Das Aktionsbündnis "Shut down Gottlieb-Daimler-Straße-Camp!" protestiert am Mittwoch für die sofortige Schließung des Flüchtlingslagers an der Gottlieb-Daimler-Straße in Bremen. Die Verhältnisse in den Leichtbauhallen, vor allem aufgrund des sommerlichen Wetters, seien nicht mehr tragbar, sagen die Veranstalter. "In den Zelten sind teilweise Temperaturen bis zu 50 Grad", erklärte Mitorganisatorin Gundula Oerter. "Wir wollen, dass das Camp sofort geschlossen wird."
Erst vor wenigen Wochen war bekannt geworden, dass die Sozialbehörde das Flüchtlingslager in Oslebshausen diesen Winter, also früher als bisher geplant, schließen möchte.
Außerdem spricht sich das Aktionsbündnis gegen die "medizinische Altersfestsetzung von Geflüchteten" aus, wie Oerter sagte. "Diese Festsetzung hat keinerlei wissenschaftliche Grundlage, aber ist gleichzeitig juristisch entscheidend." Dabei geht es um die Altersbestimmung von Flüchtlingen, bei denen nicht klar gesagt werden kann, wie alt sie sind.
Sozialsenatorin spricht sich gegen Forderungen aus
Auch Bremens Sozialsenatorin Anja Stahmann äußerte sich zu den Forderungen des Bündnisses. Bremen könne nicht aus Mitleid jeden, der nach Bremen kommt, unbesehen als minderjährig in die Jugendhilfe aufnehmen. Es sei rechtlich nicht möglich, auf die Altersfeststellung zu verzichten. Auf eine sorgfältige Prüfung durch Mitarbeiter des Jugendamts habe sich die Bundesarbeitsgemeinschaft der Landesjugendämter verständigt. "Die Jugendhilfe dient dem Schutz von Kindern und Jugendlichen, sie kann kein Korrektiv sein für eine als zu restriktiv empfundene Einwanderungspolitik", erklärte die Senatorin.
Die Kundgebung "Nobody can be born twice – I want my age back" soll bis Donnerstagmorgen um 10 Uhr dauern. Unter anderem werden die Bewohner des Lagers die von ihnen kritisierte Ermittlung des Alters selbst nachstellen. Bei Sonnenuntergang soll außerdem mit einem gemeinsamen Essen das Ramadan-Fasten gebrochen werden. Nachts schlafen die Bewohner dann in Zelten auf dem Platz. (hee)