist eine riesige Dachterrasse, die öffentlich zugänglich sein sollte. Es fehlt auch die ursprünglich geplante Sky-Bar. Beides fiel weg, nachdem der Investor zu der Einsicht gelangt war, dass ihm durch den spektakulären Dachaufbau die Kosten davonlaufen würden. Nun wird die Fassade ganz oben so aussehen, dass die prägnanten Giebel des ehemaligen Lloydhofes weiterhin freistehen bleiben und das neue Dach erst gut zehn Meter dahinter aufragt.

Von Beginn an ein Problem war die etwa 3000 Quadratmeter große Fläche im Erdgeschoss. Sie wurde früher kleinteilig von mehreren Geschäften genutzt und sollte nun einem einzigen Mieter übergeben werden, zum Beispiel einem Fitnessstudio oder einem Lebensmittelmarkt. Gedacht wurde zusätzlich an einen kleinen gastronomischen Betrieb mit Außenbestuhlung. Doch trotz aller Bemühungen fanden sich keine Interessenten – und dann kam Corona. Erik Stöhr, Geschäftsführer der DLH Bremen GmbH, teilt mit, dass es mittlerweile zwei konkrete Anfragen gäbe. "Wir sind in der Anbahnung", so Stöhr. Es bleibe dabei, dass die Fläche an einen der beiden Interessenten als Ganzes vergeben werden solle. Eine Rolle werde auch das Thema Gastronomie spielen.

Info

Der Lloydhof ist 40 Jahre alt und erinnert mit seinem Namen an das ehemaligen Lloydgebäude, das in unmittelbarer Nähe am Hanseatenhof stand. Dort hatte von 1910 bis 1945 die Reederei Norddeutscher Lloyd (NDL) ihren Sitz. Der Lloydhof liegt am Ansgarikirchhof und war ein Geschäfts- und Bürokomplex, in dem lange Jahre unter anderem die Umweltbehörde untergebracht war. Das Haus gehörte einem Immobilienfonds der österreichischen Sparkasse, bevor es Ende 2012 für 25 Millionen Euro in städtischen Besitz kam. Bremen wollte an der Stelle ein großes Einkaufszentrum errichten lassen, die Fläche vom Parkhaus am Brill, das abgerissen werden sollte, wäre noch dazu gekommen. Als dieser Plan platzte, weil auch der letzte Interessant für das City-Center abgesprungen war, blieb die Stadt auf dem Lloydhof sitzen. Vor knapp vier Jahren konnte er verkauft werden, an den Investor, der jetzt das Lebendige Haus kauft. Der Preis lag bei 21,5 Millionen Euro.

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