Wer zur Postbank will, muss immer weitere Wege auf sich nehmen: In Bremen sind seit Ende 2017 sechs Filialen geschlossen worden, im näheren Umland mindestens fünf. Das Filialnetz soll bundesweit bis Ende 2022 um 100 auf etwa 700 Standorte ausgedünnt werden. Laut Standortfinder der Deutschen Post gibt es im Bremer Stadtgebiet acht Postbankfilialen und eine in Bremerhaven. In manchen niedersächsischen Landkreisen gibt es keine mehr.
Welche Standorte 2021 und 2022 wegfallen, stehe bisher nicht fest, erklärt Postbank-Sprecher Oliver Rittmaier. Zu den Veränderungen der Anzahl der Filialen in den vergangenen Jahren oder der bestehenden Niederlassungen möchte sich die Postbank, die vor einem Jahr vollständig in die Deutsche Bank eingegliedert worden ist, nicht äußern. Als bundesweit agierende Bank veröffentliche sie „keine regionalen Angaben zu Filial- und Automatennetz sowie der Beschäftigtenzahl“. Klar ist: „Auch in Zukunft wird die Bank die Wirtschaftlichkeit ihres Vertriebsnetzes auf Basis des Kundenverhaltens fortlaufend prüfen und, wo geboten, auch weiter umbauen.“
Im Bremer Umland gibt es laut Post-Standortfinder Gemeinden und Kreise, in denen nichts mehr abzubauen ist. Schwanewede verlor seine Postbank vor drei Jahren, in Weyhe sind Ende 2018 ein Geldautomat und eine Agentur in einer Buchhandlung übrig geblieben. Im gesamten Landkreis Oldenburg gibt es keine einzige reine Postbankfiliale. Macht die Postbank dicht, muss auch die Post ausziehen, das Unternehmen betreibt seit Jahren keine eigenen Zweigstellen mehr. Stattdessen bauen sich Schreibwaren- und Geschenkläden oder Supermärkte mit Postdienstleistungen ein zweites Standbein auf.
In bundesweit etwa 2600 dieser Partnerfilialen besteht laut Rittmaier auch ein „Basisangebot an Finanzdienstleistungen der Postbank“. Dieses umfasse Ein- und Auszahlungen, die Eröffnung eines Girokontos sowie die Annahme von Serviceaufträgen, etwa Adressänderungen oder Vollmachten für Giro- und Sparkonten. Produkte, die eine Beratung erfordern – Ratenkredite oder eine Baufinanzierung etwa – stünden dort nicht zur Verfügung. Für Fragen rund um den Kauf und die Finanzierung eines Hauses gebe es zusätzlich die mobile Finanzberatung.
Kunden nutzen mehr digitale Services
Dem Filialverlust steht ein Ausbau im Digitalen gegenüber. Online-Services würden „stetig zunehmend“ genutzt, so Postbank-Sprecher Rittmaier. Die Corona-Pandemie habe diesen Trend verstärkt. Die Zahl der digitalen Kundenkontakte im deutschen Privatkundengeschäft der Deutschen Bank und Postbank sei um 19 Prozent gegenüber 2019 gestiegen, die Erträge beim Wertpapier-Geschäft der Postbank stammten mittlerweile zu 30 Prozent aus dem digitalen Vertrieb. „Wir gehen davon aus, dass die breite Akzeptanz in der Digitalisierung nachhaltig anhalten wird“, kommentiert Rittmaier.
Die Bremer Verbraucherschützerin Annabel Oelmann hat der Filialabbau zwei Seiten: Wer den persönlichen Service vor Ort gewohnt sei, vermisse die Anlaufstellen. Wer bereits seit Längerem Onlinebanking und andere digitale Angebote nutze, finde es sinnvoll, die Kosten für die Filialen einzusparen. Ein grundsätzliches Versorgungsproblem bestehe nicht: „Wir haben eine Bankenvielfalt ohnegleichen. Wer relativ zentral wohnt, hat viele Alternativen.“ Die Postbank erfülle keine öffentliche Aufgabe, für flächendeckende Finanzdienstleistungen seien laut ihrer Satzung die Sparkassen zuständig, ergänzt Philipp Rehberg vom Referat für Finanzdienstleistungen der Verbraucherzentrale Niedersachsen.
Neben der Kundschaft sind auch die Beschäftigten von dem Filialabbau betroffen. Ankündigungen der Deutschen Bank zufolge werden bis Ende 2022 an den Postbankschaltern etwa 740 Stellen wegfallen. Vor einer Kündigung seien sie dank des Tarifvertrags bis Mitte 2023 geschützt, erläutert Verdi-Gewerkschaftssekretärin Susanne Hylla. Die Beschäftigten berichteten seit der Integration in den Deutsche-Bank-Konzern von einem „anderen Wind“ und einer strafferen Organisation, die stärker an Effizienz und Wirtschaftlichkeit orientiert sei als beim ehemaligen Staatsunternehmen Deutsche Post. „Der Mitarbeiter ist ein Kostenfaktor, und der Kunde muss sich anpassen“, fasst Hylla zusammen.
Eine Zusammenlegung der Filialen von Postbank und Deutsche Bank sei nicht geplant, so Sprecher Rittmaier. Verbraucherschützerin Oelmann rät allen, die den Schalterservice in Wohnortnähe vermissen, zu Pragmatismus. „Der Bankwechsel ist eine Option.“