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Stadtbegrünung Bremen will mehr Straßenbäume pflanzen

In Bremen gibt es rund 73.000 Straßenbäume, die unter besonders schwierigen Bedingungen wachsen und überleben müssen. Die Umweltbehörde will die Zahl deutlich erhöhen – der Nabu schlägt ein neues Konzept vor.
01.03.2023, 05:00 Uhr
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Bremen will mehr Straßenbäume pflanzen
Von Felix Wendler
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In Bremen sollen mehr Straßenbäume gepflanzt werden. Es bestehe der Wunsch, die Anzahl "in den nächsten Jahren deutlich zu erhöhen", erklärt das Umweltressort auf Anfrage der CDU. Die Christdemokraten hatten für die Umweltdeputation eine Berichtsbitte zum Baumbestand eingereicht. Darin geht es auch um den Zustand der Bremer Bäume, die vor allem im Stadtgebiet stark beansprucht werden. Naturschützer fordern deshalb ein neues Konzept für den Umgang mit Straßenbäumen.

Wie viele Bäume gibt es in Bremen?

Rund 190.000 Bäume waren laut Senatsantwort zum Jahresende 2022 digital erfasst. Dabei handelt es sich um den beim Umweltbetrieb Bremen gespeicherten Baumbestand. Dieser enthält dem Senat zufolge alle 73.000 Straßenbäume und 90 bis 95 Prozent aller Bäume in öffentlichen Grünanlagen – deren Gesamtzahl schätzt die Umweltbehörde auf 90.000; gelistet sind rund 75.000. 

Wie ist der Zustand der Bäume?

Gänzlich gesund sind der Behördenantwort zufolge 18 Prozent aller geprüften Bäume, während rund vier Fünftel als kränkelnd oder krank eingestuft werden. Sehr kranke oder abgestorbene Bäume machen rund zwei Prozent des geprüften Bestands aus. Diese Angaben beziehen sich auf die 150.000 Bäume, für die eine "Vitalitätsstufe" vorliegt – der Zustand der restlichen 40.000 digital erfassten Bäume ist laut Antwort nicht bekannt. 

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Warum sind viele Bäume krank?

Sönke Hofmann, Geschäftsführer des Naturschutzbundes (Nabu) Bremen, nennt die zunehmende Belastung durch den Klimawandel als einen Grund. Er verweist auf die wochenlange Dürre im vergangenen Sommer, unter der auch Wälder gelitten hätten. Die Straßenbäume stünden grundsätzlich unter besonderem Stress. "Wir billigen ihnen nicht das zu, was sie brauchen", sagt Hofmann. Bäume benötigten viel mehr Raum für ihre Wurzeln, als ihnen im eng bebauten Stadtgebiet zugestanden werde. Auch die Umweltbehörde betont, dass Straßenbäume bei Trockenperioden besonders anfällig seien. In welchem Ausmaß sie häufiger krank sind als Bäume in öffentlichen Grünanlagen, geht aus der Antwort nicht hervor.

Was fordert der Nabu?

"Wir halten zu sehr an Bäumen fest", sagt Hofmann. Die zahlenmäßige Entwicklung sei wenig aussagekräftig. Der Nabu-Chef plädiert für einen pragmatischen Umgang mit dem Straßengrün. Im Zweifel sei es besser, in bestimmten Bereichen auf Bäume zu verzichten – und stattdessen pflegeleichtere Sträucher und Hölzer zu pflanzen. An anderer Stelle könne man wiederum mehr Bäume pflanzen. Auf einer größeren Fläche mit "Waldcharakter" könnten sich die Bäume demnach gegenseitig schützen und beschatten. Dafür, so Hofmann, müsse man aber Straßenraum oder Parkplätze opfern. Potenzial in dieser Richtung sieht auch Silvia Neumeyer, CDU-Fraktionssprecherin für Bau und Tierschutz. Sie ist Urheberin der Anfrage zum Baumbestand. Es gebe einige große Parkplätze in städtischer Hand, die entsiegelt werden könnten, so Neumeyer.

Was kostet die Baumpflege?

Nach Ansicht des Nabu fehlt Bremen das Geld, um die Straßenbäume ausreichend zu pflegen. Auch deshalb müsse man das Konzept grundsätzlich überdenken. "Es bringt doch nichts, wenn man im Sommer durch die Stadt tourt und mit dem Wässern nicht hinterherkommt", sagt Hofmann. Im vergangenen Jahr standen laut Senatsantwort für Pflege und Nachpflanzungen von Straßenbäumen rund 6,4 Millionen Euro bereit. Weil man die Zahl der Bäume erhöhen wolle und zudem mit höheren Pflegekosten durch die Folgen des Klimawandels rechne, geht das Ressort von Umweltsenatorin Maike Schaefer (Grüne) davon aus, "dass in den nächsten Jahren ein deutlich höheres Budget für die Unterhaltung und die Neupflanzung von Stadtbäumen bereitgestellt werden muss". Hofmann bemängelt zudem, dass die Bäume immer strenger und öfter auf ihre Verkehrssicherheit geprüft würden – das koste viel Geld und sei auch für die Bäume nicht gut.

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Welche Bäume sollen gepflanzt werden? 

Für die Zukunft brauche es klimaresistente Bäume, sagt Neumeyer. In diesem Punkt sind sich auch der Nabu und die Umweltbehörde einig. Umstritten ist allerdings die Umsetzung. Hofmann kritisiert, dass der Umweltbetrieb zunehmend auf exotische Bäume wie den nordamerikanischen Amberbaum setze. Der Nabu-Geschäftsführer argumentiert, dass die Exoten zwar Schatten und Grün, aber keinen Lebensraum für hiesige Insekten böten. Auch die Gefahr für einen Schädlingsbefall steige dadurch. Um dem vorzubeugen, sieht die Umweltbehörde im Handlungskonzept Stadtbäume ein "möglichst breites Artenspektrum" vor.

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