Bremen besitzt die Mehrheit an der Gewoba und kann seit diesem Jahr nach Übernahme aller Anteile der Brebau noch über ein zweites Wohnungsunternehmen verfügen. Der Einfluss der öffentlichen Hand auf den Mietmarkt und den Bau von Wohnungen ist damit zwar größer geworden, erreicht aber noch lange nicht das Maß früherer Jahre.
Bis vor 25 Jahren gab es mit der Bremischen und der Beamtenbaugesellschaft zwei weitere kommunale Wohnungsgesellschaften. Beide wurden verkauft, um Geld in die klammen Kassen der Stadt zu spülen. Die Entscheidung fiel, als die Große Koalition aus SPD und CDU den Senat bildete. Versilbern wollten die Christdemokraten damals auch die städtischen Anteile an der Gewoba, sie scheiterten aber am Widerstand der SPD.
Durch den Verkauf der beiden Gesellschaften kamen in Bremen und Bremerhaven zusammen rund 12.000 Wohnungen auf den Markt, darunter einige Tausend Sozialwohnungen. Die Mieter wurden mit Eigentümern konfrontiert, die anders als die gemeinnützigen Unternehmen vornehmlich an Rendite interessiert waren. Sie sparten am Service und erhöhten die Mieten. Der Wohnungsbestand wechselte wie bei Monopoly mehrfach den Besitzer. Zuletzt vor fünf Jahren, als das Paket von der Vitus-Gruppe an die Deutsche Annington ging. Der neue Eigentümer änderte später den Namen. Heute heißt er Vonovia.
Massive Kritik für Vonovia
Vonovia ist mit annähernd einer halben Million eigenen und für Dritte verwalteten Einheiten das größte Wohnungsunternehmen und der größte private Vermieter in Deutschland. Massive Kritik gab es in den vergangenen Jahren an der Praxis, Wohnungen zu modernisieren, um sie danach deutlich teurer zu vermieten. In Bremen traf das speziell auf Immobilien im Viertel und in Peterswerder zu, die früher der Beamtenbaugesellschaft gehörten. Mehrere Mieter hatten sich gegen die Erhöhungen zur Wehr gesetzt und im vergangenen Jahr vor dem Bremer Landgericht recht bekommen.
Unter dem Eindruck der bundesweiten Proteste hat Vonovia angekündigt, seine Modernisierungsoffensive zurückzufahren. Hintergrund sei eine „dramatisch zurückgegangene“ gesellschaftliche Akzeptanz, sagte Vonovia-Chef Rolf Buch: „Es nutzt nichts, wenn die Leute das nicht wollen.“ Seine Mieten hält Buch für moderat: „Unsere Durchschnittsmiete liegt derzeit bei 6,56 Euro pro Quadratmeter. Das sind keine Luxusmieten.“
Ab sofort will das Unternehmen die geplanten Investitionen von rund einer Milliarde Euro um rund 40 Prozent kürzen. Für die Wohnungen in Bremen waren laut Vonovia ursprünglich fast 50 Millionen Euro vorgesehen. Damit sollten zum Beispiel die Fassaden gedämmt und alte Fenster ausgetauscht werden. Im Durchschnitt mussten die Mieter danach 1,70 Euro pro Quadratmeter mehr zahlen. In einigen Fällen war es aber auch deutlich mehr, bis zu drei Euro. Der Streit entzündet sich oft daran, ob die Kosten überhaupt umgelegt werden dürfen. Bei energetischen Modernisierungen ist das möglich, bei normaler Instandhaltung nicht.