Herr Martens, Sie haben einen Mieter für die Markthalle gefunden. Der Beirat lehnt ihn ab. Was nun?
Edward Martens: Es gab mehrere Treffen mit den Vegesacker Fraktionen und mehrere Ideen von uns. Darunter war auch der Vorschlag der Firma Black.de, in der Markthalle eine Schwarzmarkt-Filiale zu eröffnen. Wir nehmen die Skepsis gegenüber dem Konzept ernst, sind aber davon überzeugt, dass sie unbegründet ist.
Warum haben Sie die Parteien eingeladen, mit Ihnen eine Lösung für das Gebäude zu finden, wenn sie doch keine Rolle spielen?
So ist es ja nicht ganz. Wir haben den Politikern alle Alternativen vorgestellt, die wir hatten. Am Ende ist dann eben die Einzelhandelsnutzung von Black.de übrig geblieben. Wir haben festgestellt, dass sie die wirtschaftlich beste Option ist. Schließlich habe ich immer gesagt, dass der nächste Mieter eine dauerhafte Lösung sein muss. Und der Schwarzmarkt verspricht, eine zu sein.
Dennoch sah es zunächst nach Teamwork aus, zuletzt nach einem Alleingang. Wie erklären Sie die Kehrtwende?
Wir haben die Parteien stets über alle Möglichkeiten informiert. Dass die Firma Black.de eine Option für uns war, haben sie deshalb früh gewusst.
Aber nicht, dass die Kette erst zum Favoriten, dann zum Vertragspartner wird.
Ehrlicherweise muss man sagen, dass die Entscheidung letztlich beim Eigentümer liegt, also bei uns. Wer jetzt sagt, dass die Albrecht-Vermögensverwaltung auf niemanden hört, macht es sich zu einfach. Wir haben es uns jedenfalls nicht leicht gemacht. Die Argumente der Politiker, die eine andere Lösung wollten, wurden genau geprüft.
Der Beirat argumentiert, dass Billigangebote eines Schwarzmarkts nichts in einer Eins-a-Lage wie dem Sedanplatz zu suchen haben. Wie argumentieren Sie?
Black.de hat ein Sortiment, das aus unserer Sicht das Potenzial hat, die Kundenfrequenz im Zentrum zu steigern. Zugleich ist das Angebot so speziell, dass die Händler vor Ort keine Konkurrenz befürchten müssen.
Was macht Sie so optimistisch, dass Black.de dem Zentrum mehr Kunden bringt? Deko, Bastelartikel und Fahrradzubehör zum Niedrigpreis gibt es doch in jedem Supermarkt.
Kleinere Überschneidungen zum Angebot von anderen Anbietern wird es sicherlich geben. Wir glauben aber, dass das keine großen Probleme bereiten wird. Im Gegenteil: Auch ein Aldi- und ein Edeka-Markt, die unmittelbare Nachbarn sind, profitieren schließlich in gewisser Weise voneinander.
Das Vegesack Marketing kritisiert das Sortiment des Schwarzmarkts trotzdem: Es bringe die Fußgängerzone nicht weiter. Was halten Sie dagegen?
Wir wissen ja, was die Kaufleute eigentlich wollen, einen Media Markt nämlich. Oder einen Expert Bening. Wir haben über Jahre versucht, einen Elektronik-Anbieter in die Markthalle zu bekommen. Doch wenn die Ketten das Gebäude ablehnen, müssen wir irgendwann einen anderen Plan verfolgen.
Auch das Marketing hat einen Plan. Trotz Schwarzmarkts will es den Sedanplatz neu gestalten. Die Markthalle soll weg und ein größerer Neubau her. Ein Problem für Sie?
Das habe ich immer gesagt: Wir stehen einem neuen Konzept mit einem neuen Gebäude, das sich auf das Grundstück des Finanzamts ausdehnt, offen gegenüber. Auch darüber haben wir mit den Fraktionen gesprochen. Geht es um die Zeit, in der das Grundstück der Markthalle an die Stadt zurückgeht, also etwa in 18 Jahren, verweigern wir uns in keinster Weise neuen Ideen.
Das Vegesack Marketing will aber schon früher mit dem Umbau beginnen.
Allein der Prozess, den Platz neu zu entwickeln, wird sicher Jahre dauern. Und bestimmt nicht bloß zwei oder drei. Dazu sind es zu viele, die bei diesem Projekt etwas zu sagen haben: die Behörde, Planer, die Stadt. Außerdem ist die Sache nicht einfach. Denn wie groß ein neues Gebäude auch werden mag, mehr als ein einzelnes Geschoss wird es aus statischen Gründen wegen der Tiefgarage unter dem Sedanplatz nicht geben.
Im September, bei der nächsten Sitzung des Beirats, sollen Sie Stellung zu Ihrer Schwarzmarkt-Entscheidung beziehen. Mit wie viel Protest der Parteien rechnen Sie?
Ich rechne mit einer emotionalen Debatte, die vielleicht auch etwas unangenehm werden könnte. Zumindest am Anfang. Später, wenn ein Unternehmensvertreter von Black.de das Konzept vorgestellt hat, wird es aber bestimmt eine sachliche Diskussion. Ich denke nämlich, dass viele Befürchtungen dann nicht mehr bestehen werden.
Und wie viel Zeit werden Sie brauchen, das Vertrauen der Politiker zurückzugewinnen?
Ich kann nur sagen, dass wir mit den Fraktionen über die Halle und was nach ihr folgen könnte, noch lange sprechen wollen.
Die nächsten 18 Jahre etwa?
Ich weiß nicht, ob so lange oder ob vielleicht schon vorher entschieden wird, was mit den Gebäuden und dem Platz werden soll. Ich weiß aber, dass 18 Jahre aus Sicht der Stadtentwicklung ein relativ kurzer Zeitraum sind. Wenn jetzt die Debatte eröffnet wird, ist Zeit genug, in Ruhe zu planen.
Der Schwarzmarkt übernimmt 870 der 1200 Quadratmeter der Markthalle. Was wird aus dem Rest, der übrig bleibt?
Wir denken an Gastronomie, die sich dort niederlässt. Bisher haben wir aber noch keine Gespräche geführt.
An welche Gastronomie denken Sie denn?
Da sind wir völlig offen. Vielleicht kommt ein Imbiss, ein Restaurant oder ein Café.
Im März kündigten Sie an, dass die Miete runtergeht, von 20 auf sechs Euro pro Quadratmeter. Wie viel zahlt nun Black.de?
Die Miete bewegt sich in diesem Bereich.
In welchem denn genau – etwas weniger als 20 oder etwas mehr als sechs Euro?
Ich sage es mal so: Mit der vereinbarten Miete kommen wir unserem seinerzeit formulierten Ziel sehr nahe.
Im Frühjahr sprachen Sie auch von einem Kletterpark. Warum ist der passé?
Nach den vielen Jahren des Leerstands wollten wir die sicherste und damit auch die dauerhafteste Lösung.
Der Park war also eine unsichere Sache?
Black.de ist einfach die sicherere Variante. Hinter dem Kletterpark steht ein einzelner Geschäftsmann, hinter dem Schwarzmarkt dagegen eine Handelskette. Die Bonität ist damit ungleich besser.
Auch aus einem anderen Projekt ist nichts geworden: Sie wollten das Haven Höövt kaufen. Was lief schief?
Unterm Strich war lediglich ein anderer schneller als wir.
Aber Sie haben doch nach eigenem Bekunden intensiv mit dem Insolvenzverwalter des Haven Höövt verhandelt.
Umso ärgerlicher ist es, dass wir nicht zum Zuge gekommen sind.