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Bestandsaufnahme Stürme setzen Stadtbäumen zu – so steht es um das Bremer Grün

Sturmschäden zeigen: Längst sind nicht mehr alle Stadtbaumarten wetterfest, der Bestand verändert sich nach und nach.
03.08.2023, 05:00 Uhr
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Stürme setzen Stadtbäumen zu – so steht es um das Bremer Grün
Von Justus Randt

Die Stürme und der Starkregen, die im Juli über Bremen hereingebrochen sind, haben auch Schäden an den Stadt- und Straßenbäumen angerichtet. Nach einer gründlichen Bestandsaufnahme kommt der Umweltbetrieb Bremen (UBB) zu dem Ergebnis, dass 62 Bäume in ihrer Standsicherheit so stark beeinträchtigt worden seien, dass sie hätten gefällt werden müssen oder noch gefällt würden. "Darüber hinaus müssen Astausbrüche korrigiert und Baumkronen nachgeschnitten werden", beschreibt UBB-Sprecherin Kerstin Doty die Folgen des Sturms. "Die Aufarbeitung der Schäden wird unsere Baumpflegerinnen und Baumpfleger noch einige Zeit in Anspruch nehmen." Die Zahl Bäume, die am vergangenen Wochenende durch Stürme in Mitleidenschaft gezogen wurden, ist noch nicht ermittelt.

Wie viele Bäume gibt es?

Mit mehr als 220.000 städtischen Bäumen in Grünanlagen, Grünzügen, auf Friedhöfen, an Kindertagesstätten und Schulen hat Bremen nach Einschätzung der UBB-Sprecherin "einen reichen Baumbestand". Zum städtischen Grün zählen allein schon 73.000 Straßenbäume. Der Umweltbetrieb kontrolliert den Gesundheitszustand der Bäume das gesamte Jahr.

Wie steht es um Bremens Bäume?

"Tatsache ist, dass der Klimawandel den Bäumen schwer zu schaffen macht. Die langen Trockenperioden schwächen die Bäume in ihrer Vitalität, sodass Schädlinge ein leichtes Spiel haben", sagt Doty. Und natürlich die heftigen Stürme. Schließlich hätten es Stadtbäume ohnehin viel schwerer als Bäume, die in einem "natürlichen Umfeld" wachsen, weil sie vielen belastenden Faktoren ausgesetzt seien: "Bodenverdichtung, Salzbelastung, Emissionen, Anfahrschäden von Autos oder Bauarbeiten, die die Wurzeln verletzen. Das alles ist der Mix, durch den unsere Bäume zunehmend leiden." Die Wechselwirkungen der unterschiedlichen Ursachen führten dazu, dass sich die Anzahl der durch den Klimawandel geschädigten Bäume nicht exakt ermitteln lasse. "Bei vielen zeigen sich die Folgen erst Jahre später.”

Was wird getan?

Mit dem "Handlungskonzept Stadtbäume" aus dem vergangenen Jahr habe Bremen "Strategien entwickelt, um den Bestand der Bäume nachhaltig zu sichern und zu entwickeln", erläutert Doty. Die Richtlinien umfassen 31 Handlungsfelder, die den Schwerpunkten Baumschutz, Neuanpflanzung, Klimaschutz und strukturelle Verbesserungen zugeordnet sind. Erarbeitet wurden sie in einer Kooperation der senatorischen Umweltbehörde und dem Umweltbetrieb Bremen.

Was wird da geregelt?

Die Richtlinien regeln beispielsweise die Größe von Pflanzgruben. Demnach erhalten Bäume, die neu angepflanzt werden, je nach Größe zwölf bis 36 Kubikmeter Wurzelraum, um genügend Platz für eine ungehinderte Entfaltung und damit eine gesunde Entwicklung zu haben. Gemischte Anpflanzungen tragen außerdem der Entwicklung Rechnung. "Eine Folge der Klimaerwärmung ist das verstärkte Auftreten von Schädlingen und Pilzen, die bisher nur in südlichen Regionen vorkamen und die den Bäumen jetzt auch im Norden zusetzen", sagt Doty. Gemischte Anpflanzungen sorgten dafür, dass Schädlinge sich nicht so schnell ausbreiten könnten. "Insofern arbeiten wir daran, eine möglichst große Vielfalt toleranter und widerstandsfähiger Gehölze im Stadtbild abzubilden. Der städtische Baumbestand wird sich demzufolge in seiner Zusammensetzung verändern."

Worauf wird sich dabei konzentriert?

Das Stichwort "klimaangepasste Bäume" ist im "Handlungskonzept Stadtbäume" verankert: "Ein Baum muss in 80 Jahren noch vital sein. Wir müssen uns also bei jeder heutigen Pflanzung Gedanken darüber machen, wie das Umfeld in 80 Jahren aussieht", beschreibt Doty Herausforderungen, die nicht allein Grünplanerinnen und -planer betreffen: Metereologische Vorhersagen gehen auch in Bremen von künftig höheren Temperaturen aus, die im Sommer zu ausgeprägten Trockenheitsphasen führen. "Um den Folgen des Klimawandels entgegenzugehen", verwende der Umweltbetrieb Bremen schon seit einigen Jahren bei der Straßenbaumpflanzung "vermehrt Baumarten, die resistenter sind gegen die zunehmende Trockenheit und Hitze in unseren Breitengraden".

Welche Arten sind das zum Beispiel?

Zu den sogenannten Klimabäumen, die in Bremen bereits seit Jahren bei Neuanpflanzungen zum Zuge kommen, zählen Kornelkirsche, Rotahorn, neue Ulmensorten, Gleditschie, Feldahorn, Eichenarten oder Schnurbäume. Diese Arten sind laut Doty nicht nur "stadt- und klimafest", sondern auch "insektenfreundliche Bienen- und Vogelnährgehölze". Der Bergahorn beispielsweise oder die Schwedische Mehlbeere würden an "Extremstandorten" wie versiegelten Straßen und Plätzen nicht mehr gepflanzt.

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