Der ehemalige Boxweltmeister Levent Cukur bot als Gast in der Gesamtschule Bremen-Ost ein Anti-Aggressionstraining für Schüler an. Die Jugendlichen präsentierten sich zunächst zurückhaltend, gingen dann aber doch sehr engagiert an die Aufgaben heran.
Osterholz. Springseile, Handschuhe und viel Schweiß – in die Gesamtschule Bremen-Ost kehrte so etwas wie ein "Rocky"-Gefühl ein. Der Grund: Levent Cukur, ehemaliger Boxweltmeister, war zu Gast in Osterholz und führte mit den Schülern ein Anti-Aggressionstraining durch.
Franz Jentschke von der Schulleitung der Gesamtschule Bremen-Ost drückte seine Freude über den Besuch in einem Satz aus: "Ich bin besonders glücklich, einen ehemaligen Weltmeister begrüßen zu dürfen." Er verriet anschließend, dass auch Levent Cukur eine Gesamtschule in seiner Heimatstadt München besucht habe.
In seiner Profi-Laufbahn errang der gebürtige Münchner in zwölf Kämpfen maximale zwölf Siege und gewann neben dem Weltmeistertitel auch die Deutsche Meisterschaft. Seit dem Ende seiner Karriere arbeitet Cukur als Trainer und bietet in Schulen Anti-Aggressionstraining an.
"Wir wollen Gewaltprävention machen, die Kinder von der Straße holen und sie mit Boxen erziehen", erklärte Levent Cukur. "Wir wollen zeigen, dass Boxen keine Gewalt ist, sondern wollen zeigen, wie man mit Boxen Aggressionen rauslassen kann, ohne dass es ziellos und destruktiv wird." Er wolle Kinder und Jugendliche zum Boxen bringen. "Letztendlich versuchen wir, Kinder und Jugendliche zu Meisterschaften und sogar bis hin zum olympischen Boxen zu bringen", fügte er an.
Für das Training in der Gesamtschule Bremen-Ost holte sich Levent Cukur Hilfe aus der Region. Der Osterholzer Daniel Magel vom "325-Training" hatte sich angeboten, bei der Demonstration für die Schülern zu helfen. "Ich war selbst an der GSO Schüler, und seit 2011 machen wir ein Projekt, um Jugendliche von der Straße zu holen. Wir gehen sogar in Grundschulen und bieten dort ,Rangeln mit Regeln’ an", erklärte Daniel Magel.
Allein mit Boxen gehe Gewaltprävention allerdings nicht, weiß Levent Cukur. "Es bedeutet auch für die Kids, da und verlässlich zu sein." Boxen sei ein Gemeinschaftssport, bei dem es um Respekt und Disziplin gehe. "Und natürlich macht es den Jugendlichen auch Spaß", sagte Levent Cukur. Durch das Boxen könnten die Schüler lernen, Erfolg zu haben und Respekt und Selbstsicherheit gewinnen.
Für die drei Klassen, die an diesem Tag am Anti-Aggressionstraining teilnahmen, begann die Übungseinheit zunächst mit dem Warmmachen. Auch die Jugendlichen der Klasse 7.3 mussten erst einmal ein paar Runden um den eigens für diesen Tag aufgebauten Boxring laufen und sich dehnen, bevor das eigentliche Training begann. "Fotokopiert, was ich mache", forderte Levent Cukur die Schüler auf. Auf die genaue Beinstellung sowie die richtige Haltung der Schlag- und der Führhand kam es an. Gar nicht so einfach, wie die Schüler feststellen mussten.
Eine Faust direkt am Kinn, die andere ein Stück davor und die Ellenbogen am Körper. Immer wieder griffen die Trainer ein und korrigierten die Schüler, die anfangs sichtlich unsicher waren. Danach folgten die ersten zaghaften Schläge in die Luft. "Und dabei nicht die Deckung verlieren", rief das Trainerteam um Levent Cukur. Als diese Bewegungen saßen, kamen die Boxhandschuhe zum Einsatz. In kleinen Gruppen konnten die Schüler ihre Schläge in die Pratzen – ein Schlagpolster an den Händen der Trainer – anbringen.
Cool und lustig
"Das ist cool und lustig", sagte Melik (12) aus Osterholz. Früher habe er Taekwondo gemacht, nun überlege er sich, ob nicht das Boxen etwas für die Zukunft sei. Melina (12) dagegen kämpfte zu Beginn etwas mit ihrer Unsicherheit: "Es ist ein wenig peinlich, wenn alle zugucken." Sie klettere eigentlich lieber. Für den 14-jährigen Erik aus Oberneuland war es eine schöne Erfahrung: "Es wirkt anti-aggressiv, man kann seine Aggressionen ausleben."
Am Ende der Trainingsstunde sprach Levent Cukur die Schüler nochmals an: "Ihr müsst Ziele haben im Leben. Das Boxen ist nicht gedacht, um sich zu schlagen, sondern um Ereignisse zu feiern. Auch Mädchen können boxen. Sogar mit Kopftuch – es ist alles möglich."