Der Flugzeugbauer Airbus könnte in Bremen bis zu 300 Stellen abbauen. Das gab der Betriebsratsvorsitzende Jens Brüggemann am Donnerstag nach einer Betriebsversammlung auf dem Werksgelände bekannt. Zuvor informierte die Konzernspitze die Belegschaft über den geplanten Abbau. Erst am Mittwoch hatte der Konzern bereits dem europäischen Betriebsrat mitgeteilt, dass insgesamt 3700 Stellen abgebaut werden sollen, 1900 davon in Deutschland. Weitere Arbeitsplätze sollen in Großbritannien, Spanien und Frankreich wegfallen. Grund für die Maßnahmen sind die geringe Nachfrage nach dem weltgrößten Passagierflugzeug A 380 und die schleppende Herstellung des Militärtransporters A 400M. Für diesen wird im Bremer Werk der Rumpf gefertigt, aber auch das Lade-System und die Software eingebaut.
„Wir tun alles, damit niemand seinen Job verliert“
Brüggemann sprach von einem „Worst-Case-Szenario“, sollten alle 300 Arbeitsplätze wegfallen. Laut dem Betriebsratsvorsitzenden hat die Konzernleitung zugesichert, betriebsbedingte Kündigungen möglichst vermeiden zu wollen. Auch der Betriebsrat kämpft dafür. „Wir tun alles, damit niemand seinen Job verliert“, sagte Brüggemann. Welche Bereiche des Unternehmens betroffen sein könnten, war noch unklar. Naheliegend wäre, dass die Produktion des A 400M darunter sein wird. Airbuswollte das auf Nachfrage des WESER-KURIER nicht bestätigen. Auch Brüggemann konnte keine Auskünfte dazu geben. Genaueren Aufschluss erwartet er jedoch von einer weiteren Sitzung am 27. März, auf der der Konzernbetriebsrat zusammenkommt.
Alle deutschen Standorte seien von den möglichen Kürzungen betroffen – auch Hamburg und Stade, sagte Brüggemann. Zahlen wollte er allerdings nicht nennen. Die meisten Stellen werden wohl in Augsburg gestrichen. Airbus machte auf Nachfrage keine Angaben. Der für den A400M zuständige Sprecher sagte nur, dass man möglichst viele Arbeitsplätze sichern wolle. „Darüber werden wir uns mit den Arbeitnehmervertretern verständigen und so kreativ wie möglich sein.“ Auch Versetzungen von Mitarbeitern in andere Werke wollte er explizit nicht ausschließen. „Wir prüfen alle Möglichkeiten.“
Für den Betriebsrat und auch die IG Metall sind Versetzungen keine Option. „Wer in Bremen beschäftigt ist, soll auch weiterhin hier arbeiten können“, erklärte die Bremer IG-Metall-Geschäftsführerin Ute Buggeln. Es gebe genügend Arbeit in Bremen. Sie forderte die Konzernspitze auf, darüber nachzudenken, Arbeit, die an andere Unternehmen ausgelagert wurde, wieder zurückzuholen. Die Gewerkschafterin sieht die Arbeitnehmervertreter in einer guten Position für die Gespräche mit der Konzernleitung: „Wir haben einen guten Zukunftstarifvertrag.“ Darin ist der Verzicht des Konzerns auf betriebsbedingte Kündigungen bis 2020 verankert. Die Arbeitnehmerseite sieht diese Vereinbarung als Grundlage für den weiteren Dialog mit der Konzernspitze.
Für Bremens Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD) ist nun das Management von Airbus gefordert, für die qualifizierten Mitarbeiter eine Lösung zu finden und eine Perspektive zu schaffen. „Angesichts der insgesamt guten Auftragslage halte ich diese Erwartung, die ich mit dem Betriebsrat und den Gewerkschaften teile, für gerechtfertigt.“ Airbus konnte seinen Jahresgewinn 2017 unter dem Strich auf knapp drei Milliarden Euro verdreifachen. Das, obwohl der Konzern Mehrkosten von 1,3 Milliarden Euro durch den Bau des Militärtransporters A 400M verkraften musste. So sah es auch Brüggemann: „Airbus ist ein gesundes Unternehmen mit vollen Auftragsbüchern.“ Arbeit sei genug vorhanden. Man lasse die Ausrede nicht gelten, dass es zu einem Arbeitsplatzabbau oder Kündigungen kommen könne.
Produktion bis 2030 stabil
Im A 400M-Programm wird die Produktion ab 2020 auf acht Maschinen pro Jahr reduziert, 2018 werden fünfzehn Maschinen hergestellt, 2019 sind es noch elf. Dadurch sei auf jeden Fall gesichert, dass die Produktion bis 2030 am Bremer Standort stabil bleibe. Zudem könne die Produktion wieder angehoben werden, wenn der Absatz des Militärtransporters steige. Dafür bereitet Airbusverschiedene Programme vor. In Bremen arbeiten insgesamt etwa 5200 Menschen bei dem Flugzeugbauer. Der Fertigungsbereich des A 400M umfasst 1000 Mitarbeiter, mit dem Bau der A 380 sind nur etwa 40 Leute beschäftigt. 3000 Beschäftigte arbeiten im zivilen Bereich und 1200 in der Raumfahrtsparte. Damit ist Bremen nach Hamburg mit 16.000 Mitarbeitern der zweitgrößte deutsche Standort.